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Forum / Gesellschaft & Leben

DDR - Zuschreibungen und Wirklichkeit

Letzte Nachricht: 28. Mai um 21:54
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dickunddoof
07.04.22 um 10:05

Hallo Community,weil mir das immer wieder begegnet, auch hier im Forum, würde ich gerne mal über das obige Thema diskutieren.Und fragen - was genau wisst ihr eigentlich über die DDR, über das Leben, das die Menschen dort tagtäglich geführt haben.Mit tagtäglich meine ich jetzt weniger die "großen" politischen Rahmenbedingungen (ja, es gab einen Schießbefehl an der Mauer/Grenze; ja, man konnte nicht ohne weiteres ins kapitalistische Ausland reisen), sondern wirklich den Alltag.Mir sind in den Jahren seit der Wende immer wieder "Geschichten" über die DDR begegnet, Aussagen, Behauptungen, die ich nicht so erlebt habe bzw. nicht so bestätigen kann.Beispiele:- ihr hattet doch nichts- es gab nichts zu essen, nichts anzuziehen- es gab keine Gardinen an den Fenstern, keine vernünftigen Möbel- die Leute hatten kein Fernsehen- die Leute waren zu faul zu arbeiten- die Ossis waren unfähig/zu dumm zu arbeiten und zu wirtschaften(- die DDR war (auch deshalb) pleite, überschuldet- die DDR war nicht in der Lage auf dem Weltmarkt mitzuhalten)Ich hab die beiden letzten Punkte in Klammern gesetzt, weil das zwar auch landläufige Aussagen sind, aber eigentlich weniger mit dem Alltag der Menschen zu tun hat; Meinungen sind gleichwohl willkommen.Mich würde auch interessieren, wer zu DDR Zeiten mal in der DDR war, und sich da ein eigenes Bild machen konnte.Und wer nach der Wende mal in den neuen Bundesländern war, mal dort Urlaub gemacht hat, sich das einfach alles mal angeschaut hat.

Ich komme auf den Thread, weil gerade jemand - offenbar als Beleg für den angeblich unterirdischen Lebensstandard in der DDR - anführte, er habe noch in 2010 in Potsdam Kohlen zum Heizen in den zweiten Stock schleppen müssen. 

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dickunddoof
07.04.22 um 10:08

Na prima
und wieder hat das Programm die Absätze gefressen

Liebes Gofeminin Team -
bitte endlich mal ändern! Das kann doch nicht so schwer sein. Es ist doch blöd, wenn man sich Mühe beim Schreiben gibt und dann hat man letztlich nur einen ewig langen Fließtext, weil das Programm mal wieder spinnt.

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dickunddoof
07.04.22 um 10:11

Nochmal mit Absätzen

Hallo Community,

weil mir das immer wieder begegnet, auch hier im Forum, würde ich gerne mal über das obige Thema diskutieren.

Und fragen - was genau wisst ihr eigentlich über die DDR, über das Leben, das die Menschen dort tagtäglich geführt haben. Mit tagtäglich meine ich jetzt weniger die "großen" politischen Rahmenbedingungen (ja, es gab einen Schießbefehl an der Mauer/Grenze; ja, man konnte nicht ohne weiteres ins kapitalistische Ausland reisen), sondern wirklich den Alltag.

Mir sind in den Jahren seit der Wende immer wieder "Geschichten" über die DDR begegnet, Aussagen, Behauptungen, die ich nicht so erlebt habe bzw. nicht so bestätigen kann.

Beispiele:
- ihr hattet doch nichts
- es gab nichts zu essen, nichts anzuziehen
- es gab keine Gardinen an den Fenstern, keine vernünftigen Möbel
- die Leute hatten kein Fernsehen
- die Leute waren zu faul zu arbeiten
- die Ossis waren unfähig/zu dumm zu arbeiten und zu wirtschaften
(- die DDR war (auch deshalb) pleite, überschuldet
- die DDR war nicht in der Lage auf dem Weltmarkt mitzuhalten)
Ich hab die beiden letzten Punkte in Klammern gesetzt, weil das zwar auch landläufige Aussagen sind, aber eigentlich weniger mit dem Alltag der Menschen zu tun hat; Meinungen sind gleichwohl willkommen.

Mich würde auch interessieren, wer zu DDR Zeiten mal in der DDR war, und sich da ein eigenes Bild machen konnte.
Und wer nach der Wende mal in den neuen Bundesländern war, mal dort Urlaub gemacht hat, sich das einfach alles mal angeschaut hat.

Ich komme auf den Thread, weil gerade jemand - offenbar als Beleg für den angeblich unterirdischen Lebensstandard in der DDR - anführte, er habe noch in 2010 in Potsdam Kohlen zum Heizen in den zweiten Stock schleppen müssen. 

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dickunddoof
07.04.22 um 10:26

Ich fange dann auch mal an

- auch wenn man selbst das gelegentlich hört - nein, wir mussten in der DDR nicht hungern
Wir hatten genügend Lebensmittel

Ich möchte sogar behaupten, dass wir uns in der DDR teilweise sehr viel abwechslungsreicher ernährt haben, als (jetzt) zu BRD Zeiten.
Viele Menschen haben selbst Obst und Gemüse angebaut, und zwar wirklich die gesamte Palette der Sorten, die hier in unseren Breiten wachsen.
Heute haben viele Menschen noch nie frische Schwarzwurzeln gesehen, (wenn sie die überhaupt kennen)
 

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ninirose
ninirose
07.04.22 um 14:37

Ich wurde 1996 in NRW geboren, habe also keinen wirklich biografischen Bezug zur DDR.


Ich habe mich im Rahmen meines Studiums mit Rechtsextremismus in der DDR, der Politik und der Propaganda (u.a. dem Buchenwald-Mythos) befasst. Aber immer nur am Rande. Die DDR stand nicht im Fokus meines Studiums.


Niemand aus meinem näheren Umfeld stammt aus der DDR.


So viel zu meinem Hintergrund.


Was ich über den Alltag in der DDR denke (und ich lasse mich gerne korrigieren):


- Es war schwierig, an neutrale Informationen zu gelangen.
- Die Normalbevölkerung musste mit Entbehrungen leben, zB. lange auf ein Auto warten, im Supermarkt gab es ein wesentlich beschaulicheres Angebot als in Westdeutschland (weniger Auswahl bedeutet aber natürlich nicht automatisch Hunger). Einige haben Westpakete bekommen (wie weit war das verbreitet?).
- Es gab ein umfassendes Betreuungsangebot, was einerseits den Frauen ermöglichte, zu arbeiten. Andererseits wurden Kinder teilweise sehr früh und in sehr großem Umfang betreut, was ich kritisch sehe.
- Viele Leute haben beengt gewohnt.
- Politische Ansichten hatten starke Auswirkungen auf den Alltag.
- Ich kann mir zudem vorstellen, dass es wegen der Stasi und ihrer Spitzel viel Misstrauen gab.

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ninirose
ninirose
07.04.22 um 14:48

Und zu deinen Beispielen:


„ihr hattet doch nichts, es gab nichts zu essen, nichts anzuziehen“ sind weit verbreitete Annahmen und ich denke, dass die Tendenz (weniger Auswahl als im Westen, Wartezeiten) stimmt, aber es zu drastisch ausgedrückt ist.


„es gab keine Gardinen an den Fenstern, keine vernünftigen Möbel“ hab ich bisher noch nicht gehört. Was ist da dran?


„die Leute hatten kein Fernsehen“ stimmt so nicht, verbreitete sich aber später als in der BRD und ich weiß auch nicht, wie viel Prozent der Bevölkerung einen eigenen Fernseher hatten. Aber das lässt sich ja nachschauen.


„die Leute waren zu faul zu arbeiten“ - Ist das wirklich ein Vorurteil? Das habe ich noch nicht gehört.


„die Ossis waren unfähig/zu dumm zu arbeiten und zu wirtschaften“ - Nein, nicht die Bevölkerung, aber die Planwirtschaft funktionierte nicht wirklich gut.
 

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B
beate44
07.04.22 um 17:44

Also ich habe in der DDR gelebt...und ich lebe auch jetzt noch dort.
Als die Wende war, war ich ungefähr 14 Jahre alt.
Ich habe nichts vermisst.

Zitat: ihr hattet doch nichts- es gab nichts zu essen, nichts anzuziehen...
Als es gab eine recht eigensinnige Marktwirtschaft, der "Verteilung". Die Güter wurden auf das Volk verteilt, so das nicht einer alles bekommt, sondern jeder die gleiche Menge. Wenn man also einkaufen ging, konnte jeder nur eine bestimmte Menge kaufen, damit die anderen auch etwas davon bekommen.
Wo eine lange Menschenschlange war, haben wir uns grundsätzlich angestellt, obwohl wir nicht wussten, was angeboten war. Südfrüchte waren Mangelware...dafür musste man lange anstehen und jeder Kunde bekam nur eine Bananenstaude und nicht fünf oder so. Genauso war es mit Weintrauben. Jeder eine Rebe.Jeder ein Netz mit Orangen. Das alles wurde aufgeteilt. Was aber kein Problem war, denn wir kannten es ja so. Wir freuten uns nach langem Bananen bekommen zu haben.
Das gleiche galt für Bücher und Schallplatten usw....gab es eine Schallplatte eines Stars aus dem Westen standen wir lange an- egal ob wir den Star kannten oder nicht...es war Westware und deswegen begehrt.
Aber Dinge des täglichen Bedarfs gab es immer....nur eben kein Luxus, nichts aus dem kapitalistischen Ausland. Alles eigene Herstellung.
Das wir nichts anzuziehen hatten, kann ich nicht bestätigen. Was fehlte war Vielseitigkeit. Es konnte also passieren das man eine tolle Jacke gekauft hat, die nach einiger Zeit jeder trug. Dafür waren die Erwachsenen aber sehr kreativ und haben Kleidung selbst genäht und gestrickt. Und wir haben oft "gebrauchte" Kleider von unserer Verwandtschaft getragen, einfach weil die Kleidung noch taugte.  Es gab Kleidung aber eben aus der Massenherstellung, nichts was man chick fand. Was es heute aber auch noch gibt...wie oft durchquere ich die Boutiquen und finde nichts.

Der Vorteil, den wir heute haben:
Wir können besser kochen, vor allem selbst und frisch. In der DDR gab es kein TK und kein Fertigessen. Wir haben mehr in selfmade-art gelebt. Das Gemüse und Obst hatten wir aus dem eigenen Garten. Wir waren Selbstversorger und das können heute viele nicht, sie wissen nicht, wie das geht. Ich denke wir Ossis haben auch gelernt uns einzuschränken, womit heute viele nicht klarkommen.


Zitat: es gab keine Gardinen an den Fenstern...
das finde ich schräg, denn das habe ich erst nach der Wende kennengelernt. Wir hatten Gardinen und auch Übergardinen, oft mehrlagig, weil man nicht wollte, das jemand von draussen hineinschaut.  Fenster ohne Gardinen waren mir zu Wendezeiten völlig fremd. Nur wenn die Wohnung unbewohnt war, hingen keine Gardinen dran....

Zitat:keine vernünftigen Möbel...
Nun ja...hier kommt wieder das Thema Vielseitigkeit an. Wir hatten alle Möbel, was man damals eben modern fand. Einmal im Jahr kam eine neue "Möbellinie" raus, die meistens weibliche Vornamen hatten "Wohnwand Clivia " ect.  Auch die Möbel wurden im eigenen Land hergestellt oder im sozialistischen Ausland...man hat damals wohl auf das praktikable geachtet, als auf den Chick...vermute ich. Aber die Möbel hielten eindeutig länger.  Es waren Möbel auf Lebenszeit. Man hat sich nur einmal ein Ehebett usw. gekauft und nur einmal eine Küche und nur einmal einen Schrank.

Zitatie Leute hatten kein Fernsehen
Das kam sicherlich darauf an, ob man sich das leisten konnte. Technik war teuer. In meinem Umfeld hatten aber alle einen Fernseher.

Zitat: die Leute waren zu faul zu arbeiten
Na solche gibt es heute auch. Der Staat hat JEDEM eine Arbeit gegeben. Auch die, die man nicht machen wollte. Wenn man nicht "werktätig" war und seine Arbeit " schwänzte" oder "bummelte"  war man "assozial". Dies stellte einen Straftatbestand dar und konnte einen sogar ins Gefängniss bringen. Es gab keine Arbeitslosigkeit.

