Körperwelten
Ist schon interessant, wie weit die Meinungen bei diesem Thema auseinander gehen.
Da ich oben schon geschrieben hab, dass ich bereits 2x dort war und auch wieder hingehen werde, könnt ihr euch denken, dass mich die Ausstellung fasziniert.
Zum ersten mal hab ich sie vor ca. 6 oder 7 Jahren gesehen. Damals ist der ganze Schuljahrgang hingefahren. Es war natürlich kein Pflichtbesuch, diejenigen, die nicht mitfahren wollten, hatten ein Alternativprogramm an der Schule. Das finde ich auch wichtig, dass niemand, gerade von der Schule, gezwungen wird, sich die Ausstellung anzuschauen.
Die Plastinate sind schon ziemlich plättend, wobei sie für mich zusätzlich zum biologischen/anatomischen auch einen Kunstcharakter haben, und auf mich nicht anstoßend oder menschenverachtend wirken. Für mich ist das in diesem Sinne eigentlich nix anderes, als in ein Museum oder in einen Zoo zu gehen. Klar handelt es sich hier um tote Menschen, und nicht um Bilder, Skulpturen oder Elefanten im Freigehege. Aber der Tod ist sowas natürliches, ich finde, man sollte ihn auch als solches betrachten und ihn nicht immer als das große Schreckgespenst darstellen, das auf dem Friedhof endet.
Woher die Plastinate wirklich kommen und was an den Vorwürfen gegen Hagen dran ist, mag ich nicht beurteilen. Aber wer weiß, vielleicht stehen mehr Menschen ehrfürchtig, staunend und bewundernd vor diesen Plastinaten, als die Toten jemals an ihrem Grab gehabt hätten.
Sensationsgeilheit hin oder her, das ist für mich eine Doppel-Moral. Da finde ich es schlimmer, wenn Menschen sich diesen Dschungelquatsch anschauen und sich daran aufgeilen, wie ein Küblböck sich im Kakerlakensarg quält, als sich in dieser Ausstellung ein wenig mit Anatomie zu beschäftigen und dann am besten noch den Zeigefinger zu erheben.
Ich habe viele interessante Dinge gesehen, krankheitsveränderte Organe zB, das fand ich schon sehr spannend und auch viel anschaulicher, als damals im Biologieunterricht. Ganz abgebrüht kann ich mir die Plastinate aber auch nicht anschauen. Der Extraraum mit den entstellten Föten ist schon sehr heftig. Aber da muss man ja nicht reingehen, wenn einem das zu nahe geht.
In Frankfurt kann man übrigens ein Online-Ticket verwenden, d.h. man bucht sich für einen bestimmten Tag ein Ticket, zahlt per Lastschrift und kann am ausgesuchten Tag an den Warteschlangen vorbei spazieren und gleich reingehen. Eine weitere Reaktion auf das große Interesse in der Bevölkerung.
Was die Plakate angeht: mich stoßen (halb-)nackige Weiber, die für irgendeinen Frühstücksriegel oder Milch werben oder Mädels á la Beyonce, die in ihren Musikvideos und auf ihren CD-Werbeplakaten nur mit ihren Brüsten und Hintern für sich werben, mehr ab.
Fazit: wer sichs anschauen mag, soll hingehen, wer nicht, solls lassen.
Grüße von Superbugie