Will mich mal daran versuchen
1. was spricht für die anpassung an die westliche welt?
ich glaube, da ist das bedürfnis dazuzugehören, mitzumachen gerade bei jungen leuten besonders stark. alle (europ.) freundinnen gehen beliebig aus, haben einen freund, brauchen daheim scheinbar keine rechenschaft abliefern und kennen im grunde keinen geschlechterunterschied, während das mädel aus einer islam. familie in sämtlichen punkten erst einmal von der familie einschränkung erfährt. das religiöse gewissen ist in so einer situation wohl noch nicht so ausgeprägt.
2. was spricht dagegen?
wie unten beschrieben bewirkt eine liebevolle religiöse erziehung wahrscheinlich, dass man einfach von der richtigkeit, von den moralischen werten aus tiefstem herzen überzeugt ist. man steht quasi über den weltlichen dingen.
meine schwägerin bspw fühlt sich am strand in anwesenheit halbnackter frauen selbst entblößt. es ist ihr äußerst unangenehm dann auch noch mit einem mann zu reden, obwohl bei ihr alles dicht verpackt ist. als säße sie selbst nackig vor ihm. niemals würde sie von anderen verlangen, sich zu bekleiden, geschweige denn sich komplett zu verschleiern. das hat sie ganz alleine für sich entschieden (sie ist witwe). aber ihr schamgefühl, ihre moralische einstellung würde niemals zulassen, dass sie ihren körper "unberechtigten" zeigt.
dazu ist er ihr viel zu teuer.
genauso verhält es sich mit kontakt zum anderen geschlecht. was über die familie und den beruflichen alltag hinausgeht, ist schlicht zu viel. zu schnell verfällt man ins uralte schema des flirtens, wird zu vertraut miteinander, tauscht private probleme aus, die eigentlich niemanden etwas angehen. als gläubiger moslem weiß man außerdem: "sind mann und frau alleine, ist der teufel der dritte" - mit dieser überzeugung im hinterkopf ist der rest schon vorprogrammiert, ein unbefangener umgang schon nicht mehr möglich. warum sich also in verfängliche situationen bringen?
für viele moslems gelten nicht-moslime auch nicht als vertrauenswürdig, was logischerweise bedeutet, dass man seinen freundeskreis ausschliesslich unter seinesgleichen wählt. es schließt nicht aus, freundlichen umgang mit den nachbarn oder kollegen zu pflegen, aber als nicht-moslem wird man kaum näheres darüber erfahren, was sie bewegt, was ihnen probleme bereitet, welche ängste sie haben. über probleme und fehler zu reden, sie einzugestehen ist ohnehin ein gesellschaftliches tabu in vielen islamischen ländern. warum dann ausgerechnet "den anderen" auf die nase binden, die sowieso nicht vertrauenswürdig sind? zumal die familie eigentlich alles gibt, was ein mensch von seinen mitmenschen erwarten darf. denn familie und religion (islam) sind nahezu untrennbar. familie zu gründen ist erstrebenswert und seine eltern zu achten pflicht. das band der familie steht an erster stelle und sie ersetzt das soziale gefüge des staates.
3. wo liegen die schwierigkeiten der anpassung?
wenn ihr die anpassung abverlangt wird, aber gegen ihr religiöses gewissen gerichtet ist, wird sie sich nackt und der anmache ausgesetzt, sich in ihrer würde (überhaupt ein sehr wichtiger aspekt für eine moslema) verletzt und ausgeliefert fühlen. der geschützte bereich von haus und familie hingegen erlaubt ihr, ganz sie selbst zu sein: fröhlich, ausgelassen, neugierig, - die ganze palette.
und noch einen gedanken habe ich aufgeschnappt:
(geborene) moslime, die neu im westen sind und gerne "mitmachen" wollen, geraten oft ganz schön ins schleudern. sie sind sich durchaus bewusst, dass sie die relgiösen gebote überschreiten und finden dann schnell keine grenzen mehr. das fehlen des moralischen zeigefingers in europa (im westen) verwirrt, sie lassen es richtig krachen, bis "eh schon alles wurscht ist" (einige moslime vertreten bspw die ansicht: wenn schon alk trinken und sündigen, dann RICHTIG! dicht bis zum anschlag) ihr gewissen vertrösten sie erfolgreich auf später oder sie finden moralische schlupflöcher wie die sogenannte orfi-heirat (so ähnlich wie die befristete vergnügungsehe). doch sie könnten ihren standpunkt kaum vor der familie vertreten. (junge männer rauchen nicht vor ihren vätern, was nur ein harmloses beispiel ist)