Zitatie Ossis waren unfähig/zu dumm zu arbeiten
wer sagt so etwas....also es gab keine Arbeitslosigkeit. Auch Menschen ohne Bildung haben eine Arbeit bekommen. Der Bildungsstandard war recht hoch. Das Abitur konnte man damals nur mit einem elitären Zensurenschnitt ablegen. Nix Abi mit 3,5 und so...
Die Ossis waren straff erzogen und sehr diszipliniert.


Zitat: DDR war (auch deshalb) pleite,
ja die DDR war pleite. Was aber nicht an der Bevölkerung, sondern an der Politik lag. Die DDR war ein sehr kleines Land. Natürlich kann ein so kleines Land im Weltmarkt nicht bestehen.

Wie war für mich die Wende ?
Also meine Eltern hatten Angst vor dem bösen Kapitalismus und die meisten haben die Dinge sehr vorsichtig betrachtet. Einige hatten Angst, sie würden nach ihrer Reise in den "Westen" nicht mehr zurück dürfen. Wir hatten Verwandte im Westen und diese haben uns besucht. Sie fanden den Osten sehr duster...( wahrscheinlich vom heizen mit Kohle ).
Ich habe mich von Dingen angezogen gefühlt,die ich aus der Fernsehwerbung kannte. Eine Sucht habe ich zu Milka und Kinderschokolade entwickelt. An Bananen haben ich mich überfressen und konnte dann lange Zeit keine Bananen mehr sehen. Fasziniert haben mich die Fischstäbchen von Iglo, Cornflakes und Nutella. Honig hatte ich in der DDR im Überfluss, weil mein Vater Imker war.

Fazit:
Ich bleibe dabei, es hat mir nichts gefehlt. Etwas was man nicht oder nur sehr selten hat, kann man auch nicht vermissen.








 

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silur_23482715
07.04.22 um 18:10

Ich bin in der DDR aufgewachsen. Hungern musste ich nicht und das, obwohl ich in einem Kinderheim aufgewachsen bin. Wir hatten Bananen und ganz viele andere schöne Lebensmittel. Im Kinderheim gab es sogar besseres Essen als draußen. Das wissen viele gar nicht, da die meisten Menschen mit Kinderheimen nie in Berührung kamen. Später wurde ich dann adoptiert von einer Familie. Ich bin in der heutigen Zeit sehr oft mit Vorurteilen konfrontiert. Westdeutsche Männer lehnen mich ab, sie würden niemals eine Ostdeutsche heiraten, besonders Männer aus Südwestdeutschland. Sowas macht mich traurig. Gerade die sind besonderes knuddelig und gutaussehend.  Und ansonsten denke ich, dass Ostdeutsche nichts besseres sind. Gerade die ostdeutschen Frauen sind eingebildet, und denken sie seien was Besseres. Häufig fehlt ihnen die Einsicht. Was mir noch auffällt. Wenn man Grundbesitz hat, hat man in Ostdeutschland viele Neider. Vielleicht kann mir jemand sagen, ob das in Süddeutschland auch so ist?

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silur_23482715
07.04.22 um 18:12

Ich bin in der DDR aufgewachsen. Hungern musste ich nicht und das, obwohl ich in einem Kinderheim aufgewachsen bin. Wir hatten Bananen und ganz viele andere schöne Lebensmittel. Im Kinderheim gab es sogar besseres Essen als draußen. Das wissen viele gar nicht, da die meisten Menschen mit Kinderheimen nie in Berührung kamen. Später wurde ich dann adoptiert von einer Familie.


Ich bin in der heutigen Zeit sehr oft mit Vorurteilen konfrontiert. Westdeutsche Männer lehnen mich ab, sie würden niemals eine Ostdeutsche heiraten, besonders Männer aus Südwestdeutschland. Sowas macht mich traurig. Gerade die sind besonderes knuddelig und gutaussehend.


Und ansonsten denke ich, dass Ostdeutsche nichts besseres sind. Gerade die ostdeutschen Frauen sind eingebildet, und denken sie seien was Besseres. Häufig fehlt ihnen die Einsicht.


Was mir noch auffällt. Wenn man Grundbesitz hat, hat man in Ostdeutschland viele Neider. Vielleicht kann mir jemand sagen, ob das in Süddeutschland auch so ist?

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laerke_27098577
07.04.22 um 18:28

Ich kenne viele DDR-Witze, und die sind lustig. 

2010 in Potsdam Kohlen in den zweiten Stock schleppen?  1989 wurden die Grenzen geöffnet. 1990 wurde wiedervereinigt. Bei 2010 geht es um Verhältnisse 20 Jahre nach der DDR.  Das liegt dann an den Hauseigentümern.

Ansonsten haben mir viele ältere Menschen, die die DDR am eigenen Leib erlebt haben, zwar nichts übers Hungern erzählt, aber zB übers Schlangestehen für Sachen, die in der Bundesrepublik Deutschland selbstverständlich waren, übers jahrelange Warten auf die Waschmaschine oder den Trabbi, übers frühe Heiraten um eine Wohnung zugeteilt zu kriegen und endlich von den Eltern wegkommen zu können, über Jugendweihe, über Thälmannpioniere, über die Wehrpflicht in der NVA und über Bausoldaten, die keine Waffen in die Hand nehmen wollten, über Filzen von Paketen, über Mithören bei Telefonaten, über Zensieren von Briefen zumindest wenn es um Auslandskorrespondenz ging, über Zwangsenteignung von Betrieben und deren Zwangsverstaatlichung, übers Aasen mit subventionierten Lebensmitteln sodass zB fertiggebackenes Kastenbrot tonnenweise an die Schweine verfüttert wurde weil das dank der Subventionen billiger war als das unverarbeitete Getreide/Schweinefutter. Einer hat mir erzählt, dass er eine Gänsemast hatte, und dass Gänse auch subventioniert wurden. Pro Gans hat er vom Staat 80 Ostmark bekommen, im Laden hat eine Gans 40 Ostmark gekostet. Also hat er die Gans à 80 Ostmark an den Staat abgegeben und davon Freunden pro Gans 50 Ostmark gegeben. Von denen durften die pro Gans 10 Ostmark behalten. Mit den übrigen 40 Ostmark pro Gans haben sie im Laden Gänse gekauft und ihm gebracht, und er hat sie dem Staat nochmal für 80 Ostmark pro Stück verkauft.  Machte für ihn dann pro Gans 110 Ostmark Einnahmen statt 80 Ostmark. Da hab ich mich gefragt, wenn das so ein Überwachungs-Stasi-Staat war - warum sind die ihm dann nicht draufgekommen? 

Meine Tante hat erzählt, dass ihre DDR-Brieffreundinnen sehr auf Levi's Jeans, Bravo-Heftchen, Hitparade aus dem Westen und Bananen abgefahren sind, das Verschicken von Bravo-Heftchen und Musikkassetten in die DDR aber problematisch war.

Vieles, was mir die Leute selbst erzählt haben, deckt sich mit dem, was man zB auf der lesen kann.

Die Frage nach der Qualität des Essens dürfte nicht so sehr eine Frage von Ost oder West gewesen sein, sondern eher eine Frage ob in der Stadt oder auf dem Land.  ZB in Baden-Württemberg auf der Schwäbischen Alb isst man in vielen Wirtschaften viel besser als zB in Stuttgart, weil die Leute auf der Alb noch ihre eigene Landwirtschaft mit dranhängen haben.

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silur_23482715
07.04.22 um 18:33

Einige Lebensmittel gab es gar nicht, wie zB Orangeat. Zu Weihnachten haben wir ein Päckchen geschickt bekommen mit Orangeat aus dem Westen. Das wurde sofort aufgegessen.

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laerke_27098577
07.04.22 um 18:42
In Antwort auf silur_23482715

Ich bin in der DDR aufgewachsen. Hungern musste ich nicht und das, obwohl ich in einem Kinderheim aufgewachsen bin. Wir hatten Bananen und ganz viele andere schöne Lebensmittel. Im Kinderheim gab es sogar besseres Essen als draußen. Das wissen viele gar nicht, da die meisten Menschen mit Kinderheimen nie in Berührung kamen. Später wurde ich dann adoptiert von einer Familie.


Ich bin in der heutigen Zeit sehr oft mit Vorurteilen konfrontiert. Westdeutsche Männer lehnen mich ab, sie würden niemals eine Ostdeutsche heiraten, besonders Männer aus Südwestdeutschland. Sowas macht mich traurig. Gerade die sind besonderes knuddelig und gutaussehend.


Und ansonsten denke ich, dass Ostdeutsche nichts besseres sind. Gerade die ostdeutschen Frauen sind eingebildet, und denken sie seien was Besseres. Häufig fehlt ihnen die Einsicht.


Was mir noch auffällt. Wenn man Grundbesitz hat, hat man in Ostdeutschland viele Neider. Vielleicht kann mir jemand sagen, ob das in Süddeutschland auch so ist?

> Was mir noch auffällt. Wenn man Grundbesitz hat, hat man in Ostdeutschland viele Neider. Vielleicht kann mir jemand sagen, ob das in Süddeutschland auch so ist?

Selbstverständlich ist das in Südwestdeutschland auch so. Neider gibt es überall. Das hat nichts mit Ost oder West zu tun, sondern mit der Natur des Menschen.

In Süddeutschland gibt es zB ganz viele, die darüber raffeln, dass man nach der Wiedervereinigung den neuen Bundesländern alles in den Allerwertesten geschoben habe, und in den Städten in den neuen Bundesländern deshalb  jetzt alles ganz schnieke renoviert und neu gemacht sei während in den alten Bundesländern das Geld ausgehe und alles verkomme.

Bei meinem letzten Besuch in Tübingen miterlebt: Im Fernsehen, in der Landesschau, wurde irgendwas über Dresden gezeigt, und man sah eine Frau, die schick eingekleidet und frisch beim Friseur war. Da tönte am Nebentisch gleich eine Tübingerin in breitestem Schwäbisch: "Da siehst du, die in der ehemalihen DDR, die können sich jetzt alles leisten! Schau mal, wie teuer die aufgetakelt ist, und sogar beim Friseur war die!" Da wird Leuten, weil sie in der ehemaligen DDR sind, ein Strick daraus gedreht, dass sie zum Friseur gehen. Wahrscheinlich bricght eine Welt zusammen wenn da einer 30 Cent mehr für ein Bademittel ausgibt als man selbst. Es ist manchmal so grotesk, dass es schon wieder lustig ist.

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laerke_27098577
07.04.22 um 18:46
In Antwort auf silur_23482715

Einige Lebensmittel gab es gar nicht, wie zB Orangeat. Zu Weihnachten haben wir ein Päckchen geschickt bekommen mit Orangeat aus dem Westen. Das wurde sofort aufgegessen.

Wenn du so etwas erzählst, dann läuft das in den Köpfen von Menschen, die sich der "anderen Seite" zugehörig fühlen, wie folgt weiter:

Aus dem Umstand, dass es zB kein Orangeat gab, schliesst man, dass es gar nichts gab und alle am Hungertuch nagten. Der ganz normale menschliche Hang zur Übertreibung, um sich besser vorkommen und wichtig machen zu können.

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laerke_27098577
07.04.22 um 19:12
In Antwort auf laerke_27098577

Wenn du so etwas erzählst, dann läuft das in den Köpfen von Menschen, die sich der "anderen Seite" zugehörig fühlen, wie folgt weiter:

Aus dem Umstand, dass es zB kein Orangeat gab, schliesst man, dass es gar nichts gab und alle am Hungertuch nagten. Der ganz normale menschliche Hang zur Übertreibung, um sich besser vorkommen und wichtig machen zu können.

Was ich noch über die DDR weiss: Für Westdeutschland war die DDR eine recht lukrative Billig-Wirtschaftszone, von wo man viele Sachen, die dort billiger hergestellt wurden, unter anderem, weil die Leute schlechter bezahlt und/oder Sträflinge waren, in die Bundesrepublik importieren konnte.

