Liebe Forumsmitglieder,
ich habe lange überlegt, aber ich brauche wen zum Reden.
Ich bin bald 45, kinderlos und ohne Partner. Und empfinde diese Lebensweise als richtig für mich, ich fühle mich glücklich. Nach einem sehr schlimmen Burnout habe ich entschieden, endlich den Weg zu gehen, der sich richtig anfühlt. Habe sehr viele Ängste überwunden und mache jetzt vieles, wovon ich immer nur zu träumen wagte.
Ich lebe jetzt zehn Jahre allein, nicht, weil sich niemand gefunden hätte, sondern weil ich nicht um jeden Preis einen Partner wollte, nicht (schon wieder) der Besitz eines anderen sein wollte und mir noch niemand begegnet ist, der auf meiner Welle schwimmt. Ich bin nicht auf der Suche, wollte mich lange nicht binden und hatte nur lose Freundschaften, weil ich erfahren musste, wie sich eine krankmachende Beziehung anfühlt und das wollte ich nicht mehr. Ich war schon etwas geschädigt. Mittlerweile wäre ich schon wieder offen, aber wie gesagt, nicht um jeden Preis.
Wobei das noch vorher begann.... Ich kämpfte jahrelang (insgesamt 7) um das Leben meines Vaters, hatte wöchentlich die Rettung bei mir, ich kannte alle Intensivstation meiner Großstadt von innen und hatte eine sehr sehr schwere Zeit. Als mein Vater dann doch starb, zerbrach etwas in mir, mich schmiss es aus der Bahn, ich verlor den Lebenssinn.
Und niemand fing mich damals auf. Meine Mutter? Fehlanzeige. Sie verstand nicht einmal, wieso ich trauere. Sie liebte meinen Vater nicht. Allgemein wälzte sie auch jede Verantwortung auf mich ab, ließ mich allein. Schon als Kind eigentlich. Das waren auch verdrehte Rollen. Aber ich will mich jetzt nicht zu lange aufhalten.
Als mein Vater starb, starb auch mein Kinderwunsch. Zum einen wollte ich nicht, dass jemals ein Kind solch einen großen Schmerz empfinden muss, wenn ich einmal sterbe und gleichzeitig war jede Geburt für mich ein Todesurteil für das Kind. Ich habe mir wirklich schwer getan in dieser Zeit, noch zu funktionieren. Meine beiden älteren Geschwister hatten da schon Kinder. Ich war ganz allein mit meinem großen Schmerz. Meine Mutter wie gesagt sah es nicht ein, wieso ich so litt - Trösten? Wozu denn.
In der Folge ließ ich mich auf einen Mann ein, der mir gar nicht gut tat (erwähnte krankmachende Beziehung). Dies vor allem deswegen, weil ich meiner Mutter etwas zu Fleiß machen wollte, weil dieser Mann genau das Gegenteil war, was sie sich als Schwiegersohn wünschte. Ich weiß heute natürlich, dass ich nur mir damit geschadet habe.
Ich entwickelte immer größeren Groll auf meine Mutter, die der negativste und egoistischste Mensch ist, den ich kenne. Ich bin ihr auf Lügen draufgekommen, aber am meisten störte es mich, dass sie mir immer zu verstehen gab, dass ich nicht richtig bin. Weil ich als einzige in der Familie sich von der strengen Religiösität, die von allen gelebt wird, abgewandt habe. Sie sind Katholisch. Ich will hier gar nicht niederschreiben, welchen Gemeinheiten ich ausgesetzt war und welche Intrigen von meiner Mutter geschürt wurden. Welches Gift sie spie. Und noch immer speibt.
Also mit einem Wort auch kein guter Familienzusammenhalt ab dem Tod meines Vaters (vor 17 Jahren).
Als ich mich Mitte 30 von meinem Partner endlich löste, war der erste Kommentar: "Schlaf mit jemandem, damit du schwanger wirst und es nicht bereust, kinderlos zu bleiben".
