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Forum / Gesellschaft & Leben

Wie real ist das Internet?

Letzte Nachricht: 14. Mai 2022 um 21:46
E
eisbrecher
24.04.22 um 13:58

Die Art und Weise, wie sich eine Diskussion in einem anderen Unterforum entwickelt hat, brachte mich auf die Idee zu diesem Thread. 

Wie ernst nehmt ihr das Internet und was ihr darin lest? Ist das Internet für euch eine reale Welt oder eher eine Phantasiewelt? Hat es möglicherweise mit dem Alter zu tun, wie man das empfindet und ob man schon mit dem Internet aufgewachsen ist? Oder ist es eher eine Sache der Persönlichkeit: je leichtgläubiger man allgemein ist, desto leichter fällt man auf Internetbetrug herein? Oder vielleicht: je einsamer man ist?

Ich bin kein Digital Native, als ich ein Kind war, gab es das Internet zwar schon, war aber nicht in jedem Haushalt verfügbar wie heute. Wen man Zugang zum Internet hatte, dann eher beruflich und es wurde noch nicht in der Freizeit zur Unterhaltung genutzt. Es war auch nicht üblich, dass jeder einen Computer zu Hause hatte, Smartphones waren noch nicht erfunden. 

Ich nehme das Internet eher als Phantasiewelt wahr. Nie würde ich Internetbekanntschaften den selben Stellenwert einräumen wie Bekanntschaften im realen Leben. Menschen, mit denen ich mich im Internet öfter unterhalte, sind für mich keine Freunde, sondern eher sowas wie Brieffreunde. Das Konzept einer "Internetbeziehung", bei der man sich noch nie im realen Leben getroffen hat und jeder Kontakt nur virtuell stattfindet, ist mir fremd, ich kann mir das nicht vorstellen. Für mich ist das keine Beziehung, da eine zwischenmenschliche Beziehung für mich voraussetzt, dass man sich persönlich trifft und auch Körperkontakt hat. 

Ich denke, dass es Menschen gibt, die sich im Internet ein schöneres Leben herbeischreiben, weil ihr eigenes Leben trostlos ist und sie nicht glücklich sind. Daher darf man nicht alles für bare Münze nehmen, was im Internet geschrieben wird. Das gilt auch für Blogs, Nachrichten, Berichte - es werden im Internet auch Verschwörungsmythen und Fake News verbreitet. Daher muss man unterscheiden lernen, welche Quelle glaubwürdig ist. 

Für mich ist das Internet ein Mittel zum Zweck: um etwas zu recherchieren, mir Wissen anzueignen, Filme und Serien anzuschauen und für die Unterhaltung. Ich vergleiche es gerne mit einem Roman oder einem Fernsehfilm: beide sind zwar real (ich kann das Buch im Laden kaufen oder mit den Film als DVD ins Regal stellen), aber die Handlung ist erfunden.

Wie empfindet ihr das? Gebt bitte an, ob ihr mit dem Internet aufgewachsen seid oder nicht (ich möchte sehen, ob das einen Unterschied macht).

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O
oona_27143300
25.04.22 um 12:49

Ich bin 18 und mit dem Internet aufgewachsen. 
Für mich ist das allerdings eine Fantasiewelt. ich benutze das Internet in erster Linie zum Musik hören, fernsehen und um mich mit meinen Großeltern zu unterhalten. 
Ich google auch gerne mal wenn ich etwas wissen möchte. 

Nachrichten hole ich mir nur von zuverlässigen Quellen. Denn vieles was in den Medien verbreitet wird ist Fake. 


Auch wenn es für mein Alter vielleicht peinlich ist kenne ich facebook, Tinder oder Instagram nur vom hören und sagen. 
Ich unterhalte mich ab und zu mal mit den Leuten hier im Forum. 
Aber Internetfreundschaften pflege ich keine. Die sind für mich nicht real und daher auch nicht wichtig. 

Jeder soll das tun was er möchte, aber ich finde es doch schade wie manche Leute ihre wertvolle Lebenszeit vergeuden nur um auf diversen Plattformen von Fremden Likes oder Aufmerksamkeit zu bekommen. 
 

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C
chaoskeks
25.04.22 um 14:37

Ich bin 26 und bin mit dem Internet aufgewachsen. 
Für mich ist dad Internet so ein bisschen beides. 
Informationsquelle, Voraussetzung dami ich mein Job machen kann, Raum für ernsthaftes und weniger ernsthafts. 
Ort an dem ich mich ab und zu in meiner Freizeit aufhalte. Kein Ort um Reales zu ersetzen oder kompensieren. 

Ich habe über Tinder meine Freundschaft+ gefunden, kennengelernt haben wir uns in der Realität. 
Es tut ganz gut mal ohne Internet zu sein, möchte mir aber wie nicht vorstellen wie es wäre ohne zu sein  

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E
eisbrecher
26.04.22 um 21:37
In Antwort auf oona_27143300

Ich bin 18 und mit dem Internet aufgewachsen. 
Für mich ist das allerdings eine Fantasiewelt. ich benutze das Internet in erster Linie zum Musik hören, fernsehen und um mich mit meinen Großeltern zu unterhalten. 
Ich google auch gerne mal wenn ich etwas wissen möchte. 

Nachrichten hole ich mir nur von zuverlässigen Quellen. Denn vieles was in den Medien verbreitet wird ist Fake. 


Auch wenn es für mein Alter vielleicht peinlich ist kenne ich facebook, Tinder oder Instagram nur vom hören und sagen. 
Ich unterhalte mich ab und zu mal mit den Leuten hier im Forum. 
Aber Internetfreundschaften pflege ich keine. Die sind für mich nicht real und daher auch nicht wichtig. 

Jeder soll das tun was er möchte, aber ich finde es doch schade wie manche Leute ihre wertvolle Lebenszeit vergeuden nur um auf diversen Plattformen von Fremden Likes oder Aufmerksamkeit zu bekommen. 
 

Hallo chantal,

danke für deine interessante Antwort. Ich finde das ungewöhnlich für einen Menschen deines Alters. Sonst habe ich nämlich eher den Eindruck gewonnen, dass junge Menschen keine Sekunde ohne ihr Smartphone und Soziale Medien bzw. Messenger leben können. 

Es ist wirklich schön zu lesen, wie gelassen und verantwortungsbewusst du mit dem Internet umgehst. Ich habe nichts gegen Tinder, Instagram oder Facebook, das sind Unterhaltungsmedien wie alle anderen auch. Man kann sie ruhig nutzen, aber ihnen nicht zuviel Bedeutung beimessen. 

