Der Mensch - der ewige Egoist
Der Mensch - der ewige Egoist
Ich behaupte, dass der Mensch, egal, was er tut, ob er seiner alleinerziehender Kollegin, die dringender die höhere Position in der Firma benötigt, um sich ein Kindermädchen für die drei Kinder leisten zu können, rücksichtslos den Job vor ihrer Nase wegklaut, oder einem armen Straßenmusikanten aus Mitleid Geld in den Geigenkoffer wirft, immer ein Egoist ist, der sich letztendlich nur für sich selbst bemüht.
Es gibt zwei Arten des Egoisten. Ich persönlich nenne sie:
- Den unmoralischen Egoist, der stets auf seinen eigenen Vorteil aus ist, auch wenn er dafür rücksichtslos alle Mittel einsetzen muss.
- Und den moralische Egoist, dessen Motivationen zu "guten und moralischen Taten" Gewissenszwänge, Schuldgefühle und das Erfüllen der Helfer-Funktion und die damit verbundene Befriedigung sind.
Der unmoralische Egoist
Er sieht keine Notwendigkeit darin, anderen zu helfen, da er für all seine Bemühungen für andere Menschen Gegenleistungen beansprucht, die er notfalls durch Erpressung des in der Notlage seienden Hilfebedürftigen erzwingt. Ist keine Gegenleistung in Aussicht, sieht er keinen Grund zu helfen. Seine Motivation anderen zu helfen besteht also in der Versprechung einer gewissen Gegenleistung, meist will er als Austausch etwas Materielles oder er nutzt die verzweifelte Notlage des anderen gnadenlos für seine eigenen Absichten und Wünsche aus. Er ist immer auf seinen eigenen Gewinn bedacht: Ein sozusagen "materieller Charakter".
Beispiel:
Der unmoralische Egoist entdeckt, dass seine Kollegin wegen den drei Kindern und den finanziellen Nöten Geld unterschlagen hat und in großen Schwierigkeiten ist. Diese bat ihn im Vertrauen, zu helfen, es zu vertuschen und nichts zu verraten.
(1) Der unmoralische Egoist verlangt im Austausch (eher Erpressung) etwas Materielles, z.B. will er im Gegenzug Geld oder er hat es auf etwas Bestimmtes abgesehen wie z.B. auf etwas Persönliches der Kollegin. Beispielsweise will er ihre Kette (eher weiblicher unmor. Egoist).
(2) Oder er nutzt auf fieseste Weise die Notlage der Kollegin für seine persönlichen Interessen aus: Beispielsweise will er mit ihr schlafen und sie zu einem Verhältnis mit ihm zwingen.
Helfen tut er eigentlich nie freiwillig, aber er selbst verlangt komischerweise, dass man ihm bedingungslos helfen soll.
Doch hilft er einmal freiwillig ohne eine Forderung auf eine Gegenleistung, betrachtet er die Person, die Hilfe braucht, als von ihm abhängig und denkt, dass diejenige Person nun zu ewigem Dank verpflichtet sei und ihm vieles schulde. Und das wird er wiederum für seine persönlichen Absichten ausnutzen. Für das bisschen Hilfe wird er zukünftig auch die bedingungslose Hilfe des anderen beanspruchen. Und das nicht nur einmal.
In jedem Falle wird er sich also seine Gegenleistung holen und die ist meistens doppelt so hoch.
Wenn der unmoralische Egoist etwas in Aussicht hat, hat er meistens einen klaren Plan, wie er sein Ziel erreichen wird. Ist jemand (in seiner Laufbahn) im Weg, wird dieser rücksichtslos, wenn es sein muss, mit allen Mitteln, aus dem Weg geräumt, egal ob mit persönlichen Attacken wie Mobbing oder Erpressung usw.
Natürlich haben die unmoralischen Egoisten auch ihre "moralischen Grenzen". Diese Grenzen bestehen aber weniger aus moralischen Skrupeln als aus seiner Angst vor übergeordneten Autoritäten oder dem Gesetz wie z.B.
(1) In der Angst vor dem Chef, der für ihn eine ernstzunehmende Autorität darstellt.