Unter Honecker hat beispielsweise die Haftanstalt Cottbus 200000 Fotoapparate in die Bundesrepublik exportiert, Aus dem Frauengefängnis Hoheneck wurden im Lauf der Jahre 100 Millionen Damenstrumpfhosen in die Bundesrepublik und andere Westländer exportiert und landeten in den Ladenregalen von Aldi, Karstadt, Hertie, Horten, Kaufhof, Kaufhalle und Woolworth.

ZB die schwedische Ikea hat in der DDR für den bundesdeutschen Markt produziert, sonst wären die Billy-Regale in Westdeutschland niemals so preisgünstig gewesen. Woolworth, Neckermann, Quelle, Otto, Kaufhof, Horten, Hertie, Karstadt, Möbel Hess und Möbel Steinhoff wurden aus der DDR mit Einrichtungsgegenständen beliefert, an denen politische und andere unter Zwang stehende Häftlinge mitgearbeitet hatten. DDR-Gefangene waren an der Produktion von Fernsehern, Motorrädern und Farbfilmen (für Neckermann), Küchenherden (für Quelle) sowie Kerzen (für Schlecker) beteiligt. Werkzeugkästen und Schreibmaschinen wurden teils in Gefängnissen gefertigt und in den Westen geliefert. Häftlingsarbeiter produzierten zusammen mit „freien“ Arbeitern Kupferdraht, Elektromotoren, Mähdrescher, Gussteile, Schuhe, Glasseide, Spindeln, Schaltelemente, Autoscheinwerfer sowie Motorradteile für den Westexport.

Der West-Kindergarten, in dem ich war, hatte lauter, zu Zeiten als sie noch bestanden hatte, in der DDR produziertes Spielzeug. Nicht nur Bauklötzchen und Tierfiguren aus Holz. Zum Beispiel auch diese Construction-Metallbaukästen für Kinder, mit denen man alle möglichen tollen Sachen zusammenschrauben konnte.

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dickunddoof
07.04.22 um 20:05
In Antwort auf laerke_27098577

Was ich noch über die DDR weiss: Für Westdeutschland war die DDR eine recht lukrative Billig-Wirtschaftszone, von wo man viele Sachen, die dort billiger hergestellt wurden, unter anderem, weil die Leute schlechter bezahlt und/oder Sträflinge waren, in die Bundesrepublik importieren konnte.

Unter Honecker hat beispielsweise die Haftanstalt Cottbus 200000 Fotoapparate in die Bundesrepublik exportiert, Aus dem Frauengefängnis Hoheneck wurden im Lauf der Jahre 100 Millionen Damenstrumpfhosen in die Bundesrepublik und andere Westländer exportiert und landeten in den Ladenregalen von Aldi, Karstadt, Hertie, Horten, Kaufhof, Kaufhalle und Woolworth.

ZB die schwedische Ikea hat in der DDR für den bundesdeutschen Markt produziert, sonst wären die Billy-Regale in Westdeutschland niemals so preisgünstig gewesen. Woolworth, Neckermann, Quelle, Otto, Kaufhof, Horten, Hertie, Karstadt, Möbel Hess und Möbel Steinhoff wurden aus der DDR mit Einrichtungsgegenständen beliefert, an denen politische und andere unter Zwang stehende Häftlinge mitgearbeitet hatten. DDR-Gefangene waren an der Produktion von Fernsehern, Motorrädern und Farbfilmen (für Neckermann), Küchenherden (für Quelle) sowie Kerzen (für Schlecker) beteiligt. Werkzeugkästen und Schreibmaschinen wurden teils in Gefängnissen gefertigt und in den Westen geliefert. Häftlingsarbeiter produzierten zusammen mit „freien“ Arbeitern Kupferdraht, Elektromotoren, Mähdrescher, Gussteile, Schuhe, Glasseide, Spindeln, Schaltelemente, Autoscheinwerfer sowie Motorradteile für den Westexport.

Der West-Kindergarten, in dem ich war, hatte lauter, zu Zeiten als sie noch bestanden hatte, in der DDR produziertes Spielzeug. Nicht nur Bauklötzchen und Tierfiguren aus Holz. Zum Beispiel auch diese Construction-Metallbaukästen für Kinder, mit denen man alle möglichen tollen Sachen zusammenschrauben konnte.



Sehr gut!

Die Ossis haben produziert, und die Wessis kamen sich dann mit "ihren" tollen, supermodernen Dingen, natürlich "Made in Germany", denn dass vieles, was sich die Westler in die Bude stellten oder anzogen, aus der DDR kam, sollte ja niemand wissen, schön überlegen vor,
Denn so tolle Sachen wie sie standen dann für das Gros der Ossis nicht mehr zur Verfügung.

Der Q-Katalog verkaufte DDR-Waren bspw. Jahrzehntelang unter der "Eigen"-Marke "Privileg".

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dickunddoof
07.04.22 um 20:09

Hey, ihr Lieben, danke erst mal für all eure Beiträge.
Schön, dass aus so unterschiedlichen Blickwinkel berichtet wurde.

Ich werde noch auf jeden einzelnen Beitrag näher eingehen, versprochen, wollte nur erst mal kurz eine Rückmeldung für eure Mühen dalassen.
LG

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bissfest777
bissfest777
08.04.22 um 0:22
In Antwort auf dickunddoof

Hallo Community,weil mir das immer wieder begegnet, auch hier im Forum, würde ich gerne mal über das obige Thema diskutieren.Und fragen - was genau wisst ihr eigentlich über die DDR, über das Leben, das die Menschen dort tagtäglich geführt haben.Mit tagtäglich meine ich jetzt weniger die "großen" politischen Rahmenbedingungen (ja, es gab einen Schießbefehl an der Mauer/Grenze; ja, man konnte nicht ohne weiteres ins kapitalistische Ausland reisen), sondern wirklich den Alltag.Mir sind in den Jahren seit der Wende immer wieder "Geschichten" über die DDR begegnet, Aussagen, Behauptungen, die ich nicht so erlebt habe bzw. nicht so bestätigen kann.Beispiele:- ihr hattet doch nichts- es gab nichts zu essen, nichts anzuziehen- es gab keine Gardinen an den Fenstern, keine vernünftigen Möbel- die Leute hatten kein Fernsehen- die Leute waren zu faul zu arbeiten- die Ossis waren unfähig/zu dumm zu arbeiten und zu wirtschaften(- die DDR war (auch deshalb) pleite, überschuldet- die DDR war nicht in der Lage auf dem Weltmarkt mitzuhalten)Ich hab die beiden letzten Punkte in Klammern gesetzt, weil das zwar auch landläufige Aussagen sind, aber eigentlich weniger mit dem Alltag der Menschen zu tun hat; Meinungen sind gleichwohl willkommen.Mich würde auch interessieren, wer zu DDR Zeiten mal in der DDR war, und sich da ein eigenes Bild machen konnte.Und wer nach der Wende mal in den neuen Bundesländern war, mal dort Urlaub gemacht hat, sich das einfach alles mal angeschaut hat.

Ich komme auf den Thread, weil gerade jemand - offenbar als Beleg für den angeblich unterirdischen Lebensstandard in der DDR - anführte, er habe noch in 2010 in Potsdam Kohlen zum Heizen in den zweiten Stock schleppen müssen. 

Aus der DDR kommen sehr gute Russisch-Deutsch-Wörterbücher.

Eine der Heldinnen meiner Kindheit war Katharina Witt. 

Toller Bildungsstandard, tolle Sportler.

Das Gebiet der ehemaligen DDR ist historisch betrachtet ein sehr interessanter Teil Deutschlands. 

Das Thema Wende und Mauerfall fasziniert mich sehr. 

Ich habe einmal eine Dokumentation über Kinder in Heimen gesehen, die von ihren Müttern nach der Öffnung der Grenze zurückgelassen worden waren, das war berührend und traurig.

Ich bin übrigens Österreicherin 😏 

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D
dickunddoof
08.04.22 um 16:57
In Antwort auf ninirose

Ich wurde 1996 in NRW geboren, habe also keinen wirklich biografischen Bezug zur DDR.


Ich habe mich im Rahmen meines Studiums mit Rechtsextremismus in der DDR, der Politik und der Propaganda (u.a. dem Buchenwald-Mythos) befasst. Aber immer nur am Rande. Die DDR stand nicht im Fokus meines Studiums.


Niemand aus meinem näheren Umfeld stammt aus der DDR.


So viel zu meinem Hintergrund.


Was ich über den Alltag in der DDR denke (und ich lasse mich gerne korrigieren):


- Es war schwierig, an neutrale Informationen zu gelangen.
- Die Normalbevölkerung musste mit Entbehrungen leben, zB. lange auf ein Auto warten, im Supermarkt gab es ein wesentlich beschaulicheres Angebot als in Westdeutschland (weniger Auswahl bedeutet aber natürlich nicht automatisch Hunger). Einige haben Westpakete bekommen (wie weit war das verbreitet?).
- Es gab ein umfassendes Betreuungsangebot, was einerseits den Frauen ermöglichte, zu arbeiten. Andererseits wurden Kinder teilweise sehr früh und in sehr großem Umfang betreut, was ich kritisch sehe.
- Viele Leute haben beengt gewohnt.
- Politische Ansichten hatten starke Auswirkungen auf den Alltag.
- Ich kann mir zudem vorstellen, dass es wegen der Stasi und ihrer Spitzel viel Misstrauen gab.

Da hast du ja nicht einmal die Wendezeit erlebt, und kennst alles nur vom Hörensagen,

Zu deinen Punkten
- neutrale Informationen,
was verstehst du darunter?
Natürlich wurde im DDR Fernsehen, wie auch in den sonstigen Medien (Radio, Zeitungen) Parteilinie vertreten. Und vermutlich vieles, insbesondere Probleme, Skandale nicht erwähnt.
Allerdings waren in der DDR bis auf wenige Regionen Westfernsehen und Radio zu empfangen. Es heißt zwar immer, es wäre verboten gewesen, man durfte das nicht hören, sehen, aber natürlich hat das jeder, der es empfangen konnte, auch gemacht. Und ich wüßte auch nicht, dass da mal jemand wirklich Schwierigkeiten gekriegt hat, der Westmedien empfing.
Man hat insoweit also schon internationale, aber auch nationale Nachrichten aus dem Blickwinkel des sog. Klassenfeindes betrachten können. Und konnte sich dann ein eigenes Urteil bilden.
(In der Regel ist es so gewesen, wie ganz oft - die Wahrheit lag/liegt meistens irgendwo in der Mitte.)


- Entbehrungen
schwierig zu sagen.

Auto
Ich war zu Wende-Zeiten noch zu klein/jung für ein eigenes Auto.
Wir hatten aber eins. Mein Onkel/Tante hatten eins, die Nachbarn hatten eins, die Freunde/Bekannten meiner Eltern/Onkel-Tante hatten eins. Die Eltern von Klassenkameraden/Schulfreundinnen hatten fast alle eins. Ehrlich gesagt kenne ich tatsächlich nur zwei Familien, die kein Auto hatte. 
Aber - natürlich hatten die Familien nur jeweils ein Auto, nicht wie heute, wie jeder meint, unbedingt eine eigene Karre zu brauchen.

Zudem war zu DDR-Zeiten der ÖPNV (aus meiner subjektiven Sicht) besser als heute.
Ich bin sehr ländlich aufgewachsen, und hier fuhren Busse, mehrfach am Tag. Schulbusse, aber auch Busse für die Werktätigen, morgens, mittags, nachmittags und abends. Und zwischen festen Zeiten, die sich am Schul- bzw. Arbeitsbeginn sowie Schulschluss/Hortschluss bzw. Arbeitsende/Schichtende orientierten, fuhren weitere Busse. Es gab von jedem kleinen Dorf gute Verbindungen in die Nachbardörfer und die Kreisstadt. Nicht wie heute, wo teilweise nur zwei Busse am Tag fahren.

Als Kinder/Jugendliche sind wir zudem mit dem Fahrrad gefahren, teilweise bis zu 20 Km, wenn wir irgendwohin zum Baden, ins Kino, zur Disco oder zu Jahrmärkten wollten.