Ich habe aber noch eine Frage: du schreibst, du holst dir deine Informationen aus zuverlässiger Quelle, weil die Medien Fake News verbreiten würden. Welche Quellen meinst du da? Ich denke nämlich, dass es sehr wohl auch seriöse Medien gibt, denen man vertrauen kann, dass sie sorgfältig recherchieren. Aber das sind natürlich nicht alle. 

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E
eisbrecher
26.04.22 um 21:46
In Antwort auf chaoskeks

Ich bin 26 und bin mit dem Internet aufgewachsen. 
Für mich ist dad Internet so ein bisschen beides. 
Informationsquelle, Voraussetzung dami ich mein Job machen kann, Raum für ernsthaftes und weniger ernsthafts. 
Ort an dem ich mich ab und zu in meiner Freizeit aufhalte. Kein Ort um Reales zu ersetzen oder kompensieren. 

Ich habe über Tinder meine Freundschaft+ gefunden, kennengelernt haben wir uns in der Realität. 
Es tut ganz gut mal ohne Internet zu sein, möchte mir aber wie nicht vorstellen wie es wäre ohne zu sein  

Liebe chaoskeks, auch dir danke für deine interessante Antwort.

Ohne Internet wäre vieles schwieriger oder auch langwieriger.

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da konnte man beispielsweise Reisen nur im Reisebüro, Flüge nur am Flughafen oder der Zweigstelle der Fluglinie am Schalter buchen. Man musste in der Bibliothek Bücher aus Papier ausleihen und mit sich herumschleppen und sehr viel Geld dafür ausgeben, sich die einzelnen Seiten zu kopieren, wenn es sich um ein Buch handelte, das man nur vorort entnehmen, aber nicht ausleihen durfte (an der Unibibliothek ist das üblich). Wenn man etwas recherchieren wollte, musste man in die entsprechende Fachbibliothek gehen und mitunter auch länger dorthin fahren. Anrufe ins Ausland waren teuer und man musste von Geschäft zu Geschäft pilgern, um passende Kleidung oder Schuhe zu finden.

Ich bin froh, dass das alles heute auch online übers Internet geht. Auch Amtswege kann man heute vielfach schon online erledigen. 

Meiner Ansicht nach ist das Internet einfach ein Werkzeug, das man nutzen kann. Genauso, wie es seltsam wäre, wenn jemand seine ganze Zeit vor dem Fernseher verbringt oder sich total in der Handlung eines Romans verliert, ist es seltsam, wenn jemand sein ganzes Leben in der virtuellen Welt verbringt und soziale Beziehungen ausschließlich virtuell pflegt. Mich erschüttert es immer wieder, wenn ich (zum Beispiel im Beziehungsforum) lese, dass jemand seinen Partner noch nie getroffen hat und alle Kontakte nur übers Internet stattfanden. 

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O
oona_27143300
27.04.22 um 12:41
In Antwort auf eisbrecher

Hallo chantal,

danke für deine interessante Antwort. Ich finde das ungewöhnlich für einen Menschen deines Alters. Sonst habe ich nämlich eher den Eindruck gewonnen, dass junge Menschen keine Sekunde ohne ihr Smartphone und Soziale Medien bzw. Messenger leben können. 

Es ist wirklich schön zu lesen, wie gelassen und verantwortungsbewusst du mit dem Internet umgehst. Ich habe nichts gegen Tinder, Instagram oder Facebook, das sind Unterhaltungsmedien wie alle anderen auch. Man kann sie ruhig nutzen, aber ihnen nicht zuviel Bedeutung beimessen. 

Ich habe aber noch eine Frage: du schreibst, du holst dir deine Informationen aus zuverlässiger Quelle, weil die Medien Fake News verbreiten würden. Welche Quellen meinst du da? Ich denke nämlich, dass es sehr wohl auch seriöse Medien gibt, denen man vertrauen kann, dass sie sorgfältig recherchieren. Aber das sind natürlich nicht alle. 

Spricht ja auch nichts gegen diese Unterhaltungsplattformen. 
Aber wenn man dadurch den Bezug zur Realität verliert ist das natürlich nicht gut. 
Ich habe in meinem Bekanntenkreis genug Leute die keine fünf Minuten ohne Facebook oder Instagram auskommen. 

Bezüglich Medien muss ich etwas weiter ausholen. 
Meine Mutter kommt aus Österreich. Mein Vater aus China. Natürlich sind da auch beide Länder meine Heimat. 
Die zuverlässige Quelle sind da in erster Linie Familie, Freunde und Bekannte. 

Was hier in Österreich oft für Fake News aus China in den Nachrichten rumgeistern ist echt arg. 
Ist jetzt nur ein Beispiel von vielen, aber vor einiger Zeit war in den Nachrichten ein Lastwagen zu sehen der Leute durch die Straßen gefahren hat. Laut Bericht um Corona Kranke bloß zu stellen. 
In Wirklichkeit war dies ein Gefangenentransport. Und Verbrecher werden in China nun mal nicht nett behandelt. 
Aber solche falsche Berichterstattung vermittelt einen falschen Eindruck. Egal aus welchem Land. 

Wenn schon Nachrichten, dann  sollte da auch besser recherchiert werden. 

Es gab ja auch diese Spaß Nachrichten das Mitarbeiter der Stadt Wien in der Kanalisation sitzen und darauf warten Ungeimpften endlich die Corona Impfung zu verpassen. 
In den chinesischen Nachrichten gab es dann tatsächlich einen Bericht darüber und die Leute nahmen das ernst. 

Seriöse Medien gibt es sicher. Aber leider nur wenige. 
Den größten Mist liest man  aber immer noch im Internet. 
 

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A
alika_27389901
27.04.22 um 13:22

 ich bin 29 und ich sehe das genauso wie du. Ich finde es super praktisch, dass man über das Internet sofort Zugang zu allem hat was einen gerade interessiert. Was ich problematisch finde ist, dass manche Menschen fast nur noch online Beziehungen führen. Nur weil man auf Facebook 500 "Freunde" hat, heisst das noch lange nicht, dass man auch nur einen echten Freund hat. Ich persönlich kann meine Freunde, richtige Freunde um 3 in der Früh anrufen und eine halbe Stunde später sind sie da wenn ich sie brauche. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich echte Freundschaften entwickeln können wenn man sich nicht persönlich kennt. 

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S
schaedelkino
27.04.22 um 14:36

Das ist eine ganz wunderbare Einstellung, mein Kompliment, mach weiter so

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A
allover
27.04.22 um 15:04

Ich bin 55 und das Internet kam somit erst spät in ein Leben. 

