Das nichts ahnende Kind geht voller Vorfreude in die Schule, nach langen Ferien ist aller Frust vergessen und man nimmt sich fest vor, dieses Jahr richtig durchzustarten.
Kaum sitzt das Kind in der Schule, nimmt der deutsche Schulalltag seinen Lauf. Erstmal müssen alle Formalitäten geklärt werden, Die Anwesenheit aller Schüler wird festgestellt. Dann wird festgestellt, dass jemand fehlt, Schüler da sind, die nicht auf der Liste stehen, aber eigentlich stehen sollten und wenn das Prozedere abgeschlossen ist, gibt es erstmal allgemeine Information über Kopierkosten, Schulbuchleihgebühren, die Anschaffung bestimmter Hefte; die zuvor besorgten Hefte sind unnütze, da sie einen halben Zentimeter zu wenig Rand an der Seite haben. Wenn dann eine gefühlte Stunde später alle Unklarheiten bezüglich der anzuschaffenden Arbeitsmittel geklärt sind wird gleich erstmal kassiert. Hier trennt sich schon die Spreu vom Weizen: "Wer könnte denn heute schon bezahlen? Ansonsten müsstet ihr das dann nächste Woche mitbringen!". Dann werden noch ein paar Blätter ausgeteilt, wo es um die Teilnahme am Religionsunterricht geht und um die anstehende Klassenfahrt nach Paris. Für die jeder Schüler 300 Taler auf den Tisch legen MUSS! Natürlich könnte jemand sich auch hinstellen und sagen, er könne es sich nicht leisten. Aber mal ehrlich, lieber meldet man sich spontan vor der Klassenfahrt krank. In den Augen der Mitschüler kann man schon lesen, wer zu welchem Status gehört. Die Cliquen haben sich zusammengerottet und dann geht der Lernspaß los.
Der neue Klassenlehrer, der noch nicht lange unterrichtet, macht einen auf Kumpel und somit zum Gespött, andere Lehrer sind entweder stinklangweilig oder drücken die Stimmung durch überzogene Härte. Alles in Allem ist nach 4 Wochen die allgemeine Motivation am Tiefpunkt und ganz wichtig ist, dass die Schüler alle ihre Hefte besorgt haben, mit dem Füller und nicht mit dem Kugelschreiber schreiben und natürlich das Kopiergeld. Dann bekommt man im Unterricht zahlreiche Kopien ausgehändigt und fragt sich, wozu man sich eigentlich für 150 Euro Bücher gekauft hat und für ein paar Extra-Groschen noch welche geliehen hat, wenn dann eh für alles erneut Papier verschwendet wird. Das Dilemma geht in der Pause weiter. In der Schul-Cafete schnell mal n Brötchen und n Kaffee und just ist man wieder 4 Taler leichter. Dann wird ein Ausflug gemacht, wieder eine Pflichtveranstaltung, die natürlich auch zur Zahlung der Unkosten verpflichtet.... Zudem gibt es eine neue Spaltung, die saubere Toilette und die Assi-Toilette. Auf der sauberen zahlt man 20 Cent für die Nutzung. Damit man sich keine Geschlechtskrankheit holt, während man notgedrungen sein Geschäft verrichtet.
Sicherlich hat sich das Thema herauskristalisiert.
Was mir in der Schule immer auffiel, ständig geht's ans Geld. In einer Institution, die eigentlich für unseren Nachwuchs kostenlos sein sollte. Bildung sollte meiner Ansicht nach für niemanden auch nur einen Cent Kosten verursachen. Bücher, Hefte, Kopien..... Sind doch gerade für wenig verdienende Eltern eine Last, die sie sicherlich schwer vor ihren Kindern verheimlichen können.
Ich hatte mich damals immer richtig schlecht gefühlt, wenn irgendwo Kosten auf mich zukamen. Habe mich kaum getraut das zu Hause zu sagen. Wenn ich es meiner Mutter sagte, hat diese es oft verdrängt. Ich hatte damals oft Probleme, diese Dinge zeitnah zu zahlen und das fiel natürlich auf.
Ich finde in der Schule wird extrem viel Druck ausgeübt, einfach durch viele Kosten und Vorschriften, die vom wesentlichen Ablenken. Jedes Kind ist dazu verpflichtet zur Schule zu gehen und die Eltern müssen zahlen. Ein Zustand den ich extrem arm für ein so reiches Land. Natürlich kann man sein Frühstück selbst mitnehmen. Aber dass dort zu wucherpreisen verkauft und somit auch Geld erwirtschaftet wird, finde ich total daneben.
Es gibt sicher viele Kinder und Jugendliche, die das nicht so belastet, aber was ist mit dem Rest? auch wenns nicht viele sind? Der arme Junge oder das Arme Mädchen, das hoch hinaus will und oft indirekt gedemütigt wird. Vielleicht ist meine Sicht etwas verschoben, weil es mir damals ziemlich schlecht ging.