- Angebot
sooo schlecht war das Angebot gar nicht.
Man hat nicht immer alles auf Anhieb erhalten (allerdings geht es mir im Westen seit Wendezeiten auch so, dass ich oft bestimmte Vorstellungen habe, und diesbezüglich nichts passendes finde; dabei bin ich bestimmt nicht so "spinnert", das mein Geschmack komplett aus dem Rahmen fällt)

Lebensmittel
wir mussten nicht hungern, sondern hatten "eigentlich" alles
Selten Bananen, Orangen in der Regel nur zu Weihnachten, im Sommer immer mal Wassermelonen
Ansonsten Obst und Gemüse satt, mit der Einschränkung, dass das Angebot sich natürlich nach der Saison richtete. frische Erdbeeren im Dezember gab es nicht - allerdings stellt sich die Frage, ob das wirklich notwendig ist.
Kein Mensch fällt tot um, wenn er im Dezember keine frischen Erdbeeren essen kann, Und der Umwelt/Natur wäre es wohl sehr viel zuträglicher, wenn sich Menschen mehr regional/saisonal ernähren würden.

Brot/Brötchen/Backwaren, Fleisch/Wurst, Milch/Molkereiprodukte, sonstige Grundnahrungsmittel -  gab es alles.
Auch hier allerdings mit Einschränkungen, es gab immer "etwas" zu essen
Es gab aber nicht bis Ladenschluss 20 verschiedene Sorten an Brot/Brötchen/Kuchen/Teilchen oder Wurst/Aufschnitt, Käse/Quark. Wenn ein Artikel einer Warengruppe weg/alle war, dann war er alle und man musste halt mit einer anderen Sorte Vorlieb nehmen.
Sooo schlecht war das aber eigentlich gar nicht. Ich denke man wurde nicht so "verwöhnt", musste flexibel sein, wenn es halt keine Schnitzel mehr gab, musste man eben umdisponieren und was anderes kochen.
Es wurden dadurch auch nicht so viele Sachen weggeworfen (jedenfalls bei uns nicht).
Tiere wurden weitaus vollständiger zu Ernährungszwecken verwendet, als heute. Heute hat man mitunter den Eindruck, Tiere würden nur aus "Edelstücken", wie etwa Schnitzel und Schinken bestehen.
Zu DDR Zeiten gab es eben auch Innereien, Blutwurst/Grützwurst, Schweinskopfsülze etc. pp.
(or allem auch in den Schul- und Werktätigenkantinen standen diese Dinge regelmäßig auf dem Speiseplan).


- Betreuungsangebot
Krippe, Kindergarten und Hort
ich hatte eine Oma, und bin nicht in die Krippe gegangen, aber in Kindergarten und Hort
Und ich fand es klasse. Da wurde gespielt, gebastelt, geturnt.
Aus heutiger Sicht finde ich es sinnvoll. Ich höre jetzt so oft, dass viele Kinder nicht schulreif sind, so einfache Koordinationsübungen wie auf einem Bein stehen/hüpfen, eine Rolle vorwärst machen, nicht mehr (richtig) können.
Das war zu DDR Zeiten nicht in dem Maße ausgeprögt, weil man wie gesagt, schon mit den Kleinen, im Kindergarten, auch geturnt hat. Wir wurden nicht "getrimmt", aber man hat halt bestimmte Spiele gespielt, Hüpfspieke/Seilspringen.

Schulhort - da gab es die Morgenbetreuung und die Nachmittagsbetreuung. Ich bin in beide gegangen, weil meine Eltern auswärts arbeiteten. Und fand das nicht schlimm. 
Im Nachmittagshort wurden mit den Kindern auch die Hausaufgaben gemacht; man hatte also auch von der Schule aus ein Auge darauf, wie ein Kind in der Schule mitkam, wo es Baustellen, Schwierigkeiten hatte, und hat dann gezielt unterstützt.


- Wohnsituation
auch schwierig zu beantworten.
Was ist beengt? Wieviel Platz braucht man denn? Und wie viele Menschen wohnen heute beengt? Weil nicht genügend Wohnungen zur Verfügung stehen, weil die Mieten nicht bezahlbar sind.
Und haben die im Westen denn in den 60/70/80er Jahren allesamt so viel besser gewohnt?
Es gibt heute noch - wir haben 2021 - sog. Schlichtwohnungen, Wohnungen ohne Heizung, Bad/Klo. Heute! Solche Wohnverhältnisse gab es doch vor 30/40 Jahren in noch viel größerem Umfang.
Ich habe/hatte Westverwandtschaft, die hatten zwar ein eigenes Haus, haben aber - wie wir in der DDR mit eigenem Haus - zum Heizen bis in die Anfang 80er Kohlen schleppen müssen; wir haben es bis zur Wende gemacht.
Klo auf halber Treppe hat es auch in beiden deutschen Staaten gegeben, auch das war ja kein Alleinstellungsmerkmal der DDR.

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dickunddoof
08.04.22 um 16:57
In Antwort auf ninirose

Und zu deinen Beispielen:


„ihr hattet doch nichts, es gab nichts zu essen, nichts anzuziehen“ sind weit verbreitete Annahmen und ich denke, dass die Tendenz (weniger Auswahl als im Westen, Wartezeiten) stimmt, aber es zu drastisch ausgedrückt ist.


„es gab keine Gardinen an den Fenstern, keine vernünftigen Möbel“ hab ich bisher noch nicht gehört. Was ist da dran?


„die Leute hatten kein Fernsehen“ stimmt so nicht, verbreitete sich aber später als in der BRD und ich weiß auch nicht, wie viel Prozent der Bevölkerung einen eigenen Fernseher hatten. Aber das lässt sich ja nachschauen.


„die Leute waren zu faul zu arbeiten“ - Ist das wirklich ein Vorurteil? Das habe ich noch nicht gehört.


„die Ossis waren unfähig/zu dumm zu arbeiten und zu wirtschaften“ - Nein, nicht die Bevölkerung, aber die Planwirtschaft funktionierte nicht wirklich gut.
 

- Lebensmittel 
s.o.

- Gardinen/Möbel
ich habe keine Ahnung, woher dieser Unsinn mit den Gardinen kommt.
Wir hatten Gardinen, auch Übergardinen. Wie Beate weiter unten schrieb - man wollte sich nicht von jedem in die Wohnung schauen lassen.
Gardinene hatten aber,  jedenfalls bei uns, noch einen weiteren Zweck - sie halten Wärme im Haus.
Gerade im Winter: Wenn man zum Heizen Kohlen schleppen muss, dann wollte man auch, dass die Bude warm bleibt. Und Fenster sind ja, auch heute noch, ein "Einfallstor" für Kälte. Mit Gardinen davor minderten sich Wärmeerluste.
Wir hatten sogar bodenlange Vorhänge vor den Türen, damit es da nicht rein/raus-zieht.

Also, keine Ahnung, woher dieses Vorurteil stammt.
Habe das aber wirklich wiederholt gehört.
Ebenso dass Polen und Russen keine Grdinen gehabt hätten, Auch das kann ich nicht bestätigen. Ich war zu DDr-Zeiten sowohl in Polen als auch in der Sowjetunion, aber auch dort gab es Gardinen.

- Möbel
auch hier hat Beate ja schon dargestellt, wie es war.
Man hat halt eher auf "Lebenszeit" gekauft und sich eingerichtet, statt alle zwei drei Jahre neues anzuschaffen.
"Vernünftig", im Sinne von stabil und langlebig waren die Sachen schon.
Modern - es war der Geschmack der damaligen Zeit. Im Westen lief es damals ja aber nicht so viel anders. Auch im Westen der 70/80er Jahre haben die Leute noch nicht, wie heute, alle paar Jahre die Einrichtung gewechselt.
Zudem wurden viele "West"-Möbel tatsächlich im Osten (DDr/Ostblock) produziert. Auf die Marke "Privileg" beim "Q"-Versandhaus/Katalog hatte ich schon weiter unten verwiesen. Auch Jana hat dazu weiter unten ja ausführlicher beschrieben.
Im Grunde gab es also im Osten das "Gleiche" wie in vielen Westhaushalten, vielleicht einen Ticken schlichter gehalten.


- Fernseher
erst mal, Beate hat recht, Technik war wirklich teuer. die Leute mussten länger sparen, um sich diese leisten zu können.
Ich glsube aber auch viele im Westen haben die Preise nicht mal eben aus der Kaffeekasse begleichen können.
Was schon zu den Möbel geschrieben, auch Technik wurde in die BRD exportiert. Fernseher aus Staßfurt, Optik-Artikel aus Jena,

Ich hab mal nachgeschaut, wieviele Geräte /Haushalte es gab- (keine Ahnung, wie belastbar die Zahlen tatsächlich sind, 
DDR - 1970 waren es 69 Prozent.
BRD - 1975 waren 93 Prozent der Haushalte (mit Fernseher)
sind nicht ganz identische Zeiten, so dass wohl zu vermuten steht, dass auch in der DDR bis 75 noch das ein oder andere Prozent dazugekommen ist.

Ja, die DDR war da wohl ein bisschen hiterher. Allerdings waren die Startbedingungen der beiden Staaten ja auch ziemlich unterschiedlich.

Wir hatten einen Fernseher, Oma/Opa, Tante/Onkel, Nachbarn etc, Schulfreunde auch.
Als Kleinkind hab ich da woh nicht drauf geachtet, als Schulkind (ab Anfang 80er Jahre) ist mir keiner im Umfeld bewusst/bekannt, der kein Gerät gehabt hätte.


- Ossis zu faul
ich bin in den 90ern in den Westen, und ja, da sind mir diese Vorurteile begegnet.
O-Ton von insgesamt drei Behörden-Idioten 

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laerke_27098577
08.04.22 um 20:11
In Antwort auf dickunddoof

- Lebensmittel 
s.o.

- Gardinen/Möbel
ich habe keine Ahnung, woher dieser Unsinn mit den Gardinen kommt.
Wir hatten Gardinen, auch Übergardinen. Wie Beate weiter unten schrieb - man wollte sich nicht von jedem in die Wohnung schauen lassen.
Gardinene hatten aber,  jedenfalls bei uns, noch einen weiteren Zweck - sie halten Wärme im Haus.
Gerade im Winter: Wenn man zum Heizen Kohlen schleppen muss, dann wollte man auch, dass die Bude warm bleibt. Und Fenster sind ja, auch heute noch, ein "Einfallstor" für Kälte. Mit Gardinen davor minderten sich Wärmeerluste.
Wir hatten sogar bodenlange Vorhänge vor den Türen, damit es da nicht rein/raus-zieht.

Also, keine Ahnung, woher dieses Vorurteil stammt.
Habe das aber wirklich wiederholt gehört.
Ebenso dass Polen und Russen keine Grdinen gehabt hätten, Auch das kann ich nicht bestätigen. Ich war zu DDr-Zeiten sowohl in Polen als auch in der Sowjetunion, aber auch dort gab es Gardinen.

- Möbel
auch hier hat Beate ja schon dargestellt, wie es war.
Man hat halt eher auf "Lebenszeit" gekauft und sich eingerichtet, statt alle zwei drei Jahre neues anzuschaffen.
"Vernünftig", im Sinne von stabil und langlebig waren die Sachen schon.
Modern - es war der Geschmack der damaligen Zeit. Im Westen lief es damals ja aber nicht so viel anders. Auch im Westen der 70/80er Jahre haben die Leute noch nicht, wie heute, alle paar Jahre die Einrichtung gewechselt.
Zudem wurden viele "West"-Möbel tatsächlich im Osten (DDr/Ostblock) produziert. Auf die Marke "Privileg" beim "Q"-Versandhaus/Katalog hatte ich schon weiter unten verwiesen. Auch Jana hat dazu weiter unten ja ausführlicher beschrieben.
Im Grunde gab es also im Osten das "Gleiche" wie in vielen Westhaushalten, vielleicht einen Ticken schlichter gehalten.


- Fernseher
erst mal, Beate hat recht, Technik war wirklich teuer. die Leute mussten länger sparen, um sich diese leisten zu können.
Ich glsube aber auch viele im Westen haben die Preise nicht mal eben aus der Kaffeekasse begleichen können.
Was schon zu den Möbel geschrieben, auch Technik wurde in die BRD exportiert. Fernseher aus Staßfurt, Optik-Artikel aus Jena,

Ich hab mal nachgeschaut, wieviele Geräte /Haushalte es gab- (keine Ahnung, wie belastbar die Zahlen tatsächlich sind, 
DDR - 1970 waren es 69 Prozent.
BRD - 1975 waren 93 Prozent der Haushalte (mit Fernseher)
sind nicht ganz identische Zeiten, so dass wohl zu vermuten steht, dass auch in der DDR bis 75 noch das ein oder andere Prozent dazugekommen ist.