Das ganze Thema ist spannend aber auch schwierig, ich glaube ich könnte stundenlang dazu Gedanken aufschreiben 

An sich ist das Internet weder gut noch schlecht, es kommt immer darauf an, wie jemand damit umgeht.

Es gibt Bereiche, die sehr real sind. Ich kann mich mit Menschen, die ich kenne, sehr bequem und schnell austauschen. Ich kann mich sehr schnell informieren, wobei da natürlich Vorsicht geboten ist, weil nicht alles unbedingt stimmt! Aber Sachen wie Telefonnummern oder Öffnungszeiten, die Suche nach einem Handwerksbetrieb und ähnliches ist wesentlich bequemer als früher.

Partnersuche ist sicher auch ein Thema, das so manche Leute betrifft.
Da sehe ich die Lage gespalten. Einerseits kann man schnell und leicht mit vielen Leuten Kontakt aufnehmen. Aber man wird vermutlich erst mal überwiegend gute Eigenschaften erfahren, man kann jemand nicht wirklich einschätzen usw.  Klar, auch real muss man sich erst nach und nach besser kennen lernen, aber es ist doch auch die Ausstrahlung wichtig, die jemand hat. Es gibt Menschen, die ich von ihrer Art her nicht um mich haben könnte...sowas merke ich real sehr schnell...im Netzt vielleicht erst wenn man sich nach Wochen oder Monaten zum ersten Mal trifft.
Oft meint man es könnte passen, aber dann ist die Entfernung und vielleicht berufliche Bindung ein Problem.


Wie gesagt, viele Vorteile, aber auch viele Nachteile.

In einem Forum wie hier, habe ich neben allerhand Fakes auch schon viele Menschen "kennengelernt", mit denen ich mich eigentlich befreundet fühle. Und das Besondere an solchen Freundschaften ist gerade, dass man sich eigentlich nicht kennt. So kann ich mich über Themen unterhalten, über die ich in meinem realen Umfeld mit niemandem reden würde. So etwas tut auch manchmal gut.

Insgesamt möchte ich nicht mehr ohne Internet leben, auch wenn ich manchmal zu viel Zeit damit verbringe. Manchmal sehe ich auch etwas wehmütig auf die Zeit davor zurück. Die hatte auch ihre Vorteile.


 

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laerke_27098577
27.04.22 um 18:02

Das Internet ist real. Es handelt sich um einen Rechnerverbund mittels dessen Daten ausgetauscht werden, dessen Betreiben sehr viel Energie und Ressourcen verbraucht, was zB sehr real zu Lasten der Umwelt und der Rohstoffessourcen des Planeten geht.

Der Datenaustausch wiederum dient
- der Fernsteuerung von Gegenständen und/oder
- der Betrachtung/Mitverfolgung/Beeinflussung von Geschehnissen aus der Ferne, zB über WebCams und (gleichzeitige) Ferngespräche,  und/oder
- der Darstellung von Sachverhalten für (potentielle) Kommunikstionsteilnehmer/innen.

Beim Darstellen von Sachverhalten spielt Virtualität eine Rolle, also der Umstand, dass die Suggestion einer anderen Beschaffenheit hervorgerufen wird als der tatsächlichen Beschaffenheit. Auch dabei spielt die Unzulänglichkeit menschlicher Wahrnehmung und die Manipulierbarkeit der Bewusstmachungsprozesse eine Rolle.

Der Aspekt der Sugestion durch Virtualität ermöglicht es, zu falschen Schlüssen hinsichtlich Tatsachen und/oder Zusammenhängen zu verleiten, zB durch gefälschte Identitäten und anonymisiertes Auftreten, was wiederum viele Menschen als Möglichkeit sehen, der Sanktionierung ihres Verhaltens zu entgehen, was wiederum bei vielen Menschen bei der Interaktion via Internet zu Verhaltensweisen führt, die sie nicht an den Tag legen würden wenn sie negative Sanktionen befürchten müssten.

Die dargestellten Sachverhalte können Tatsachen entsprechen.
Es können aber auch Sachverhalte dargestellt werden, die nicht Tatsachen entsprechen, zB fiktive Sachverhalte - Geschichten von Story-Teller/inne/n auf gofeminin, Textaufgaben in Matheforen, Fallbesprechungen in juristischen Foren, Spielszenarien, zB falsche Tatsachenbehauptungen a k a Lügen.
Bei den dargestellten Sachverhalten kann es sich auch um Absichten und Willenserklärungen handeln - etwa die Absicht, ein Rechtsgeschäft zu tätigen, zB beim Online-Shopping, beim Online-Banking;  etwa die Absicht jemanden zu daten; ...
Die dargestellten Sachverhalte können auch danach eingeteilt werden, ob sie empirischer Natur, abstrakter Natur, metaphysischer Natur etc etc sind.
Oder nach dem Zweck, dem das Darstellen dieser Sachverhalte bzw die Kommunikation dient. (Desinformation, Manipulation, sachliche Vemittlung von Kenntnis über Fakten...)

Das Internet wirkt sich auf den Realitätsbezug und die Wahrnehmung der Dinge und die Denkprozesse und die Meinungsbildung, zB das Menschenbild, und auf das Prioritätensetzen und die Lebensgestaltung und die Einstellung zur Umgebung und auf die materielle Situation und damit auf das Wohlbefinden aus.

Diese Auswirkungen sind mitunter sehr real.

ZB gibt es Leute, die sich wegen Online-Gambling oder dafür, bei einem "normalen" Internetspiel weiterspielen oder im Spiel zusätzliche Möglichkeiten haben zu können, ganz real finanziell verschulden. Menschen sterben ganz real wegen Verhetzung im Internet. Menschen werden durch Internet-Betrug ganz real ruiniert. Menschen leiden ganz real an Cyber-Mobbing und zwar so sehr, dass sie sich deswegen umbringen.

ZB gibt es Leute, denen es im Alltag besser geht wenn sie sich in einem Forum mit Leuten austauschen können, die das selbe Hobby haben wie sie, oder wenn sie auf einem Streaming-Portal ihren Lieblingsfilm sehen können, oder wenn sie die fehlende zwischenmenschliche Interaktion ausserhalb des Internet durch Story-Telling und dabei erfahrene Anteilnahme und Anerkennung kompensieren können.

Das Diskussionsverhalten im Internet zeigt eindrücklich ganz reale Aspekte der menschlichen Natur, zB wann bei Diskussionsteilnehmer/inne/n die Amygdala überreagiert, und wann die Ratio die Oberhand hat, und wann es um ein Problem und wann es nicht um die Sache sondern um Macht- und Meinungskampf und Rangordnung im Gefüge der Diskussionsteilnehmer/innen geht.

