Intro:
Ich bin ein ziemlich aufgeschlossener, noch junger Mann. Ich gebe zu, dass ich mich für manche meiner Gattung fremdschäme und daher manche Frauen in bestimmten punkten sehr gut verstehen kann.
"Wieder ein weinerlicher Mann, der kein Selbstwertgefühl hat und sich deswegen mit solchen Themen auseinander setzt"
Genauso kann ich das aber auch über Frauen behaupten und so langsam, aber sicher kippt meine Stimmung in das klassische Rollenbild des Mannes aus reiner Frustration (Aha, er ist doch ein Macho, ein Player und hat sich weil er keine abkriegt mit den Themen auseinander gesetzt).
Die Frustration kommt aus purer Empirie zustande, denn im Schnitt der Dinge sind die Belange des Mannes sehr einfach gehalten in der Gesellschaft und wehe er vertritt eine weibliche Position, dann ist er entweder Schwul, ein Weichei, will keine Familie ernähren können, ein absoluter Macho oder Frau kann sich aus welchen Gründen auch immer keine Zukunft mit ihm vorstellen. Die Körperpflege eines Mannes, richtig umgesetzt, benötigt auch Stunden und kostet im Monat ungefähr dasselbe wie bei einer Frau, mit dem Unterschied, dass es andere Produkte sind.
Ich beziehe klar in manchen Dingen auch eine durchaus in der Gesellschaft als weibliche Meinung gesehene Position, da ich der Meinung bin, dass alles irgendwo kooperativ ablaufen kann, man miteinander reden muss und und und. Doch trotzdem werde ich mit dem Klischee des nicht empfindenen Mannes seitens vieler Frauen bombardiert. Was mache ich an der Stelle falsch oder ist die Zeit einfach nicht reif für eine Kultur in der man sich nicht anekeln muss?
Er hat sich mit Genderthemen belesen, aber ist ein Mann, der kann da nicht mitsprechen, oder? Er ist doch schon allein dadurch überpriviligiert, da er als Mann geboren wurde.
Ich hab wirklich viele Artikel gelesen, ich habe mich mit dem Thema Gender auseinander gesetzt, habe Ahnung von Psychologie und Soziologie, aber auch ein wenig von der Philosophie. Ich beobachte das gesellschaftliche Konstrukt in der die Stimme der Frauen an sich sehr stark ist, aber leider in manchen Punkten einfach so gehalten sind, dass das die Männerwelt nicht erreicht. - gewollt oder warum ist das so, dass man als Mann diese Themen förmlich sich aus den Fingern saugen muss um zu verstehen was da in der Welt draußen abgeht?
Männer in sogenannten Frauenberufen.
In der Arbeit wird man in "klassischen Frauenberufen" schief angesehen wenn man(n) auftritt und ist sofort im Blickpunkt aller - Versagensängste und Gradwanderung zwischen prekären Themen von denen Mann vielleicht sogar gar nichts weiß inklusive. Gut, mit der Zeit kriegt Mann den Dreh schon raus, was gern gesehen ist und was nicht, aber muss man wirklich als Mann in einem sogenannten "Frauenberuf" sich zum Macho machen lassen oder andersherum zur Zielscheibe? So einen Beruf wählt Mann meistens ja nicht aus Imagegründen, weil er eine Familie ernähren muss oder weil er sich damit profilieren muss wie ach so männlich er ist. Mal abgesehen davon, dass es ein soziales Konstrukt ist, dass Mann "jagen" geht und das Essen nach Hause bringt. Frauen leisten da auch ihren Beitrag, vielmehr müssen sie das auch ganz oft, da es keine andere Möglichkeit gibt. Dem*Der Aufmerksamen Leser*in ist hier wohl bereits eine Diskrepanz aufgefallen, die im Prinzip mit dem gefühlten Problem der Frauen gleichzusetzen sein könnte.
Es ist nicht selten sogar so, dass unterschwellig man von vielen Männern, nichtmal selten, als Mann in einem Frauenberuf sexuelle standing ovations bekommt, weil man(n) von Frauen umkleidet ist. - Sollte das das Selbstbewusstsein als Mann boosten ist das der falsche Beruf für den Mann. Das soll nicht heißen, dass sich Frau deswegen zierlich und anschmiegsam in diesen Berufen verhalten muss, im Gegenteil. Gerade hier ist eigentlich die Hilfe der empathischen Kollegin gefragt, die mit Engagement eingreift und das Wort gemeinsam mit dem Kollegen ergreift.