Ja, die DDR war da wohl ein bisschen hiterher. Allerdings waren die Startbedingungen der beiden Staaten ja auch ziemlich unterschiedlich.

Wir hatten einen Fernseher, Oma/Opa, Tante/Onkel, Nachbarn etc, Schulfreunde auch.
Als Kleinkind hab ich da woh nicht drauf geachtet, als Schulkind (ab Anfang 80er Jahre) ist mir keiner im Umfeld bewusst/bekannt, der kein Gerät gehabt hätte.


- Ossis zu faul
ich bin in den 90ern in den Westen, und ja, da sind mir diese Vorurteile begegnet.
O-Ton von insgesamt drei Behörden-Idioten 

Bitte versteh mich nicht falsch - ich möchte Dir nicht an den Karren fahren.

Aber wieso arbeitest Du Dich grade so sehr ab in historischen Vergleichen? Inwieweit die Verhälnisse in der Deutschen Demokratischen Republik wann vergleichbar waren mit denen in der Bundesrepublik Deutschland, mag zwar interessant sein, aber weiterhelfen wird uns das in Bezug auf die Gegenwart eher nicht. Außer in der Frage, wie die Leute in der Vergangenheit zurechtgekommen sind, und was man daraus für das Zurechtkommen in der Gegenwart lernen könnte. Aber da kommt es dann nicht drauf an, zu vergleichen, ob Leute, die in der einen Gegend mit Kohlen geheizt haben, irgendwie dümmer/schlechter waren als Leute, die das in der anderen Gegend auch gemacht haben. Sondern darauf, welche Tricks und Life-Hacks sie dabei jeweils hatten, die einem heute auch nützen könnten.

Und schon seit je her neigen Menschen dazu, sich in verschiedene Gruppen auseinanderdividieren zu lassen und sich Vorurteile gegenüber den anderen Gruppen einreden zu lassen und sich besser vorzukommen und die eigene Gruppe besser zu finden als die anderen Gruppen. Auf die Art und Weise werden Herrschaftssysteme und Machtapparate etabliert.

Im Gemeinschaftskundeunterricht der Schule zB haben wir Kommunismus und Kapitalismus verglichen und die Leute haben sich fürchterlich verkopft und hochgeistige Pirouetten dabei gedreht. Meiner Meinung nach kommt es darauf gar nicht an, sondern darauf, ob ein Gesellschaftssystem/Wirtschaftssystem von Menschenachtung geprägt ist. Und da sind wir ganz einfach bei der Natur des Menschen. Nicht bei Kommunismus versus Kaputalismus, nicht bei DDR versus BRD, nicht bei NATO - Russland/China - Indien - Afrika - Südamerika, sondern ganz einfach bei Menschenachtung und Natur des Menschen. In jedem System, in jeder Gesellschaft gibt es solche und solche.

Was mich selbst angeht: Ich bin Jahrgang 1991. Ich kenne die Teilung Deutschlands nicht aus eigener Erfahrung sondern nur vom Hörensagen. Und weiss, dass es Vorurteile sowohl in der ehemaligen DDR als auch im ehemaligen Westdeutschland gibt, die mir teilweise recht abstruss vorkommen, und denen, die sie hegen und pflegen wahrscheinlich nur dazu dienen, sich auch heute noch besser vorkommen zu können als die anderen. Mich von irgendwas überzeugen zu wollen, bringt in Hinblick auf "objektive Wahrheit" nicht viel, denn ich war nicht dabei. Bei mir würde das nur auf die Frage hinauslaufen, welchem Hörensagen ich mehr Glauben schenke. Es ist aber jedenfalls so: Wenn mir jemand, die/der in der DDR gelebt hat, erzählt, wie es dort damals zuging, glaube ich eher, dass diese Person darüber bescheid weiss, als jemand, der nie in der DDR gelebt hat, aber darüber doziert.  Wenn mir jemand, die/der in Westdeutschland gelebt hat,  erzählt, wie es damals in Westdeutschland zuging, glaube ich eher, dass diese Person bescheid weiss als jemand, der damals nicht in Westdeutschland sondern in der DDR gelebt hat, aber darüber doziert.

Mir kommt das alles - pardon für die saloppe Ausdrucksweise - manchmal auch vor wie Schwanzvergleiche mit fremden Schwänzen: Da geraten Leute, von denen einer in der Bundesrepublik Deutschland und einer in der Deutschen Demokratischen Republik gelebt hat, aneinander, weil sie darum streiten, welcher Staat besser war, bzw wo es die besseren Menschen gab. Dabei wurden diese Staaten gar nicht von ihnen, sondern in der Hauptsache von vielen anderen Menschen erschaffen. Das ist, wie wenn zwei Leute sich darum streiten, welcher von ihnen im besseren Auto gesessen hat, um daraus abzuleiten, wer der bessere Mensch ist, und dann kommt raus, dass für beide gilt, dass weder ihnen das jeweilige Auto gehört hat, noch sie das jeweilige Auto gebaut haben, noch sie was dafür oder dagegen konnten, überhaupt in diesem Auto zu sitzen. Es ist bizarr. Jetzt sitzen sie zusammen im gleichen Auto. Jetzt sollten sie sich eher fragen, wie man sich verhält, damit es dabei fair und für alle möglichst angenehm zugeht.

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D
dickunddoof
08.04.22 um 21:08
In Antwort auf beate44

Also ich habe in der DDR gelebt...und ich lebe auch jetzt noch dort.
Als die Wende war, war ich ungefähr 14 Jahre alt.
Ich habe nichts vermisst.

Zitat: ihr hattet doch nichts- es gab nichts zu essen, nichts anzuziehen...
Als es gab eine recht eigensinnige Marktwirtschaft, der "Verteilung". Die Güter wurden auf das Volk verteilt, so das nicht einer alles bekommt, sondern jeder die gleiche Menge. Wenn man also einkaufen ging, konnte jeder nur eine bestimmte Menge kaufen, damit die anderen auch etwas davon bekommen.
Wo eine lange Menschenschlange war, haben wir uns grundsätzlich angestellt, obwohl wir nicht wussten, was angeboten war. Südfrüchte waren Mangelware...dafür musste man lange anstehen und jeder Kunde bekam nur eine Bananenstaude und nicht fünf oder so. Genauso war es mit Weintrauben. Jeder eine Rebe.Jeder ein Netz mit Orangen. Das alles wurde aufgeteilt. Was aber kein Problem war, denn wir kannten es ja so. Wir freuten uns nach langem Bananen bekommen zu haben.
Das gleiche galt für Bücher und Schallplatten usw....gab es eine Schallplatte eines Stars aus dem Westen standen wir lange an- egal ob wir den Star kannten oder nicht...es war Westware und deswegen begehrt.
Aber Dinge des täglichen Bedarfs gab es immer....nur eben kein Luxus, nichts aus dem kapitalistischen Ausland. Alles eigene Herstellung.
Das wir nichts anzuziehen hatten, kann ich nicht bestätigen. Was fehlte war Vielseitigkeit. Es konnte also passieren das man eine tolle Jacke gekauft hat, die nach einiger Zeit jeder trug. Dafür waren die Erwachsenen aber sehr kreativ und haben Kleidung selbst genäht und gestrickt. Und wir haben oft "gebrauchte" Kleider von unserer Verwandtschaft getragen, einfach weil die Kleidung noch taugte.  Es gab Kleidung aber eben aus der Massenherstellung, nichts was man chick fand. Was es heute aber auch noch gibt...wie oft durchquere ich die Boutiquen und finde nichts.

Der Vorteil, den wir heute haben:
Wir können besser kochen, vor allem selbst und frisch. In der DDR gab es kein TK und kein Fertigessen. Wir haben mehr in selfmade-art gelebt. Das Gemüse und Obst hatten wir aus dem eigenen Garten. Wir waren Selbstversorger und das können heute viele nicht, sie wissen nicht, wie das geht. Ich denke wir Ossis haben auch gelernt uns einzuschränken, womit heute viele nicht klarkommen.


Zitat: es gab keine Gardinen an den Fenstern...
das finde ich schräg, denn das habe ich erst nach der Wende kennengelernt. Wir hatten Gardinen und auch Übergardinen, oft mehrlagig, weil man nicht wollte, das jemand von draussen hineinschaut.  Fenster ohne Gardinen waren mir zu Wendezeiten völlig fremd. Nur wenn die Wohnung unbewohnt war, hingen keine Gardinen dran....

Zitat:keine vernünftigen Möbel...
Nun ja...hier kommt wieder das Thema Vielseitigkeit an. Wir hatten alle Möbel, was man damals eben modern fand. Einmal im Jahr kam eine neue "Möbellinie" raus, die meistens weibliche Vornamen hatten "Wohnwand Clivia " ect.  Auch die Möbel wurden im eigenen Land hergestellt oder im sozialistischen Ausland...man hat damals wohl auf das praktikable geachtet, als auf den Chick...vermute ich. Aber die Möbel hielten eindeutig länger.  Es waren Möbel auf Lebenszeit. Man hat sich nur einmal ein Ehebett usw. gekauft und nur einmal eine Küche und nur einmal einen Schrank.

Zitatie Leute hatten kein Fernsehen
Das kam sicherlich darauf an, ob man sich das leisten konnte. Technik war teuer. In meinem Umfeld hatten aber alle einen Fernseher.

Zitat: die Leute waren zu faul zu arbeiten
Na solche gibt es heute auch. Der Staat hat JEDEM eine Arbeit gegeben. Auch die, die man nicht machen wollte. Wenn man nicht "werktätig" war und seine Arbeit " schwänzte" oder "bummelte"  war man "assozial". Dies stellte einen Straftatbestand dar und konnte einen sogar ins Gefängniss bringen. Es gab keine Arbeitslosigkeit.

Zitatie Ossis waren unfähig/zu dumm zu arbeiten
wer sagt so etwas....also es gab keine Arbeitslosigkeit. Auch Menschen ohne Bildung haben eine Arbeit bekommen. Der Bildungsstandard war recht hoch. Das Abitur konnte man damals nur mit einem elitären Zensurenschnitt ablegen. Nix Abi mit 3,5 und so...
Die Ossis waren straff erzogen und sehr diszipliniert.


Zitat: DDR war (auch deshalb) pleite,
ja die DDR war pleite. Was aber nicht an der Bevölkerung, sondern an der Politik lag. Die DDR war ein sehr kleines Land. Natürlich kann ein so kleines Land im Weltmarkt nicht bestehen.

Wie war für mich die Wende ?
Also meine Eltern hatten Angst vor dem bösen Kapitalismus und die meisten haben die Dinge sehr vorsichtig betrachtet. Einige hatten Angst, sie würden nach ihrer Reise in den "Westen" nicht mehr zurück dürfen. Wir hatten Verwandte im Westen und diese haben uns besucht. Sie fanden den Osten sehr duster...( wahrscheinlich vom heizen mit Kohle ).
Ich habe mich von Dingen angezogen gefühlt,die ich aus der Fernsehwerbung kannte. Eine Sucht habe ich zu Milka und Kinderschokolade entwickelt. An Bananen haben ich mich überfressen und konnte dann lange Zeit keine Bananen mehr sehen. Fasziniert haben mich die Fischstäbchen von Iglo, Cornflakes und Nutella. Honig hatte ich in der DDR im Überfluss, weil mein Vater Imker war.

Fazit:
Ich bleibe dabei, es hat mir nichts gefehlt. Etwas was man nicht oder nur sehr selten hat, kann man auch nicht vermissen.








 

Eine Landsfrau.
Du sprichst mir mit deinem Beitrag wirklich aus dem Herzen.
Ich habe ganz vieles genau so erlebt, wie du, so wie du es hier beschreibst.
Hat sehr viel Spaß gemacht, deinen Beitrag zu lesen und sich zurück zu erinnern.

Was ich anders erinnere, bzw. was bei mir/uns nicht gemacht wurde - sich an jeder Schlange anstellen, die irgendwo war.
Das habe ich nach der Wende sooo oft gehört, dass das typisch gewesen sei, für die DDR Zeit - aber ehrlich, das gab es bei uns nicht!
Vielleicht war das auch irgendwie abhängig von der Region, ob man in der Stadt oder eher auf dem Land gelebt hat.