Da man sich Darstellungen fiktiver Sachverhalte hingeben kann, wird das Internet recht häufig zur "Realitätsflucht" verwendet. In einem gewissen Maß kann das der Psychohygiene dienen. Im Übermaß, wenn man darüber die Daseinssicherung und das Wahrnehmen anderer Interessen vergisst, kann das sehr schädlich sein.

Insofern als ich sehr häufig mit dem Internet konfrontiert bin -- zB von Berufswegen wird von mir verlangt, im Büro über Desktop-Machinen, über Tablet-PC und über SmartPhone vernetzt und ständig erreichbar zu sein und alles mögliche abrufen zu können, und ich es auch in der Freizeit nutze -- , ist das reale Internet ein Aspekt, der sich bei mir auf viele Daseinsbereiche auswirkt. Ich bin 30 Jahre alt, Jahrgang 1991, und habe das Wachsen des Internet als Kleinkind/Kind miterlebt. Meine Eltern und meine Schwestern starben als ich acht Jahre alt war. Im Internat, mit neun Jahren, hatte ich dank meinem Onkel mein erstes Laptop. Noch nicht vernetzt, Linux/Slackware, aber ich lernte den Umgang mit Computern. Im Jahr 2000 auch mein erstes Handy, was kein SmartPhone war. Im Jahr 2002, mit elf, mein erstes eigenes internetfähiges Laptop - Acer Travel Mate 100 - da konnte man das TouchScreen-Display um 180 Grad klappen und an den Rechnerteil anlegen das Ding dann wie eine Art Tablet-PC benutzen, wurde ziemlich schnell warm; Windows XP; W-LAN in der Schule in keinster Weise abgesichert; Alterskontrollen haben keinen interessiert... Bei meinem war noch so ein Pen dabei.

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bissfest
bissfest
27.04.22 um 18:33

Ich bin fünfundvierzig Jahre alt, so wie du ohne Internet und Smartphone aufgewachsen. Ich erinnere mich noch daran, als es begann, dass man an der Uni computergetippte Texte abgeben musste und keine von Hand geschriebenen mehr. 

Nun weiß ich  nicht, ob das für mich spricht (im Sinne einer Ehrlichkeit) oder ob ich einfach heillos naiv bin: Ich bin immer derselbe Mensch, egal, ob man vor mir steht oder mir in der virtuellen Welt schreibt. 

Ich habe hier beispielsweise Menschen kennengelernt, die über die Jahre zu Freunden im realen Leben wurden. Ich habe hier sogar einmal jemanden kennengelernt, mit dem ich dann in einer mehrjährigen Beziehung war. Ich gebe gewisse persönliche Informationen über mich online nicht preis, aber ich präsentiere mich im Internet nicht anders und ich denke mir, dass am anderen Ende der Leitung immer ein Mensch sitzt, der entscheiden kann, ob er sich ehrlich zeigt oder nicht. Natürlich verleiht die persönliche Begegnung einem Kontakt immer eine neue wichtige weitere Dimension, die durch nichts, nicht die größte Vertrautheit im Schreibkontakt zu ersetzen ist. Aber gerade wenn es darum geht, das Herz auszuschütten oder Meinungen einzuholen, ist es mir gar nicht so wichtig, die Person jemals real zu treffen. Ich bin da vielleicht ein "metaphysischer Typ". Ich brauche keine physische Nähe, um Vertrautheit zu spüren. Ich kann auf der freundschaftlichen Ebene auch beim Schreiben Zuneigung empfinden und so langjährige Schreibkontakte genießen, denen ich Zuneigung und Vertrauen entgegenbringe, ohne die Person jemals real getroffen zu haben, allerdings sind diese Kontakte nach einer Weile nicht mehr anonym, sondern werden über die sozialen Medien oder per E-Mail gepflegt und oft ist die räumliche Trennung der Grund, aus welchem man sich noch nie getroffen hat. 

Ich schreibe hier von virtuellen tieferen Schreibkontakten und nicht etwa von der Welt der Bilder in den sozialen Medien, bei der es darum geht, mit anderen Fotos oder den derzeitigen Verbleib beispielsweise an einem Urlaubsort zu teilen, damit die anderen dies kommentieren oder man möglichst viele Likes erhält. Derartige Konten habe ich schon lange gelöscht, weil ich diesen Aspekt des Internets sehr uninteressant finde. 

Daten- und Informationsbeschaffung funktioniert über das Internet einerseits wunderbar. Kritisch sehe ich die Qualität vieler Texte und Quellen. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass man möglicherweise eine Art Respekt vor dem gedruckten Wort hat, ist es nicht unkritisch zu betrachten, dass jeder seinen Senf virtuell abgeben kann (ich eingeschlossen). Aber ich denke, dass die Vorteile (Kommunikation und Daten- und Informationsbeschaffung) bei Weitem überwiegen. Allerdings sollte man nicht damit aufhören, Bücher zu lesen, weil die Qualität vieler Texte im Internet nicht an jene der Literatur (sei diese nun in Form von E-Books oder in einem Buch in Papierform festgehalten) herankommt. 

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L
laerke_27098577
27.04.22 um 18:42
In Antwort auf bissfest

Ich bin fünfundvierzig Jahre alt, so wie du ohne Internet und Smartphone aufgewachsen. Ich erinnere mich noch daran, als es begann, dass man an der Uni computergetippte Texte abgeben musste und keine von Hand geschriebenen mehr. 

Nun weiß ich  nicht, ob das für mich spricht (im Sinne einer Ehrlichkeit) oder ob ich einfach heillos naiv bin: Ich bin immer derselbe Mensch, egal, ob man vor mir steht oder mir in der virtuellen Welt schreibt. 