(2) Oder auch in der Angst vor Gesetzesverstößen und vor einer Strafe.
(Den "unmoralischen Egoisten" könnte man zwar genauer ausführen, aber dazu fehlt die Geduld, denn nun will ich nun zum "moralischen Egoisten" kommen)
Der moralische Egoist
Dessen Motivationen zu "guten und moralischen Handlungen" sind Schuldgefühle, Gewissenszwänge und das Erfüllen der Helfer-Funktion und die damit verbundene Befriedigung.
Der moralische Egoismus in zwei Beispielen, in denen er auftritt:
(1) Das Tauschgeschäft:
Der moralische Egoist geht in die Stadt und trifft auf einen Straßenmusikanten. Er wirft ihm ein paar Münzen in den Geigenkoffer. Er fühlt sich gut dabei, geholfen zu haben und das gibt ihm eine Zufriedenheit mit sich selbst.
Das, was sich hier abgespielt hat, muss man so betrachten. Es ist eine Art Tauschgeschäft: Der Straßenmusikant bekommt das Geld und der moralische Egoist im Gegenzug das "gute Gefühl, geholfen zu haben". Er fühlt sich also in seiner "barmherzigen Sankt Martin-Position" bestätigt.
Die hauptsächliche Motivation zu dieser Tat ist hier der Wunsch nach der Bestätigung der Helferfunktion (das gute Gefühl, geholfen zu haben). Im Mittelpunkt steht hier also die Befriedigung des eigenen Bedürfnisses.
(2)Der Gewissenszwang oder "die Stimme des Gewissens":
Der moralische Egoist sieht ein gleichaltriges Mädchen, das ganz alleine im Schulhof steht. Er weiß, dass es keine Freunde hat. Schuldgefühle packen den moralischen Egoisten und seine Gewissenszwänge (wer will: "die Stimme des Gewissens") fordern ihn dazu auf, zu dem Mädchen hinzugehen und mit ihr zu reden.
Die Motivation zu dieser Handlung hier war hauptsächlich das Zusammenspiel aus Schuldgefühlen und Gewissenszwängen. Hier geht es dem moralischen Egoisten, auch wenn er sich das jetzt nicht direkt bewusst ist, um die Beseitigung der Ursachen der Gewissenszwänge, also den Drängen des Gewissens nachzugeben.
(3) Ein moralischer Egoist sorgt dafür, dass die Obdachlosen an Weihnachten auch gut versorgt sind und das Fest feiern können, denn schließlich ist es das Fest der Nächstenliebe. Hier will der moralische Egoist einer Ideologie gerecht werden, an die er glaubt, hier ist es das christliche Ideal der Nächstenliebe. Es steht hier für den moralischen Egoisten im Vordergrund, seinem Ideal gerecht zu werden.
Hierzu ist noch anzumerken, dass in solchen Situationen die soeben genannten Faktoren meistens in einem Zusammenspiel die Motivation zu "guten und moralischen Taten" sind.
Weitere Anmerkungen:
Mitleid, die Anteilnahme am Leid anderer ist natürlich auch eine Motivation zu guten Taten; hierbei geht es um das "Verlöschen" des eigenen Schmerzes, den man dabei empfindet, in dem man die Ursache, die bei dem anderen liegt, beseitigt.
Ich persönlich denke aber, dass Mitleid eher das Zusammenspiel von Schuldgefühlen und Gewissenszwängen ist.
Der moralische Egoismus ist jetzt keinesfalls negativ zu bewerten. Ich würde sagen, dass er eine logische Schlussfolgerung der Ethik ist, denn schließlich trägt jeder Mensch im Leben eine eigene Verantwortung, um die nur er sich zu kümmern hat. Es ist vollkommen natürlich, dass der Mensch sich um sich selbst sorgen muss. Auch im moralischen Sinne.
Ich persönlich bin eher ein moralischer Egoist.
(Hätte das gerne alles ausführlicher geschrieben)
Welcher Typ seid ihr? Moralischer oder unmor. Egoist?
Oder kommt es auf die Situation an?
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Lassen sie sich nicht?
Doch, zumindest was bestimmte Entscheidungen angeht. Da gibt es meistens keine allzuvielen Möglichkeiten.