Die einzigen Schlangen, an die ich mich anstellte, waren die vor Bäcker, Fleischer, Milchladen, wenn ich einkaufen gegangen bin. Meine Eltern arbeiteten auswärts und kamen immer erst spät nach Hause; und da die Läden ja um 18 Uhr schlossen, musste ich ab einem gewissen Alter die Einkäufe erledigen.

Und am Schuhladen habe ich mich angestellt, wenn neue Ware gekommen war.

Das mit dem - alle haben die gleiche Jacke - kann ich auch nicht bestätigen. Du schreibst es ja so schön - man wr kreativ, viele haben selbst Sachen gestrickt, genäht, etc. Ich bin auf handarbeitlichem Gebiet zwar eine komplette Null, hatte aber eine (Weiss)Näherin als Oma und eine Handarbeitsverrückte Mama. Und daher oft selbstgemachte Sachen an. Aber auch ansonsten, bei uns in der Klasse hatten eigentlich kaum Leute die gleichen Sachen an.
Ich hatte einige Male die gleichen Schuhe wie meine beste Freundin, was aber wahrscheinlich auch daran lag, dass wir immer gemeinsam zum Schuhladen fuhren, oft mit ihrer Mutter, wenn es dort neue Ware gab.


Besser kochen
- unterschreibe ich sofort
reicht bei mir zwar nicht für ein Sterne-Menü, aber für den Hausgebrauch allemal. 
Ich denke auch, dass es ein Vorteil war/ist, dass es keine Fertiggerichte gab. Man konnte gar nicht anders, als sich selbst ein paar Sachen anzueignen.
Ich habe irgendwann mal eine Doku gesehen, da hatten sie die Kochfähigkeiten der Deutschen mit untersucht. Und kamen zu dem Ergebnis, jeder 10. ist nicht in der Lage Kartoffeln zu kochen. Ich denke, so ein bisschen "Zwang" sich selbst behelfen zu müssen, würde auch heute vielen gut tun.


Was mir zu Lebensmittel und Kleidung noch einfällt
Delikat- und Exquisit-Läden
Es gab ja, neben der Massenware, den Grundnahrungsmitteln, der Einheitsmode durchaus die Möglichkeit, auch "besondere" Dinge zu konsumieren. Nur hatte das eben seinen Preis.
In Delikat-Läden bekam man viele Lebensmittel, die es im Normalen Laden - HO oder Konsum - nicht gab. Auch Südfrüchte in der Dose, oder besonderen Kaffee, Fischkonserven.
Genauso war es mit exklusiverer modischerer Kleidung - die war in den Exquisit-Läden zu entsprechend "gehobeneren" Preisen auch zu bekommen.
Beides war aber doch so wesentlich teurer als die "normalen" Läden, dass man dort in der Regel als "Normalo" nicht ständig permanent einkaufen ging oder besser gehen konnte.


- Arbeitslosigkeit
da muss ich dir zum ersten Mal widersprechen.
Es gab in der DDR durchaus Arbeitslose.
Mein eigener Vater war eine ganze Zeit lang arbeitslos.
Weil wegen Gemauschel in der SED-Kreisleitung in seinem Bereich ein Arbeitsplatz "wegrationalisiert" wurde, und mein Vater sich daher versetzen lassen sollte. Was er nicht wollte.
Da hat man ihn dann kurzerhand "rausgeschmissen", und als "Renitenter", der sich gegen die Partei ausspricht, hat er dann auch nicht sofort wieder Arbeit gefunden.

Aber grundsätzlich hast du Recht, es gab eine Art "Arbeitspflicht" in der DDR..


- Abi
ich hab die Zulassung zur EOS vor der Wende noch bekommen
und sooo elitär war mein Notenschnitt gar nicht
aber ich denke auch, der Bildungsstand war insgesamt höher als im Westen, Was daran lag, dass Kinder in der Unterstufe zum einen im Hort betreut wurden, inklusive Hausaufgaben-Erledigung, man die Schüler aber auch sehr viel länger gemeinsm unterrichtete. Heute wird ja teilweise bereits in der fünften, sechsten Klasse getrennt und auf unterschiedliche Schulformen geschickt. Zu DDR-Zeiten erhieltem alle die gleiche Allgemeinbildung, in wissenschaftlichen Fächern, technischen, sprachlichen. Und Fächer abwählen oder sich aussuchen, wo man gerne geprüft werden möchte, war auch nicht.
Gleiche Prüfungen für alle, Und in welchen Fächern, das haben Fachlehrer und Lehrerkonferenz entschieden, da hatte man als Schüler kein Mitspracherecht


- Staatspleite
auch da möchte ich dir widersprechen.
Ich sehe es nicht so, dass die DDR pleite gewesen ist.
Und die DDR hätte, trotz ihrer geringeren Größe, grundsätzlich das Potential gehabt, am Weltmarkt zu bestehen. Der Westen hat sie nur nicht gelassen.
Man hat die DDR ja in den ersten Jahren politisch überhaupt nicht anerkannt und ihr den Zugang zu den Weltmärkten und Devisenmärkten lange Zeit verweigert/verwehrt. Gleichzeitig (in den Anfangsjahren) hat man Embargos über sie verhängt, um das bisschen im Osten verbliebene (Schwer-)Industrie kaputt zu machen. 


Deinen letzten Absatz finde ich lustig.
Mir ging es mit den Bananen ganz genau so, ich mag sie heute noch nicht wieder (so besonders). Ganz selten, dass ich mal eine esse, häufiger verwende ich sie zum Kochen.
Die Schoki mit der lila Kuh mag ich auch - weiße Or.e.o; ich könnte jeden Tag mehrere Tafel davon futtern. Gibt es gerade beim großen A im Angebot 3 nehmen, nur zwei zahlen.

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dickunddoof
08.04.22 um 21:18
In Antwort auf silur_23482715

Ich bin in der DDR aufgewachsen. Hungern musste ich nicht und das, obwohl ich in einem Kinderheim aufgewachsen bin. Wir hatten Bananen und ganz viele andere schöne Lebensmittel. Im Kinderheim gab es sogar besseres Essen als draußen. Das wissen viele gar nicht, da die meisten Menschen mit Kinderheimen nie in Berührung kamen. Später wurde ich dann adoptiert von einer Familie. Ich bin in der heutigen Zeit sehr oft mit Vorurteilen konfrontiert. Westdeutsche Männer lehnen mich ab, sie würden niemals eine Ostdeutsche heiraten, besonders Männer aus Südwestdeutschland. Sowas macht mich traurig. Gerade die sind besonderes knuddelig und gutaussehend.  Und ansonsten denke ich, dass Ostdeutsche nichts besseres sind. Gerade die ostdeutschen Frauen sind eingebildet, und denken sie seien was Besseres. Häufig fehlt ihnen die Einsicht. Was mir noch auffällt. Wenn man Grundbesitz hat, hat man in Ostdeutschland viele Neider. Vielleicht kann mir jemand sagen, ob das in Süddeutschland auch so ist?

Wenn du in der DDR aufgewachsen bist, bist du doch aber selbst "ostdeutsche" Frau.
Wieso schreibst dann ausgerechnet du, ostdeutsche Frauen seien eingebildet? Damit beziehst du dich selbst doch eigentlich auch in dein "nicht so nettes Urteil" mit ein.

Ich dachte deine Mutter ist Russin?

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dickunddoof
08.04.22 um 21:24
In Antwort auf silur_23482715

Einige Lebensmittel gab es gar nicht, wie zB Orangeat. Zu Weihnachten haben wir ein Päckchen geschickt bekommen mit Orangeat aus dem Westen. Das wurde sofort aufgegessen.

Ich bin ziemlich sicher, dass in den Delikat-Läden auch Orangeat und Zitronat erhältlich war.

Dass es in Kinderheimen so oft Bananen gegeben haben soll, verblüfft mich allerdings etwas. Normalerweise wurden die ja streng rationiert, und es gab die "draußen" eher alle Jubeljahre mal; jedenfalls bei uns auf dem Land. Womöglich sah das ja in größeren Städten, ich weiß ja nicht, woher du kommst, anders au? 

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laerke_27098577
08.04.22 um 22:09
In Antwort auf dickunddoof

Ich bin ziemlich sicher, dass in den Delikat-Läden auch Orangeat und Zitronat erhältlich war.

Dass es in Kinderheimen so oft Bananen gegeben haben soll, verblüfft mich allerdings etwas. Normalerweise wurden die ja streng rationiert, und es gab die "draußen" eher alle Jubeljahre mal; jedenfalls bei uns auf dem Land. Womöglich sah das ja in größeren Städten, ich weiß ja nicht, woher du kommst, anders au? 

Woraus man schliessen kann, dass es die DDR(tm) oder auch die BRD(tm) nicht gibt und nicht gab, und vieles auch nicht in Form von objektiven/absoluten/für alle geltenden Wahrheiten gefasst werden kann, weil jede/r das aus ihrer/seiner Sicht und damit zumindest ein kleines bisschen anders als die anderen erlebt und verarbeitet hat und bewertet.

Wichtig ist aber, wenn jemand erzählt, wie sie/er die Dinge erlebt hat, das ernstzunehmen und nicht irgendwie kleinreden oder relativieren zu wollen, denn da geht es um einen Teil des Lebens eines Menschen, so, wie sie/er es erlebt hat.

Was die DDR angeht, da habe ich den Eindruck, da gab es auch etliche, die nicht viele Möglichkeiten hatten bzw die keine Chance hatten, den Rahmen der ihnen vorgegebenen Möglichkeiten auszuweiten oder zu sprengen, die aber im Rahmen der Möglichkeiten, die sie hatten, das beste getan haben, was sie konnten. Und solche Leute sollte man nicht als dumm bezeichnen, sondern sie verdienen Respekt. Da sind auch viele gute Überlebenskünstler dabei.

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dickunddoof
08.04.22 um 22:15
In Antwort auf bissfest777

Aus der DDR kommen sehr gute Russisch-Deutsch-Wörterbücher.

Eine der Heldinnen meiner Kindheit war Katharina Witt. 

Toller Bildungsstandard, tolle Sportler.

Das Gebiet der ehemaligen DDR ist historisch betrachtet ein sehr interessanter Teil Deutschlands. 

Das Thema Wende und Mauerfall fasziniert mich sehr. 

Ich habe einmal eine Dokumentation über Kinder in Heimen gesehen, die von ihren Müttern nach der Öffnung der Grenze zurückgelassen worden waren, das war berührend und traurig.

Ich bin übrigens Österreicherin 😏 

An Russisch-Deutsch-Wörterbücher habe ich eher semi-gute Erinnerungen.
Russisch war ja zu DDr Zeiten Pflicht Fach.
Ich mag Sprachen zwar eigentlich recht gerne, tat mich auch nicht super schwer mit fremden Sprachen. Aber so gezwungenermaßen Russisch klernen zu müssen, naja meine Traumvorstellung war es damals nicht.


Katarina Witt mochte ich damals auch.
Eigentlich mochte die damals wohl fast jeder .
Ich weiß noch, dass wir 84 und 88 bei den Olympischen Spielen in der Schule über ihre Auftritte und Läufe geredet haben. Da hat die ganze Klasse, inklusive Lehrer mitgefiebert und "gefachsimpelt", ob und wie sie es schaffen könnte Olmpiasiegerin zu werden. Wir hatten zwar alle nicht wirklich Ahnung vom Eiskunstlauf, das hat uns aber nicht davon abgehalten, da im Geiste richtig mitzugehen.

Naja, die Witt wurde natürlich auch von der Staatsführung als VorzeigeAthletin "aufgebaut" und in der Öffentlichkeit so dargestellt, damit die Leute eine Identifikationsfigur hatten.

Nach der Wende ist ihr Nimbus dann aber für mich doch arg verblasst. Ich weiß nicht, das ganze mit Holiday on ice und so, das hat mich nicht überzeugt.
Und die komische Postcode-Werbung, die sie jetzt macht, finde ich eher peinlich.