Ich habe hier beispielsweise Menschen kennengelernt, die über die Jahre zu Freunden im realen Leben wurden. Ich habe hier sogar einmal jemanden kennengelernt, mit dem ich dann in einer mehrjährigen Beziehung war. Ich gebe gewisse persönliche Informationen über mich online nicht preis, aber ich präsentiere mich im Internet nicht anders und ich denke mir, dass am anderen Ende der Leitung immer ein Mensch sitzt, der entscheiden kann, ob er sich ehrlich zeigt oder nicht. Natürlich verleiht die persönliche Begegnung einem Kontakt immer eine neue wichtige weitere Dimension, die durch nichts, nicht die größte Vertrautheit im Schreibkontakt zu ersetzen ist. Aber gerade wenn es darum geht, das Herz auszuschütten oder Meinungen einzuholen, ist es mir gar nicht so wichtig, die Person jemals real zu treffen. Ich bin da vielleicht ein "metaphysischer Typ". Ich brauche keine physische Nähe, um Vertrautheit zu spüren. Ich kann auf der freundschaftlichen Ebene auch beim Schreiben Zuneigung empfinden und so langjährige Schreibkontakte genießen, denen ich Zuneigung und Vertrauen entgegenbringe, ohne die Person jemals real getroffen zu haben, allerdings sind diese Kontakte nach einer Weile nicht mehr anonym, sondern werden über die sozialen Medien oder per E-Mail gepflegt und oft ist die räumliche Trennung der Grund, aus welchem man sich noch nie getroffen hat. 

Ich schreibe hier von virtuellen tieferen Schreibkontakten und nicht etwa von der Welt der Bilder in den sozialen Medien, bei der es darum geht, mit anderen Fotos oder den derzeitigen Verbleib beispielsweise an einem Urlaubsort zu teilen, damit die anderen dies kommentieren oder man möglichst viele Likes erhält. Derartige Konten habe ich schon lange gelöscht, weil ich diesen Aspekt des Internets sehr uninteressant finde. 

Daten- und Informationsbeschaffung funktioniert über das Internet einerseits wunderbar. Kritisch sehe ich die Qualität vieler Texte und Quellen. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass man möglicherweise eine Art Respekt vor dem gedruckten Wort hat, ist es nicht unkritisch zu betrachten, dass jeder seinen Senf virtuell abgeben kann (ich eingeschlossen). Aber ich denke, dass die Vorteile (Kommunikation und Daten- und Informationsbeschaffung) bei Weitem überwiegen. Allerdings sollte man nicht damit aufhören, Bücher zu lesen, weil die Qualität vieler Texte im Internet nicht an jene der Literatur (sei diese nun in Form von E-Books oder in einem Buch in Papierform festgehalten) herankommt. 

> dass man an der Uni computergetippte Texte abgeben musste und keine von Hand geschriebenen mehr. 

Mein Onkel erzählt von den schönen Zeiten als er im Studium beim Tippen wichtiger Arbeiten mit Tipp-Ex und Durchschlagpapier an der mechanischen Schreibmaschine sass und keinen Strom brauchte, aber bei schlimmen Tippfehlern die angefangene Seite nochmal neu tippen musste ...

Als ich im Internat war hat er mir oft Briefe von Hand auf Papier geschrieben und mit der Post geschickt und ich habe ihm auf die selbe Weise geantwortet, weil ihm das leichtergefallen ist als E-Mails am Computer abzurufen und dergleichen.
Mein erster Brief hat mir ein Buch über Penmanship eingebracht, weil er meine Handschrift so schrecklich fand.

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A
adraste
30.04.22 um 6:05
In Antwort auf eisbrecher

Die Art und Weise, wie sich eine Diskussion in einem anderen Unterforum entwickelt hat, brachte mich auf die Idee zu diesem Thread. 

Wie ernst nehmt ihr das Internet und was ihr darin lest? Ist das Internet für euch eine reale Welt oder eher eine Phantasiewelt? Hat es möglicherweise mit dem Alter zu tun, wie man das empfindet und ob man schon mit dem Internet aufgewachsen ist? Oder ist es eher eine Sache der Persönlichkeit: je leichtgläubiger man allgemein ist, desto leichter fällt man auf Internetbetrug herein? Oder vielleicht: je einsamer man ist?

Ich bin kein Digital Native, als ich ein Kind war, gab es das Internet zwar schon, war aber nicht in jedem Haushalt verfügbar wie heute. Wen man Zugang zum Internet hatte, dann eher beruflich und es wurde noch nicht in der Freizeit zur Unterhaltung genutzt. Es war auch nicht üblich, dass jeder einen Computer zu Hause hatte, Smartphones waren noch nicht erfunden. 

Ich nehme das Internet eher als Phantasiewelt wahr. Nie würde ich Internetbekanntschaften den selben Stellenwert einräumen wie Bekanntschaften im realen Leben. Menschen, mit denen ich mich im Internet öfter unterhalte, sind für mich keine Freunde, sondern eher sowas wie Brieffreunde. Das Konzept einer "Internetbeziehung", bei der man sich noch nie im realen Leben getroffen hat und jeder Kontakt nur virtuell stattfindet, ist mir fremd, ich kann mir das nicht vorstellen. Für mich ist das keine Beziehung, da eine zwischenmenschliche Beziehung für mich voraussetzt, dass man sich persönlich trifft und auch Körperkontakt hat. 

Ich denke, dass es Menschen gibt, die sich im Internet ein schöneres Leben herbeischreiben, weil ihr eigenes Leben trostlos ist und sie nicht glücklich sind. Daher darf man nicht alles für bare Münze nehmen, was im Internet geschrieben wird. Das gilt auch für Blogs, Nachrichten, Berichte - es werden im Internet auch Verschwörungsmythen und Fake News verbreitet. Daher muss man unterscheiden lernen, welche Quelle glaubwürdig ist. 

Für mich ist das Internet ein Mittel zum Zweck: um etwas zu recherchieren, mir Wissen anzueignen, Filme und Serien anzuschauen und für die Unterhaltung. Ich vergleiche es gerne mit einem Roman oder einem Fernsehfilm: beide sind zwar real (ich kann das Buch im Laden kaufen oder mit den Film als DVD ins Regal stellen), aber die Handlung ist erfunden.

Wie empfindet ihr das? Gebt bitte an, ob ihr mit dem Internet aufgewachsen seid oder nicht (ich möchte sehen, ob das einen Unterschied macht).

Na was gabs denn jetzt schon wieder?
 

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nice-to-be-here
nice-to-be-here
30.04.22 um 7:06

Ich bin eine Frau (57) und nutze das Internet beruflich und privat. Aufgewachsen bin ich damit nicht, aber ich habe es sofort in mein Leben gelassen, als es für mich zur Verfügung stand. Am Anfang für Recherchen, später auch zur Unterhaltung und selbstverständlich auch für Buchungen, Einkäufe, Online-Banking usw.

Alles glauben sollte man nicht. Es gibt sehr viele Fake-News und betrügerische Angriffe. 

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R
rosalie95
01.05.22 um 17:23

Im Internet ist so gut wie nichts real.

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A
adraste
02.05.22 um 6:12
In Antwort auf rosalie95

Im Internet ist so gut wie nichts real.

Sio einQuatsch.