Wow.... Dabei konnte ich mich einfach um kein Lebewesen mehr kümmern, seit das mit meinem Vater war, ich fühlte mich ja auch als Versagerin, weil er ja nicht überlebt hat (natürlich war ich nicht schuld, aber fühlte mich so). Und mit irgendwem ein Kind? Freiwillig alleinerziehend? Wo ich mit der Hilfe meiner Mutter nicht rechnen konnte, die sich mit allerlei Tieren eindeckte, nur um eine Ausrede zu haben, warum sie niemandem helfen kann.
Meine Trauer verdrängte ich, verarbeitete sie nie, weil dieser Schmerz nicht auszuhalten war. Erst 15 Jahre später während meinem Burnout-Krankenstand.
Mittlerweile bin ich mit meiner Schwester zerstritten, weil sie mir nicht beistand in meiner schweren Zeit und sie mir darauf hin sogar die "Schwesternschaft" aufgekündigt hat. Ich bin nur noch gut mit meinem Bruder, aber ihn belästige ich mit keinerlei Problemen, ich mache alles mit mir alleine aus. Freundschaften lösten sich während meines Burnoutes auch auf. Ich bin draufgekommen, dass die meisten nur den Nutzen, den sie von mir hatten, geschätzt haben. Als ich nicht mehr funktionierte, funktionierte nichts mehr.
Das ist so grob mein Umstand. Ich habe aber mein Alleinsein genutzt und Liebe in mir selbst gefunden und bin so überaus zufrieden mit meinem Leben, lerne und beschäftige mich jetzt auch noch mit Dingen, die mein Herz zum Singen bringen und bin jeden Tag dankbar, dass mir alles widerfahren ist, weil es mich hierher gebracht hat, wo ich heute bin. Ich folge meiner Berufung und werde irgendwann auch Gutes tun.
Also ich bin gestärkt aus allen Krisen hervorgekommen, bin furchtlos und weiß, was ich will.
Nur seit gestern Abend gehts mir nicht gut.
Ein Neffe von mir hat sich verlobt und ich freue mich total. Es ist der älteste Sohn von meinem Bruder. Die Kinder meiner Schwester habe ich schon seit zwei Jahren nicht gesehen.
Gestern schickt mir mein Bruder ganz unerwartet Fotos von einer Familienfeier meiner Schwester, wo ich sehe, dass ihr ältester Sohn eine Freundin hat und mein Bruder erzählte mir, dass der gerade beim Bundesheer ist.
Meine Schwester hat den Kontakt immer unterbunden zu ihren Kindern, also ich durfte nichts alleine mit ihnen machen - wahrscheinlich, um ihre Kinder nicht zu "verderben", weil ich anders denke. Dabei würde ich das nie tun und immer entsprechend ihrer Erziehung mit ihnen umgehen. Ich denke zwar anders, bin aber ein sehr achtsamer Mensch. Vielleicht schwang auch immer eine Eifersucht mit, weil mich ihre Kinder liebten.
Naja, jedenfalls ist mir gestern bewusst geworden, dass sich dieser Kreis immer weiterdreht. Wo ich noch voriges Jahr dachte, super, jetzt sind endlich mal die Familienereignisse mit der letzten Firmung vorbei, fangen die Großen jetzt an, zu heiraten.
Wenn sie heiraten, bekommen sie auch Kinder... also da wieder Taufen, dann Erstkommunion etc.
Und ich bin immer allein. Kinderlos und ohne Partner. Die alle (samt Geschwistern der Partner meiner Geschwister, die reichlich sind) samt Partner und Kindern. Ich bin immer eine Außenseiterin, die merkwürdig beäugt wird. Ein Alien.
Mein Bruder geht mit meiner Kinderlosigkeit entspannt um, jedenfalls sagt er mir nix dazu, akzeptiert mich einfach. Er beobachtet, wie mich seine Kinder mögen, wenn ich mal da bin (bin ich selten), wie ich mit ihnen umgehe und ich glaube, das findet er sehr schön. Mit seinen Kindern darf ich alleine was machen. Da gab es noch nie was. Er lässt mich mit meiner Lebensplanung in Ruhe und fragt auch nicht nach.