Mit Geschichte habe ich es nicht ganz so.
Aber ich liebe Schlösser, Burgen, Kirchen;
ich bin mit meinen Eltern zig mal in Potsdam (Sanssouci) und in Sachsen (Dresden, Moritzburg) gewesen.
Luther (Wartburg, Wittenberg) fand ich auch interessant; ebenso Goethe (mit Weimar und Auerbachs Keller in Leipzig)


Das mit den nach der Wende zurückgelassenen Kindern wußte ich gar nicht. Das finde ich irgendwie absolut grausam; ich frage mich, wie Mütter, aber auch Väter ihre Kinder so einfach verlassen und ihrem Schicksal überlassen können. Die müssen sich doch sorgen, sich doch fragen, wie es dem Kind geht, ob es ihm gut geht. Das kann ich wirklich gar nicht nachvollziehen.

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laerke_27098577
08.04.22 um 22:18
In Antwort auf dickunddoof

Wenn du in der DDR aufgewachsen bist, bist du doch aber selbst "ostdeutsche" Frau.
Wieso schreibst dann ausgerechnet du, ostdeutsche Frauen seien eingebildet? Damit beziehst du dich selbst doch eigentlich auch in dein "nicht so nettes Urteil" mit ein.

Ich dachte deine Mutter ist Russin?

Vielleicht ist ja die leibliche/biologische Mutter Russin, die in der DDR war, aber sie ist durch ihr Aufwachsen im DDR-Kinderheim und der Adoptivfamilie eine ostdeutsche Frau? Interessant wäre es schon, zu erfahren, wie es zur Trennung von der leiblichen Mutter kam, und dazu, dass die Tochter in Deutschland lebt und die Mutter in Russland.

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laerke_27098577
08.04.22 um 22:23
In Antwort auf laerke_27098577

Woraus man schliessen kann, dass es die DDR(tm) oder auch die BRD(tm) nicht gibt und nicht gab, und vieles auch nicht in Form von objektiven/absoluten/für alle geltenden Wahrheiten gefasst werden kann, weil jede/r das aus ihrer/seiner Sicht und damit zumindest ein kleines bisschen anders als die anderen erlebt und verarbeitet hat und bewertet.

Wichtig ist aber, wenn jemand erzählt, wie sie/er die Dinge erlebt hat, das ernstzunehmen und nicht irgendwie kleinreden oder relativieren zu wollen, denn da geht es um einen Teil des Lebens eines Menschen, so, wie sie/er es erlebt hat.

Was die DDR angeht, da habe ich den Eindruck, da gab es auch etliche, die nicht viele Möglichkeiten hatten bzw die keine Chance hatten, den Rahmen der ihnen vorgegebenen Möglichkeiten auszuweiten oder zu sprengen, die aber im Rahmen der Möglichkeiten, die sie hatten, das beste getan haben, was sie konnten. Und solche Leute sollte man nicht als dumm bezeichnen, sondern sie verdienen Respekt. Da sind auch viele gute Überlebenskünstler dabei.

"Woraus man schliessen kann, dass es die DDR(tm) oder auch die BRD(tm) nicht gibt und nicht gab" - das liest sich etwas seltsam - ich wollte damit ausdrücken, dass das nicht für alle jeweils das gleiche war.

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bissfest777
bissfest777
10.04.22 um 20:38
In Antwort auf dickunddoof

An Russisch-Deutsch-Wörterbücher habe ich eher semi-gute Erinnerungen.
Russisch war ja zu DDr Zeiten Pflicht Fach.
Ich mag Sprachen zwar eigentlich recht gerne, tat mich auch nicht super schwer mit fremden Sprachen. Aber so gezwungenermaßen Russisch klernen zu müssen, naja meine Traumvorstellung war es damals nicht.


Katarina Witt mochte ich damals auch.
Eigentlich mochte die damals wohl fast jeder .
Ich weiß noch, dass wir 84 und 88 bei den Olympischen Spielen in der Schule über ihre Auftritte und Läufe geredet haben. Da hat die ganze Klasse, inklusive Lehrer mitgefiebert und "gefachsimpelt", ob und wie sie es schaffen könnte Olmpiasiegerin zu werden. Wir hatten zwar alle nicht wirklich Ahnung vom Eiskunstlauf, das hat uns aber nicht davon abgehalten, da im Geiste richtig mitzugehen.

Naja, die Witt wurde natürlich auch von der Staatsführung als VorzeigeAthletin "aufgebaut" und in der Öffentlichkeit so dargestellt, damit die Leute eine Identifikationsfigur hatten.

Nach der Wende ist ihr Nimbus dann aber für mich doch arg verblasst. Ich weiß nicht, das ganze mit Holiday on ice und so, das hat mich nicht überzeugt.
Und die komische Postcode-Werbung, die sie jetzt macht, finde ich eher peinlich.


Mit Geschichte habe ich es nicht ganz so.
Aber ich liebe Schlösser, Burgen, Kirchen;
ich bin mit meinen Eltern zig mal in Potsdam (Sanssouci) und in Sachsen (Dresden, Moritzburg) gewesen.
Luther (Wartburg, Wittenberg) fand ich auch interessant; ebenso Goethe (mit Weimar und Auerbachs Keller in Leipzig)


Das mit den nach der Wende zurückgelassenen Kindern wußte ich gar nicht. Das finde ich irgendwie absolut grausam; ich frage mich, wie Mütter, aber auch Väter ihre Kinder so einfach verlassen und ihrem Schicksal überlassen können. Die müssen sich doch sorgen, sich doch fragen, wie es dem Kind geht, ob es ihm gut geht. Das kann ich wirklich gar nicht nachvollziehen.

Meine Hinwendung zum Russischen ist eine völlig freiwillige. Was du schreibst, habe ich auch von anderen Menschen aus dem ehemaligen Ostblock gehört, dass das Erlernen des Russischen nichts Freiwilliges war. 

Während der Olympischen Spiele 1988, da fieberte ich mich Katharina Witt mit, 1984 war ich wohl noch zu klein. Was Katharina Witt nach dem Mauerfall gemacht hat, weiß ich gar nicht genau. 

Schlösser, Burgen, Kirchen, so meinte ich das. Außer Wittenberg habe ich in Ostdeutschland noch nicht viel gesehen. Das möchte ich gern nachholen. 

Ja, diese Dokumentation war wirklich sehr traurig. Du sprichst da ein paar sehr wesentliche Dinge an, die in der Dokumentation gezeigt wurden. Die Väter waren ja oft schon viel früher abwesend gewesen. Es handelte sich so gut wie immer um mit ihrer Lebenssituation heillos überforderte Mütter,  aus zerrütteten Familien und bzw. oder von den Vätern ihrer Kinder im Stich gelassen. Eine Mutter lieferte ihr Kind in der Tat bei der Polizei ab, bevor sie gin. Einige der Mütter aber ließen noch ein wenig Essen zurück und gingen dann. Viele der Kinder wurden verwahrlost, hungrig und durstig in den Wohnungen gefunden. Es kam auch wirklich heraus, dass man sich in den Heimen um die Kinder sehr bemühte. Viele der Kinder sagten vor laufender Kamera, dass ihre Mama im Urlaub sei und dass sie sie vermissten und dass sie hofften, dass sie bald zurückkommen würde. Manche der größeren Kinder begriffen schon, dass die Mutter nicht mehr zurückkommen würde. Traurig war, dass Geschwister aus organisatorischen Gründen nicht zusammen sein konnten. Das würde heute wohl anders machen, nehme ich an. Einige der Kinder, die heute natürlich erwachsen sind, sprachen über ihr Leben. Einige haben die Vergangenheit völlig hinter sich gelassen, wurden möglicherweise auch adoptiert und haben ein neues Leben, denken nicht mehr an die Mutter. Andere sind heute noch wütend, wenn sie zurückdenken, haben es aber geschafft, ihren eigenen Kindern gute Eltern zu sein. Und dann gab es auch einige, die heute noch sehr mit der Vergangenheit hadern. 

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S
silur_23482715
12.04.22 um 11:14
In Antwort auf dickunddoof

Wenn du in der DDR aufgewachsen bist, bist du doch aber selbst "ostdeutsche" Frau.
Wieso schreibst dann ausgerechnet du, ostdeutsche Frauen seien eingebildet? Damit beziehst du dich selbst doch eigentlich auch in dein "nicht so nettes Urteil" mit ein.

Ich dachte deine Mutter ist Russin?

Vielleicht ist es auch nur ein subjektiver EIndruck. Ich denke, es gibt überall gute und schlechte Menschen, eingebildete und nicht eingebildetete.

Meine Mutter ist Zugezogene in Russland.

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S
silur_23482715
12.04.22 um 11:37

Danke dickunddoof für diesen spannenden Thread. Ich denke dein Thread hat für mehr Verständnis auf beiden Seiten (Ost und West) beigetragen. Jeder kann die Sicht des Anderen nun besser nachvollziehen. 

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ninirose
ninirose
14.04.22 um 8:11
In Antwort auf dickunddoof

Da hast du ja nicht einmal die Wendezeit erlebt, und kennst alles nur vom Hörensagen,

Zu deinen Punkten
- neutrale Informationen,
was verstehst du darunter?
Natürlich wurde im DDR Fernsehen, wie auch in den sonstigen Medien (Radio, Zeitungen) Parteilinie vertreten. Und vermutlich vieles, insbesondere Probleme, Skandale nicht erwähnt.
Allerdings waren in der DDR bis auf wenige Regionen Westfernsehen und Radio zu empfangen. Es heißt zwar immer, es wäre verboten gewesen, man durfte das nicht hören, sehen, aber natürlich hat das jeder, der es empfangen konnte, auch gemacht. Und ich wüßte auch nicht, dass da mal jemand wirklich Schwierigkeiten gekriegt hat, der Westmedien empfing.
Man hat insoweit also schon internationale, aber auch nationale Nachrichten aus dem Blickwinkel des sog. Klassenfeindes betrachten können. Und konnte sich dann ein eigenes Urteil bilden.
(In der Regel ist es so gewesen, wie ganz oft - die Wahrheit lag/liegt meistens irgendwo in der Mitte.)


- Entbehrungen
schwierig zu sagen.

Auto
Ich war zu Wende-Zeiten noch zu klein/jung für ein eigenes Auto.
Wir hatten aber eins. Mein Onkel/Tante hatten eins, die Nachbarn hatten eins, die Freunde/Bekannten meiner Eltern/Onkel-Tante hatten eins. Die Eltern von Klassenkameraden/Schulfreundinnen hatten fast alle eins. Ehrlich gesagt kenne ich tatsächlich nur zwei Familien, die kein Auto hatte. 
Aber - natürlich hatten die Familien nur jeweils ein Auto, nicht wie heute, wie jeder meint, unbedingt eine eigene Karre zu brauchen.

Zudem war zu DDR-Zeiten der ÖPNV (aus meiner subjektiven Sicht) besser als heute.
Ich bin sehr ländlich aufgewachsen, und hier fuhren Busse, mehrfach am Tag. Schulbusse, aber auch Busse für die Werktätigen, morgens, mittags, nachmittags und abends. Und zwischen festen Zeiten, die sich am Schul- bzw. Arbeitsbeginn sowie Schulschluss/Hortschluss bzw. Arbeitsende/Schichtende orientierten, fuhren weitere Busse. Es gab von jedem kleinen Dorf gute Verbindungen in die Nachbardörfer und die Kreisstadt. Nicht wie heute, wo teilweise nur zwei Busse am Tag fahren.

Als Kinder/Jugendliche sind wir zudem mit dem Fahrrad gefahren, teilweise bis zu 20 Km, wenn wir irgendwohin zum Baden, ins Kino, zur Disco oder zu Jahrmärkten wollten.

- Angebot
sooo schlecht war das Angebot gar nicht.
Man hat nicht immer alles auf Anhieb erhalten (allerdings geht es mir im Westen seit Wendezeiten auch so, dass ich oft bestimmte Vorstellungen habe, und diesbezüglich nichts passendes finde; dabei bin ich bestimmt nicht so "spinnert", das mein Geschmack komplett aus dem Rahmen fällt)

Lebensmittel
wir mussten nicht hungern, sondern hatten "eigentlich" alles
Selten Bananen, Orangen in der Regel nur zu Weihnachten, im Sommer immer mal Wassermelonen
Ansonsten Obst und Gemüse satt, mit der Einschränkung, dass das Angebot sich natürlich nach der Saison richtete. frische Erdbeeren im Dezember gab es nicht - allerdings stellt sich die Frage, ob das wirklich notwendig ist.
Kein Mensch fällt tot um, wenn er im Dezember keine frischen Erdbeeren essen kann, Und der Umwelt/Natur wäre es wohl sehr viel zuträglicher, wenn sich Menschen mehr regional/saisonal ernähren würden.