Wofuer nutzt Du es denn?

Wenn Du nur inForen zbhaengst- klar, da kannDir das begegnen.
Dann bist Du selbst Schuld.

Ich nutze es vorwiegend alsInfoquelle- historische Webseiten historischeFilme Webseiten zu anderen Themenschwerpunkten. 

Da kann man kaum von nicht real reden

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E
eisbrecher
05.05.22 um 23:55
In Antwort auf adraste

Na was gabs denn jetzt schon wieder?
 

Nichts Besonderes . In einem Thread in einem anderen Unterforum driftete die Diskussion zu diesem Thema ab (Kontakte im Internet) und ich fand einfach, dass es einen eigenen Thread wert wäre.

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E
eisbrecher
05.05.22 um 23:56
In Antwort auf rosalie95

Im Internet ist so gut wie nichts real.

Danke für deine Antwort. Warum denkst du das, magst du das näher ausführen?

Das Internet ist ja vielfältig und es kommt immer auf die Nutzung an.

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E
eisbrecher
05.05.22 um 23:58
In Antwort auf nice-to-be-here

Ich bin eine Frau (57) und nutze das Internet beruflich und privat. Aufgewachsen bin ich damit nicht, aber ich habe es sofort in mein Leben gelassen, als es für mich zur Verfügung stand. Am Anfang für Recherchen, später auch zur Unterhaltung und selbstverständlich auch für Buchungen, Einkäufe, Online-Banking usw.

Alles glauben sollte man nicht. Es gibt sehr viele Fake-News und betrügerische Angriffe. 

Auch dir danke für deine Antwort.

Ja, ich sehe es wie du. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das Internet für dich eher eine Art Werkzeug, das man eben benutzt, wenn man es für irgendwas benötigt. Das kann Unterhaltung sein, aber auch Bankgeschäfte, Recherchen usw.

Ich finde, dass man so oder so nicht alles glauben sollte. Betrug gibt es ja auch offline. Man denke an die Enkeltricks/Neffentricks. 

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E
eisbrecher
06.05.22 um 0:02
In Antwort auf alika_27389901

 ich bin 29 und ich sehe das genauso wie du. Ich finde es super praktisch, dass man über das Internet sofort Zugang zu allem hat was einen gerade interessiert. Was ich problematisch finde ist, dass manche Menschen fast nur noch online Beziehungen führen. Nur weil man auf Facebook 500 "Freunde" hat, heisst das noch lange nicht, dass man auch nur einen echten Freund hat. Ich persönlich kann meine Freunde, richtige Freunde um 3 in der Früh anrufen und eine halbe Stunde später sind sie da wenn ich sie brauche. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich echte Freundschaften entwickeln können wenn man sich nicht persönlich kennt. 

Danke für deine Antwort. 

Das ist tatsächlich irritierend. Warum denkst du, dass es so ist? Was finden Menschen an reinen Onlinefreundschaften oder -beziehungen so interessant?

Ich kann mir das auch nicht vorstellen. Persönlicher Kontakt ist mir wichtig, es muss ja nicht täglich sein. 
ich kann mir auch nicht vorstellen, wie eine Liebesbeziehung laufen soll, wenn man einander nie trifft. Auch die Sexualität ist doch ein wichtiger Punkt in einer Beziehung. Cybersex ist für mich definitiv kein "richtiger" Sex. 

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E
eisbrecher
06.05.22 um 0:20
In Antwort auf laerke_27098577

Das Internet ist real. Es handelt sich um einen Rechnerverbund mittels dessen Daten ausgetauscht werden, dessen Betreiben sehr viel Energie und Ressourcen verbraucht, was zB sehr real zu Lasten der Umwelt und der Rohstoffessourcen des Planeten geht.

Der Datenaustausch wiederum dient
- der Fernsteuerung von Gegenständen und/oder
- der Betrachtung/Mitverfolgung/Beeinflussung von Geschehnissen aus der Ferne, zB über WebCams und (gleichzeitige) Ferngespräche,  und/oder
- der Darstellung von Sachverhalten für (potentielle) Kommunikstionsteilnehmer/innen.

Beim Darstellen von Sachverhalten spielt Virtualität eine Rolle, also der Umstand, dass die Suggestion einer anderen Beschaffenheit hervorgerufen wird als der tatsächlichen Beschaffenheit. Auch dabei spielt die Unzulänglichkeit menschlicher Wahrnehmung und die Manipulierbarkeit der Bewusstmachungsprozesse eine Rolle.

Der Aspekt der Sugestion durch Virtualität ermöglicht es, zu falschen Schlüssen hinsichtlich Tatsachen und/oder Zusammenhängen zu verleiten, zB durch gefälschte Identitäten und anonymisiertes Auftreten, was wiederum viele Menschen als Möglichkeit sehen, der Sanktionierung ihres Verhaltens zu entgehen, was wiederum bei vielen Menschen bei der Interaktion via Internet zu Verhaltensweisen führt, die sie nicht an den Tag legen würden wenn sie negative Sanktionen befürchten müssten.

Die dargestellten Sachverhalte können Tatsachen entsprechen.
Es können aber auch Sachverhalte dargestellt werden, die nicht Tatsachen entsprechen, zB fiktive Sachverhalte - Geschichten von Story-Teller/inne/n auf gofeminin, Textaufgaben in Matheforen, Fallbesprechungen in juristischen Foren, Spielszenarien, zB falsche Tatsachenbehauptungen a k a Lügen.
Bei den dargestellten Sachverhalten kann es sich auch um Absichten und Willenserklärungen handeln - etwa die Absicht, ein Rechtsgeschäft zu tätigen, zB beim Online-Shopping, beim Online-Banking;  etwa die Absicht jemanden zu daten; ...
Die dargestellten Sachverhalte können auch danach eingeteilt werden, ob sie empirischer Natur, abstrakter Natur, metaphysischer Natur etc etc sind.
Oder nach dem Zweck, dem das Darstellen dieser Sachverhalte bzw die Kommunikation dient. (Desinformation, Manipulation, sachliche Vemittlung von Kenntnis über Fakten...)

Das Internet wirkt sich auf den Realitätsbezug und die Wahrnehmung der Dinge und die Denkprozesse und die Meinungsbildung, zB das Menschenbild, und auf das Prioritätensetzen und die Lebensgestaltung und die Einstellung zur Umgebung und auf die materielle Situation und damit auf das Wohlbefinden aus.

Diese Auswirkungen sind mitunter sehr real.