Tatsächlich verlieren auch Männer in einem patriachalen System.
Es gibt sie. Die gefühlvollen, die empathischen, die stilvollen, gebildeten und geschmackvollen, aber oft werden sie einfach dermaßen vergrault, dass sie damit tatsächlich in das archaische Bild zurück katapultiert werden. Dass das so gar nicht dem Idealbild einer modernen Gesellschaft entspricht, interessiert die wenigsten, dann schlussendlich nichtmal mehr die Herren, die sich ursprünglich dafür eingesetzt hatten, dass es besser wird. Aber Männer müssen leidensfähig sein, sonst entsprechen sie nicht dem Idealbild eines Mannes, um den Frau sich kümmern kann, da er den Arzt verweigert, die Zahnhygiene schmeichelhaft gesagt vernachlässigt oder lieber Bier trinkt als seine Probleme anzusprechen. Moment, ist leidensfähig und tatsächlich leiden etwas unterschiedliches oder ist es weinerlich zu sagen, dass man auch mal gerne als Mann sich um seine Knochen schert? Natürlich ist es weinerlich, wenn man wegen einer Reißzwecke in die man getreten ist gleich zum Arzt muss, aber ist es wirklich das, wenn man sich um seinen Rücken Gedanken macht, der nach 3 oder vielleicht bereits 5 Tagen am Stück immernoch stechend schmerzt? Nicht selten kommt da der Spruch - seitens der Männer -: "Stell dich nicht so an, das geht vorbei, wie ein ONS" - seitens der Frauen -: "Der heult doch nur rum, damit er wieder zum Fußballschauen mit seinen Kumpels ins Stadion kann".
Als Mann darf man keine Gefühle ansprechen.
Und Gefühle ansprechen! Als Mann darf man keine Gefühle ansprechen, bestenfalls die Gefühle des anderen mitteilslos bemerken und hinnehmen. Sowas wie Empathie ist zu viel des Guten, man begnügt sich bestenfalls mit Sympathien und selbst das wird nicht so genau genommen, denn das Bier regelt auch das schon. Irgendwie. Mittels Leberschaden und unzählbar vernichteten Hirnzellen und selbst dann wird es noch als Schmerzstiller betrachtet in dem man seine Probleme und die Schmach ertränken kann.
Es kommt nicht von ungefähr, dass Männer risikofreudiger sind, es ist nicht nur das Testosteron und letzteres ist ganz bestimmt auch nicht dafür Schuld, dass Mann Mann ist und deswegen so reagiert wie Mann reagiert.
Das Idealbild des Mannes kennt folgende Gefühlsregungen:
- Ich will Sex
- Ich habe Durst (Ich will Bier)
- Ich will Sex
- Ich will Status und Anerkennung (Ich will Sex)
- Ich will Sex
- Ich bin wütend (Ich will Sex/Ich will mit meinen Kumpels Bier trinken)
- Ich will Sex
- Ich bin hungrig (Ich will Sex)
- Ich will Sex
Er will also in nahezu jedem Fall Sex und wenn er das nicht erfüllt, dann ist er kein Mann, kann er nicht Frau erfüllen.
Der Mann ist hier aber nicht als Opfer des Systems zu verstehen, sondern war auch mit daran beteiligt dieses aufzubauen - und hinter ganz vielen Männern steht meistens auch eine Frau, die sich mit dem Mann messen kann.
Fazit:
Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass es ebenso sexistisch, machomäßig und chauvenistisch in der Frauenwelt zugeht und es genauso Männer gibt, die deswegen sich in Frage stellen. Liebe Frauen, schimpft nicht immer nur auf die Männer, es gibt oft auch Gründe warum manche sich verhalten wie sie es machen und warum, womansplaining ist wie mansplaining längst keine Fantasie.
Action:
Wie ist eure Sicht der Dinge darauf? Ich hätte da durchaus Lust darüber auch mehr zu erfahren und vielleicht sogar zu diskutieren.