Hallo an die Community,
ich steht vor schweren Entscheidungen.
Ich werde diesen Sommer 19 Jahre alt und spiele bereit seit langer Zeit mit dem Gedanken, von zu Hause auszuziehen.
Dafür gibt es viele Indikatoren:
Zum einen ist meine Mutter seit über 2 Jahren schwer krebskrank und ich habe jedweden Bezug zu Ihr verloren, zum anderen ist mein Vater ein jähzorniger Alkoholiker, seit Jahr und Tag.
Früher kam ich gut aus mit meiner Mutter, mittlerweile ist sie ein reines Nervenbündel, rastet ständig aus, wirft Sachen durch die Wohnung etc. Mein Vater hingegen wird immer agressiv und lässt den Frust aus seinem einfachen und schlecht bezahlten Job an mir aus, macht mich fertig, und da er Südländer ist, musste ich lernen, ihm nicht zu widersprechen. Ich hab mir schon mal eine gefangen, weil ich mit 14 sagte, dass es meine Entscheidung sei, ob ich mich rasiere oder nicht.
Die Verhältnisse zu Hause haben mich psychisch krank gemacht, da bin ich mir sicher. Früher war ich eine 1er-Schülerin, jetzt hatte ich den totalen Durchhänger und werde von der Schule abgehen müssen. Ursprünglich besuchte ich dieses Jahr die 12te Klasse eines Gymnasiums, war dann aber viel krank, nicht mehr aufnahmefähig und ließ mich in die 11te Klasse zurückstufen. Nun ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich die erneute Versetzung in die 12te Klasse nicht erreichen werde und somit das Thema Abitur für mich gestorben ist.
Jedenfalls steht für mich fest, egal wie es weitergeht, ich muss unbedingt von zu Hause ausziehen, zu Hause zu sein macht mich krank, ich verkrümele mich jedes Wochenende von daheim zu Freunden, einfach weil sich meine Eltern am Wochenende meist böse in den Haaren liegen, da gehen Handgreiflichkeiten und Selbstmorddrohungen, Geschrei und böse Worte mit einher.
Ich kann das einfach nicht mehr aushalten, es macht mich total krank, ich möchte es auch nicht mehr mitmachen müssen. Meine Mutter meint selbstverständlich es sei überstürzt, ich sei zu jung um zu wissen was ich will und kommt mit Drohungen wie "wenn du ausziehst, dann brauchst du auch deinen führerschein nicht weitermachen" oder "das kannst du nicht bezahlen und wir unterstützen dich nicht". Das ganze natürlich sehr tränenreich.
Nun stecke ich ja wegen meiner schulischen Probleme ziemlich in der Klemme. Mit der Schule ist kein Verhandeln mehr möglich, entweder ich bestehe das Jahr oder nicht. Ich habe evtl. auch die Möglichkeit auf einen Ausbildungsplatz als Industriekauffrau, aber das ist noch genauso wackelig wie die Sache mit der Schule.
Würde ich weiter zur Schule gehen, könnte ich mir das Kindergeld überweisen lassen und mir einen Nebenjob suchen, damit ich mir die Wohnung finanzieren kann. Sollte ich eine Ausbildungsstelle erhalten, könnte ich mit den ca. 500-600 irgendwie über die Runden kommen. Sollte ich weder eine Ausbildung machen können noch zur Schule gehen, werde ich versuchen einen Fulltime-Job zu bekommen, auch wenns nur kassieren im Supermarkt ist und nebenbei, wenn das Geld reicht, mein Abitur per Fernstudium nachzuholen.
Ich wäre zumindest nicht allein in Sachen ausziehen, mein bester Freund würde sich mir anschließen und mit mir in einer WG leben. Seine Eltern leben getrennt, er wohnt eine Woche bei seiner Mutter, die darauffolgende Woche bei seinem Vater und fühlt sich nirgends richtig zu Hause oder gewollt. Er wird ebenfalls 19 und wird in 2 Jahren sein Abitur machen, würde sich dann einen Nebenjob besorgen um die Wohnung zu finanzieren.
Es ist klar, dass es dann keine ausschweifenden Parties mehr geben wird, dass dazu einfach kein Geld da sein wird, aber dem sind wir uns voll bewusst und nun stellt sich mir die Frage:
Ist es unter gegebenen Umständen möglich, unser Vorhaben in die Tat umzusetzen?
Einen halben Roman später könnt ihr euch sicher wenigstens ein kleines Bild unserer Situation machen, ich hoffe auf rege Antwort.
Lg,
Vanessa