Bei meiner Schwester allerdings war es immer sehr anstrengend. Ich fühlte mich immer wie in einem Verhör, wenn ich mal zu Besuch kam, wieso warum weshalb. Furchtbar. Und mein Schwager demonstrierte immer, was Familie bedeutet. Meine Schwester jammerte immer, wie schlecht ihr Mann zu ihr ist, ich solle ihm aber meine Sorgen anvertrauen und lauter so Mist. Sie ist meiner Mutter ähnlich. Ich fühlte mich auch bei ihr immer so, als wäre ich nicht richtig und sie wäre wie meine Mutter unzufrieden mit mir. Und letztens als ich mal bei ihr war und ging, sagte sie mir danach - "Mein Mann hat gesagt, jetzt hat die Morgensonne mal gesehen, was Famile heißt". Damit meinte er eben, verheiratet zu sein und Kinder zu haben.
Ich fragte mich, was meine Schwester bezweckte, dass ich ihren Mann noch weniger mag oder wollte sie mich absichtlich damit verletzten - mit dem Resultat, dass ich dann auch noch ungerner komme?
Was mein Problem jetzt ist? Ich könnte diese Menschen einfach meiden? Nein, geht nicht. Einerseits tut es mir im Herzen weh, die Kinder nicht zu sehen, weil es so tolle Persönlichkeiten sind und dann eben nichts mehr mitzukriegen bzw. dann auf Familienfesten mich unbehaglich fühlen.
Ja, ich habe keinen Mann und keine Kinder. Aber ich fühle mich dennoch ganz und überhaupt nicht falsch. Es ist einfach eine andere Lebensweise. Aber irgendwas belastet mich. Diese Vergangenheit, die so schiefgelaufen ist mit meiner Familie.
Klar überlege ich auch, wie es wäre, hätte ich es so gemacht wie sie. Aber mit meiner Schwester ist es immer irgendwie ein Konkurrenzkampf. Welches Kind ist schlauer, wer machts besser, nie entspannt und liebevoll. Ich habe mir damals schon gedacht, puh bin ich froh, dem nicht ausgesetzt zu sein.
Danke, dass du bis hierher gelesen hast. Ich weiß, mir kann vermutlich keiner helfen. Blut ist halt doch dicker als Wasser und natürlich würde ich mir eine intakte Familie wünschen, die einen einfach liebt, egal, in welchen Umständen man lebt.
Ich bin immer wieder mit meiner Mutter in Kontaktabbruch. Vor zwei Jahren drängte meine Schwester sie mir auf, gerade in meiner schlimmsten Zeit im Burnout, wo ich eh überhaupt keine Kraft hatte. Das Erste, was mir meine Mutter sagte, nachdem sie abends unangemeldet zu mir kamen, war, dass ich mich schminken sollte (war ich natürlich nicht, ich war zuhause und krank) und das zweite die Frage, ob ich bete.
Ich brauche so eine Mutter nicht. Die nur Kontakt zu mir halten will, damit ich ihre Probleme löse (sie zerstreitet sich mit jedem und einer von uns soll das wieder richten), Sachen für sie mache oder ihre Negativität und Husserei ertrage. Oder ihren übertriebenen religiösen Fanatismus. Ihre Meinung ist ja, weil ich alleine bin, kann ich für sie da sein - wann war sie es je für mich? Ich habe meine Jugend schon hergegeben, mehr bekommt sie nicht. Damals als alle ihre Partner fanden und heirateten, habe ich noch zuhause gelebt, weil sie mich anflehte, sie nicht mit meinem Vater allein zu lassen. Anstatt mir zu sagen, Kind, ich hab ihm das Jawort in guten und in schlechten Zeiten gegeben, nicht du - leb dein Leben. Ich bin erst mit 26 ausgezogen. Als ich 28 war starb er.
Ich habe heute Nacht nicht geschlafen. Mich haben die Fotos so umgehauen und traurig gemacht und ich hab irgendwie mit allem gehadert. Dabei war ich bis gestern so glücklich mit meinem Leben.
Und ich kann ja nichtmal einen Partner herzaubern, wenn ich schon keine Kinder vorweisen kann.
So jetzt aber genug. Vielleicht hats ja wirklich wer bis hierher geschafft :) Und hat das eine oder andere aufmunternde Wort für mich. Danke!!!
Morgensonne