Ich fürchte -und das meine ich nicht böse-, dass du noch bei weitem nicht so erwachsen bist wie du denkst. Der abnabelungsprozess gehört dazu und darf meiner Meinung nach auch mal Schmerzen, aber ich glaube, dass die, die sich nie so richtig unabhängig machen indem sie direkt nebenan wohnen, länger an diesem prozess zu arbeiten haben, weil es ja viel schwieriger ist, selbstständig zu werden, wenn mama und papa ja doch immer greifbar sind, wenn man krank ist oder einfach nur so Aufmerksamkeit möchte.
Ich bin mit 19 ins Ausland gegangen als au-pair und ja, ich hatte Phasen von heimweh, aber als ich zurück kam, war ich tatsächlich gewachsen. Anschließend bin ich wieder ins Ausland (gibt ja so viel Ausland
) zum studieren gegangen, knapp 400 km entfernt. Ich habe gelernt, gut damit klar zu kommen und habe auch gelernt, dass man nicht ständig bei seinen Eltern auf dem schoß sitzen muss um sich nahe zu sein und dass es okay ist, wenn man sich mal sagt: "mann, heute hätte ich sie gern bei mir."
Aber weißt du, man bekommt mit mehr Distanz eine realistischere Einstellung zu der Geschichte. Du glaubst, du bist weg, obwohl du nur 5 km entfernt bist. Mein Umzug zum studieren ist mittlerweile 11 jahre her und weißt du, wann mir bewusst wurde, dass ich weit weg bin: nicht durch km, denn die kann man fahren, sondern als corona kam und mit dieser die Einschränkung der europäischen reisefreiheit und mir plötzlich vor augen geführt wurde, dass wir in 2 verschiedenen Ländern sitzen. Auch das wird vorbei gehen, aber du solltest dir bewusst machen, dass du bez. Abnabelung noch sehr am anfang stehst.
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