ZB gibt es Leute, die sich wegen Online-Gambling oder dafür, bei einem "normalen" Internetspiel weiterspielen oder im Spiel zusätzliche Möglichkeiten haben zu können, ganz real finanziell verschulden. Menschen sterben ganz real wegen Verhetzung im Internet. Menschen werden durch Internet-Betrug ganz real ruiniert. Menschen leiden ganz real an Cyber-Mobbing und zwar so sehr, dass sie sich deswegen umbringen.

ZB gibt es Leute, denen es im Alltag besser geht wenn sie sich in einem Forum mit Leuten austauschen können, die das selbe Hobby haben wie sie, oder wenn sie auf einem Streaming-Portal ihren Lieblingsfilm sehen können, oder wenn sie die fehlende zwischenmenschliche Interaktion ausserhalb des Internet durch Story-Telling und dabei erfahrene Anteilnahme und Anerkennung kompensieren können.

Das Diskussionsverhalten im Internet zeigt eindrücklich ganz reale Aspekte der menschlichen Natur, zB wann bei Diskussionsteilnehmer/inne/n die Amygdala überreagiert, und wann die Ratio die Oberhand hat, und wann es um ein Problem und wann es nicht um die Sache sondern um Macht- und Meinungskampf und Rangordnung im Gefüge der Diskussionsteilnehmer/innen geht.

Da man sich Darstellungen fiktiver Sachverhalte hingeben kann, wird das Internet recht häufig zur "Realitätsflucht" verwendet. In einem gewissen Maß kann das der Psychohygiene dienen. Im Übermaß, wenn man darüber die Daseinssicherung und das Wahrnehmen anderer Interessen vergisst, kann das sehr schädlich sein.

Insofern als ich sehr häufig mit dem Internet konfrontiert bin -- zB von Berufswegen wird von mir verlangt, im Büro über Desktop-Machinen, über Tablet-PC und über SmartPhone vernetzt und ständig erreichbar zu sein und alles mögliche abrufen zu können, und ich es auch in der Freizeit nutze -- , ist das reale Internet ein Aspekt, der sich bei mir auf viele Daseinsbereiche auswirkt. Ich bin 30 Jahre alt, Jahrgang 1991, und habe das Wachsen des Internet als Kleinkind/Kind miterlebt. Meine Eltern und meine Schwestern starben als ich acht Jahre alt war. Im Internat, mit neun Jahren, hatte ich dank meinem Onkel mein erstes Laptop. Noch nicht vernetzt, Linux/Slackware, aber ich lernte den Umgang mit Computern. Im Jahr 2000 auch mein erstes Handy, was kein SmartPhone war. Im Jahr 2002, mit elf, mein erstes eigenes internetfähiges Laptop - Acer Travel Mate 100 - da konnte man das TouchScreen-Display um 180 Grad klappen und an den Rechnerteil anlegen das Ding dann wie eine Art Tablet-PC benutzen, wurde ziemlich schnell warm; Windows XP; W-LAN in der Schule in keinster Weise abgesichert; Alterskontrollen haben keinen interessiert... Bei meinem war noch so ein Pen dabei.

Danke dir für deine sehr ausführliche Antwort. 

Es tut mir sehr leid, dass du deine Eltern so früh verloren hast. 

Das Internet als Verband von Rechnern in einem Netzwerk ist in der Tat real, aber nicht alle Inhalte, die man dort abrufen kann, sind es. Manche sind Fiktion und solange man sie als solche erkennt und sich durch diese Fiktion unterhalten fühlt, ist alles in Ordnung. Das Problem ist aber eben genau das, dass man eben nicht immer zweifelsfrei zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann. Ist der, der sich mit mir gerade unterhält, überhaupt ein Mensch oder ist es eine KI? Was von dem, das mir da erzählt wird, entspricht der Wahrheit? Wenn jemand lügt, warum tut er das?

Gerade in Foren wie hier habe ich oft den Eindruck, dass manche User Geschichten erzählen. Manche tun das wohl, weil ihr eigenes Leben nicht so interessant erscheint und sie sich deshalb ein neues, besseres Leben erfinden. Das ist das, was ich unter Realitätsflucht verstehe. Aber ist das nicht Zeitverschwendung, wenn man sich sein Leben im Internet erfindet, anstatt seine Energie dafür zu verwenden, das reale Leben besser zu gestalten?

Es gibt bestimmt auch Menschen, die andere absichtlich und aus bösen Motiven heraus hinters Licht führen. Ich kann ja noch nachvollziehen, wenn jemand das aus finanziellen Motiven tut, aber jemandem einfach nur so zum Spaß eine total fremde Person vorzugaukeln, um eine Beziehung aufzubauen - das verstehe ich nicht. Warum tut man das? 

Diskussionsverhalten im Internet empfinde ich als roher und unhöflicher als im realen Leben. Ich denke mir oft, dass die Menschen Dinge, die sie hier unter dem Deckmantel der Anonymität schreiben, einem Menschen persönlich nie ins Gesicht sagen würden. Sie würden es auch nicht in einem Brief schreiben, den sie mit ihrem vollen Namen unterzeichnen. Nicht in diesem Ton, nicht in dieser Wortwahl. Sie würden wahrscheinlich ihrer Meinung genauso Ausdruck verleihen, nur würden sie sich überlegen, wie sie diese formulieren.

Im Internet wähnt man sich anonym und es stimmt ja auch in gewisser Weise: wenn man nicht freiwillig seinen Namen, eine E-Mail-Adresse mit Vornamen und Nachnamen oder andere Daten bekannt gibt (das ist ja hier zum Beispiel bei einer Registrierung nicht notwendig), ist man nicht so einfach ausfindig zu machen. Die IP-Adresse kann man verschleiern und selbst wenn man das nicht tut, kann man damit nur das Land und den Provider ausfindig machen. Wer welche IP wann genutzt hat, weiß der Provider zwar, wird sie aber nur herausgeben, wenn ein Gerichtsbeschluss vorliegt. Wegen eines rauen Umgangstons in einem Forum wird sich kein Gericht der Welt diese Mühe machen. Man kann also mehr oder weniger ungestraft beleidigen und beschimpfen. Natürlich kommt die Persönlichkeit eines Menschen auch in Internetdiskussionen durch, aber ich denke, dass man sich hier weniger beherrscht als im realen Leben.

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E
eisbrecher
06.05.22 um 0:34
In Antwort auf bissfest

Ich bin fünfundvierzig Jahre alt, so wie du ohne Internet und Smartphone aufgewachsen. Ich erinnere mich noch daran, als es begann, dass man an der Uni computergetippte Texte abgeben musste und keine von Hand geschriebenen mehr. 