"Jeder Mensch hat Tausende Facetten..."
Bestreite ich nicht. Aber mir geht es hier auch nicht um die Kombinationen von Eigenschaften, die seine Persönlichkeit ausmachen.
Hmh...nicht in allen Fällen handeln wir gleich, es kommt immer wieder auf die Situation an, manchmal handeln wir vielleicht wie moralische Egoisten, beim anderen Mal wie ein unmoralischer.
In diesem Falle können wir keine richtige Zuordnung schaffen, das stimmt, aber eine Zuordnung für die einzelne Entscheidung können wir. Verlaufen die Situationen aber immer nach einem ähnlichen Muster, können wir den Menschen selbst einer Kategorie zuordnen.
In jeder solcher Gewissensentscheidung zeigt sich entweder der moralische oder der unmoralische Egoist.
Manchmal können auch beide Seiten stark vertreten sein, sodass sie in einen Konflikt treten. Dann kannst du bewusst zwischen den beiden Typen vermitteln und dich entscheiden.
"Jeder Mensch trägt das Gute und das Böse in sich"
Oh, oh, mit den Begriffen "Gut und Böse" wäre ich vorsichtig.
Es existiert keine von Gott (du verneinst ja seine Existenz wie ich) oder der Natur gegebene Ethik. Die Moral ist auf die Sittengesetze des Menschen zurückzuführen. Was durch diese allgemeinen moralischen Werte und Normen gerechtfertigt wird, ist gut, wogegen sich diese aussprechen, ist böse.
Der Mensch ist nicht von Natur aus "moralisch".
Was moralisch ist und was nicht, hängt auch wiederum von verschiedenen Kulturkreisen ab.
Die Ethik wird meistens ebenso religiös begründet (weswegen auch die absurde Behauptung entstanden ist, Atheisten seien unmoralisch). Das stimmt nicht, wie man sieht. Atheisten haben oft eine humanistische Einstellung.
Ich könnte das jetzt noch ein bischen mit der (Enstehung der) psychischen Funktion des "Über-Ichs" verdeutlichen, aber dazu bin ich jetzt zu faul.
Grüße,
Sinnbefreit
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Und wie gut kennst du
dich selbst?
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Kannst du deine Antwort nicht finden?
Wow. Endlich einer der's merkt
Wovon du sprichst ist der Egoismus, der unsere Handlungen bestimmt(siehe Arthur Schopenhauer und Mitleidsethik) und auch der ethische Egoismus. Kant selbst hat sich als ethischer Egoist bezeichnet, als "moralischer" Egoist, so wie du es bezeichnest.
Egoismus gab's auch lange vor der Steinzeit. Altruisten, diejenigen, die für die Interessen anderer gehandelt haben, haben sich nicht durchsetzen können. Sie konnten sich nicht ernähren, keine Kinder gebären etc. Es ist durchaus human sein Interesse vertreten zu wollen, ja sogar instinktiv, wie ich meine.
Wie soll ich anderen helfen, wenn es mir schlecht geht? Alle Handlungen, alle Taten können als egoistisch betrachtet werden. Alles geht auf den Egoismus hinaus, egal ob es demjenigen damals bei der Handlung bewusst oder unbewusst war. Alle Handlungen können so gedeutet werden, dass diese egoistische Absichten haben. Die "Liebe" z.B. "Schatz, ich liebe dich. Ohne dich kann ich nicht leben. Ich brauche dich." Der Geliebte als eine Art Person, die für das Wohlbefinden des anderen sorgt, genauso wie die guten Noten des Sohnes für den Vater. Oder die Situationen, das Spenden zB, die du ansprichst.
Ich denke, dass man sich hier nicht auf bestimmte Typen festlegen kann. Jeder ist mehr oder weniger der "unmoralische Egoist", jeder tendiert ein oder zwei mal oder sogar mehr zu dieser nicht ethisch vertretbaren Anschauung. Sie ist auch human.
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Der Egoist flieht vor sich
und seinem hassenswerten Ich. Wer aber sich selbst nicht akzeptieren kann, ist auch nicht imstande, andere zu lieben.
Irving Fletcher
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