Nun weiß ich  nicht, ob das für mich spricht (im Sinne einer Ehrlichkeit) oder ob ich einfach heillos naiv bin: Ich bin immer derselbe Mensch, egal, ob man vor mir steht oder mir in der virtuellen Welt schreibt. 

Ich habe hier beispielsweise Menschen kennengelernt, die über die Jahre zu Freunden im realen Leben wurden. Ich habe hier sogar einmal jemanden kennengelernt, mit dem ich dann in einer mehrjährigen Beziehung war. Ich gebe gewisse persönliche Informationen über mich online nicht preis, aber ich präsentiere mich im Internet nicht anders und ich denke mir, dass am anderen Ende der Leitung immer ein Mensch sitzt, der entscheiden kann, ob er sich ehrlich zeigt oder nicht. Natürlich verleiht die persönliche Begegnung einem Kontakt immer eine neue wichtige weitere Dimension, die durch nichts, nicht die größte Vertrautheit im Schreibkontakt zu ersetzen ist. Aber gerade wenn es darum geht, das Herz auszuschütten oder Meinungen einzuholen, ist es mir gar nicht so wichtig, die Person jemals real zu treffen. Ich bin da vielleicht ein "metaphysischer Typ". Ich brauche keine physische Nähe, um Vertrautheit zu spüren. Ich kann auf der freundschaftlichen Ebene auch beim Schreiben Zuneigung empfinden und so langjährige Schreibkontakte genießen, denen ich Zuneigung und Vertrauen entgegenbringe, ohne die Person jemals real getroffen zu haben, allerdings sind diese Kontakte nach einer Weile nicht mehr anonym, sondern werden über die sozialen Medien oder per E-Mail gepflegt und oft ist die räumliche Trennung der Grund, aus welchem man sich noch nie getroffen hat. 

Ich schreibe hier von virtuellen tieferen Schreibkontakten und nicht etwa von der Welt der Bilder in den sozialen Medien, bei der es darum geht, mit anderen Fotos oder den derzeitigen Verbleib beispielsweise an einem Urlaubsort zu teilen, damit die anderen dies kommentieren oder man möglichst viele Likes erhält. Derartige Konten habe ich schon lange gelöscht, weil ich diesen Aspekt des Internets sehr uninteressant finde. 

Daten- und Informationsbeschaffung funktioniert über das Internet einerseits wunderbar. Kritisch sehe ich die Qualität vieler Texte und Quellen. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass man möglicherweise eine Art Respekt vor dem gedruckten Wort hat, ist es nicht unkritisch zu betrachten, dass jeder seinen Senf virtuell abgeben kann (ich eingeschlossen). Aber ich denke, dass die Vorteile (Kommunikation und Daten- und Informationsbeschaffung) bei Weitem überwiegen. Allerdings sollte man nicht damit aufhören, Bücher zu lesen, weil die Qualität vieler Texte im Internet nicht an jene der Literatur (sei diese nun in Form von E-Books oder in einem Buch in Papierform festgehalten) herankommt. 

Danke für eine Antwort.

Wie sich eine Beziehung entwickelt, wenn man sich im Internet kennenlernt, hängt ja von den Menschen ab. Man kann sich im Internet kennenlernen und dann im realen Leben Freundschaft schließen oder eine Beziehung eingehen. Das funktioniert aber meines Erachtens nur dann, wenn man sich irgendwann auch im realen Leben trifft und die Beziehung aus dem Internet, aus der Anonymität holt. Und gerade das passiert heute oft nicht mehr. Die Beziehungen bleiben im Internet und diese Onlinebeziehung wird mit einer realen Beziehung gleichgesetzt.

Das ist etwas, das ich nicht nachvollziehen kann. Eine solche Beziehung ist für mich das, was man früher in der Zeit vor dem Internet Brieffreundschaft nannte. Auch eine Brieffreundschaft konnte eng werden, indem man einander persönliche Dinge anvertraute, aber niemand wäre auf die Idee gekommen, eine Brieffreundschaft als "beste Freundin/besten Freund/Partner/in" zu bezeichnen. Oft hätte man diese/n Brieffreund/in gern getroffen, es war aber aufgrund der räumlichen Distanz nicht möglich. In meiner Jugend war es nicht üblich, einfach schnell mal so übers Wochenende in ein anderes Land zu fliegen.

Wenn man nach Informationen im Internet sucht, muss man selektieren. Ich finde das nicht so schwer, weil man meist schnell erkennt, wenn die Quelle unseriös ist. Wenn eine Website kein Impressum haben, kannst du die Quelle schon mal vergessen, ist es eine private Website oder ein Blog, dann ebenfalls. Das heißt nicht, dass es nicht auch interessant sein kann, solche Dinge zu lesen, weil sie eine Einstellung verraten. Auch Bücher sind in Zeiten des self publishing nicht immer qualitativ hochwertig, mittlerweile kann jeder seine Worte zu einem Buch werden lassen. Auch da muss man darauf achten, wie es publiziert wurde. Und sogar große Verlage publizieren manchmal Schund, man denke an diese ganzen kitschigen Liebesromane. Respekt hat denke ich mittlerweile niemand mehr vor gedrucktem Wort und das hat mit der Erfindung von Druckern angefangen. 

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L
luzian_27696717
10.05.22 um 8:13

Für mich ist das Internet Fluch & Segen zugleich, speziell wenn ich all die Leute sehe die nur noch vor ihrem Handy herumhängen, wenn man heutzutage unterwegs ist starren alle nur noch auf ihr Handy, ich finde diese entwicklung sehr bedenklich 

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E
eisbrecher
14.05.22 um 21:46
In Antwort auf luzian_27696717

Für mich ist das Internet Fluch & Segen zugleich, speziell wenn ich all die Leute sehe die nur noch vor ihrem Handy herumhängen, wenn man heutzutage unterwegs ist starren alle nur noch auf ihr Handy, ich finde diese entwicklung sehr bedenklich 

Ich verstehe das auch irgendwo. Was soll man sonst tun, wenn man beispielsweise länger mit dem Zug oder der Straßenbahn fährt? Früher hatte man eine Zeitung oder ein Buch dabei, heute ist es eben das Smartphone. Es mag sich eben nicht jeder mit Fremden unterhalten und aus dem Fenster sehen ist auch nicht immer sehr spannend. 

Was ich allerdings nicht mag: wenn man sich mit jemandem trifft und dann nebeneinander sitzt und sich erst wieder nur mit dem Smartphone beschäftigt. Dann braucht man sich erst gar nicht zu treffen. 

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