Brot/Brötchen/Backwaren, Fleisch/Wurst, Milch/Molkereiprodukte, sonstige Grundnahrungsmittel -  gab es alles.
Auch hier allerdings mit Einschränkungen, es gab immer "etwas" zu essen
Es gab aber nicht bis Ladenschluss 20 verschiedene Sorten an Brot/Brötchen/Kuchen/Teilchen oder Wurst/Aufschnitt, Käse/Quark. Wenn ein Artikel einer Warengruppe weg/alle war, dann war er alle und man musste halt mit einer anderen Sorte Vorlieb nehmen.
Sooo schlecht war das aber eigentlich gar nicht. Ich denke man wurde nicht so "verwöhnt", musste flexibel sein, wenn es halt keine Schnitzel mehr gab, musste man eben umdisponieren und was anderes kochen.
Es wurden dadurch auch nicht so viele Sachen weggeworfen (jedenfalls bei uns nicht).
Tiere wurden weitaus vollständiger zu Ernährungszwecken verwendet, als heute. Heute hat man mitunter den Eindruck, Tiere würden nur aus "Edelstücken", wie etwa Schnitzel und Schinken bestehen.
Zu DDR Zeiten gab es eben auch Innereien, Blutwurst/Grützwurst, Schweinskopfsülze etc. pp.
(or allem auch in den Schul- und Werktätigenkantinen standen diese Dinge regelmäßig auf dem Speiseplan).


- Betreuungsangebot
Krippe, Kindergarten und Hort
ich hatte eine Oma, und bin nicht in die Krippe gegangen, aber in Kindergarten und Hort
Und ich fand es klasse. Da wurde gespielt, gebastelt, geturnt.
Aus heutiger Sicht finde ich es sinnvoll. Ich höre jetzt so oft, dass viele Kinder nicht schulreif sind, so einfache Koordinationsübungen wie auf einem Bein stehen/hüpfen, eine Rolle vorwärst machen, nicht mehr (richtig) können.
Das war zu DDR Zeiten nicht in dem Maße ausgeprögt, weil man wie gesagt, schon mit den Kleinen, im Kindergarten, auch geturnt hat. Wir wurden nicht "getrimmt", aber man hat halt bestimmte Spiele gespielt, Hüpfspieke/Seilspringen.

Schulhort - da gab es die Morgenbetreuung und die Nachmittagsbetreuung. Ich bin in beide gegangen, weil meine Eltern auswärts arbeiteten. Und fand das nicht schlimm. 
Im Nachmittagshort wurden mit den Kindern auch die Hausaufgaben gemacht; man hatte also auch von der Schule aus ein Auge darauf, wie ein Kind in der Schule mitkam, wo es Baustellen, Schwierigkeiten hatte, und hat dann gezielt unterstützt.


- Wohnsituation
auch schwierig zu beantworten.
Was ist beengt? Wieviel Platz braucht man denn? Und wie viele Menschen wohnen heute beengt? Weil nicht genügend Wohnungen zur Verfügung stehen, weil die Mieten nicht bezahlbar sind.
Und haben die im Westen denn in den 60/70/80er Jahren allesamt so viel besser gewohnt?
Es gibt heute noch - wir haben 2021 - sog. Schlichtwohnungen, Wohnungen ohne Heizung, Bad/Klo. Heute! Solche Wohnverhältnisse gab es doch vor 30/40 Jahren in noch viel größerem Umfang.
Ich habe/hatte Westverwandtschaft, die hatten zwar ein eigenes Haus, haben aber - wie wir in der DDR mit eigenem Haus - zum Heizen bis in die Anfang 80er Kohlen schleppen müssen; wir haben es bis zur Wende gemacht.
Klo auf halber Treppe hat es auch in beiden deutschen Staaten gegeben, auch das war ja kein Alleinstellungsmerkmal der DDR.

Danke für diesen interessanten Thread.


„neutrale Informationen, was verstehst du darunter?“


Dass Parteilinie vertreten wurde und es verboten war, Westfernsehen und Radio zu empfangen.
Interessant, dass man das trotzdem so gut empfangen konnte und ich hätte mit Angst, das zu hören, und auch mit mehr Konsequenzen gerechnet.


„Zudem war zu DDR-Zeiten der ÖPNV (aus meiner subjektiven Sicht) besser als heute.“


Das ist eine neue Information für mich.


„Als Kinder/Jugendliche sind wir zudem mit dem Fahrrad gefahren, teilweise bis zu 20 Km, wenn wir irgendwohin zum Baden, ins Kino, zur Disco oder zu Jahrmärkten wollten.“


Das habe ich auch in den 2000ern in NRW gemacht. Ich kann mir aber vorstellen, dass es in der DDR üblicher war?


„mit der Einschränkung, dass das Angebot sich natürlich nach der Saison richtete“


Wir würden viel nachhaltiger leben, wenn das immer noch so wäre. Sehe das also eher als Vorteil. Finde es generell positiv, was du über den Umgang mit Lebensmitteln in der DDR berichtest. 
 

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D
dickunddoof
14.04.22 um 10:55

Papierknappheit

Weil ich gerade wieder dieses Stichwort in den Nachrichten gelesen habe
was ich zu DDR-Zeiten wirklich gut fand, und was mir heute wirklich fehlt: ein Recyclingssystem, das diesen Namen verdient.
Ich war zu jung, um die Effizienz des DDR-Systems tatsächlich beurteilen zu können.
Das heute System scheint mir aber nicht sonderlich effizient zu sein.
Zumindest landen heute viele viele Wertstoffe, die einer erneuten Nutzung zugeführt werden könnten - und aus mehreren Gründen sollten - achtlos im Verbrennungsmüll oder, noch schlimmer, in der Umwelt.

Zu DDR-Zeiten wurde Papier weitgehend recycelt. Es gab sogar die Kategorie "Knüllpapier", das war wirklich alles, was so anfiel bspw. an Notizetteln, Einkaufslisten, Papierverpackungen von Zucker oder Puddingspulver, Papierbanderolen an Konserven, Gläsern etc.

Was am sog. SERO (Sekundär-Rohstoffe)-System gut war, man bekam Geld dafür.

Ich denke, wenn man das heute ebenfalls entgelten würde, dass Menschen ihren Müll bzw. die Wertstoffe ordentlich abgeben, würde weniger Müll in der Umwelt landen.

Derzeit herrscht wohl ein Papiermangel, insbesondere Mangel an graphischem Papier. Aber wirklich jedes Mal, wenn ich unterwegs bin, sehe ich unzählige Prospekte, Zeitungen, Werbung etc, die bestenfalls in irgendwelche Abfalleimer gestopft, häufig aber auch einfach auf Gehwege oder in Grünanlagen geschmissen wurden.

Gleiches gilt für Glas, für Blech(dosen).

Zu DDR-Zeiten, wo man dafür Geld erhielt, hätten sich Menschen gefunden, die die Dinge aufgesammelt und zur SERO-Stelle gebracht hätten.

Heute haben wir halt eine verdreckte Umwelt, knappe Ressorcen und Preissteigerungen bei den Produkten.

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esmeralda1701
14.04.22 um 20:17


In meinem Wohnort haben wir einen Werkhof, da konnen wir alles entsorgen! Papier, Karton, PET, Altmetall, Flaschen, grün, weiss, braun! Medikamente, Altöl! Einfach alles! Espresso Kapseln aus Metall, wird alles recyclet! Finde ich super, machen bei uns auch alle! Wirft jemand eine Zigarette aus dem Auto und die Polizei sieht es, gibt es eine Busse 50Fr.! Dieses Problem ist nur zu stoppen mit drastischen Bussen!

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D
dickunddoof
15.04.22 um 2:03
In Antwort auf esmeralda1701


In meinem Wohnort haben wir einen Werkhof, da konnen wir alles entsorgen! Papier, Karton, PET, Altmetall, Flaschen, grün, weiss, braun! Medikamente, Altöl! Einfach alles! Espresso Kapseln aus Metall, wird alles recyclet! Finde ich super, machen bei uns auch alle! Wirft jemand eine Zigarette aus dem Auto und die Polizei sieht es, gibt es eine Busse 50Fr.! Dieses Problem ist nur zu stoppen mit drastischen Bussen!

Einen Werkhof haben wir hier, wo ich wohne ebenfalls.
Fand ich "früher" auch eigentlich gut.
Inzwischen, d.h. seit ich gesundheitliche Probleme habe, bin ich da komplett anderer Ansicht.
Der Werkhof ist von meiner Anschrift ca 7 km entfernt. Für mich heute eine nicht mehr ohne weiteres zu bewältigende Entfernung. Und das Problem dürften viele Menschen in gewissen Situationen - krank, alt, nicht mobil - haben.

Würde man für die Abgabe der Stoffe Geld bekommen, und wären es nur ein paar Cent, könnte man Nachbarn, Nachbarkinder ect. fragen, bitten, die Dinge zum Wertstoffhof zu bringen. Klar, fragen kann man so auch. Aber, naja, die Hilfsbereitschaft ist heute nicht mehr so ganz das Wahre.

Und obwohl wir den Werkhof haben, landen hier ganz viele Dinge im normalen Haushalt.
Unsere Gemeinde/der kommunale Entsorger gibt jedes Jahr Unsummen aus für "Infomaterial", Prospekte, Flyer. Jedes Jahr aufs neue steht dort drin, dass die Mülltonnen (wir haben welche für Rest- und Biomüll) nicht mitgenommen/entleert werden, wenn sie "fehlbefüllt" sind - also zu voll und/oder Wertstoffe, die recycelt werden können, enthalten.
Ich komme regelmäßig an fehlbefüllten Tonnen vorbei - und da passiert: nichts.
Ich habe das in den vergangenen Jahren mehrfach gegenüber der Gemeinde "angezeigt", also nicht die konkreten Anwohner unmittelbar verpetzt, sondern allgemein auf die Beobachtung und die widersprüchlichen Angaben in den Prospekten hingewiesen, hat niemanden wirklich interessiert.
Die machen halt einfach die Tonnengebühren insgesamt, für alle Bürger, teurer, drucken weiter ihre besch... Prospekte, versenken dafür Steuergelder "im Klo", und ansonsten kommt keine Reaktion.

Ich weiß nicht, wie das in der Schweiz ist, hier in DE zählt zur Recyclingquote tatsächlich auch alles dazu, was einfach in irgendweinen Müllverbrennungsofen geschmissen wird.
So ein Irrsinn. Altpapier, Plastik, Alttextilien zu verbrennen, hat doch nicht wirklich etwas mit Wiederverwertung zu tun.
Klar, "verwertet" werden die Sachen da auch, einmalig zur Energieerzeugung, aber ich denke, der Normale Bürger versteht da unter Recycling doch ein bisschen was anderes.
Zumal Verbrennung ja auch nicht so unproblematisch ist; die Verbrennungrückstände (Aschen, Schlacken) enthalten hochgiftige Stoffe, die teilweise sogar krebserregend sind, zu Nervenschäden etc. pp führen können. Und der absolute Wahnsinn - der Dreck darf dann trotzdem tatsächlich noch für Straßenarbeiten (Verfüllungen), Lärmschutzwände und ähnliches verbaut werden.

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D
dickunddoof
15.04.22 um 12:49

Weil im Ukraine Thread jemand anführte, wir wären nicht mal in der Lage "selbst unsere Basics zu produzieren- Energie Lebensmittel alles wird grossteils importiert."

Was es zu DDR-Zeiten gab und ich echt toll fand, waren Obstbäume zwischen den Ortschaften, den Dörfern.
Ich kenne das dort aus etlichen Regionen. An den Straßenrändern der untergeordneten (Dorf)Straßen und überwiegend landwirtschaftlichen Nutzwegen standen Obstbäume, häufig Äpfel, aber auch Süß/Sauer-Kirschen, Pflaumen/Zwetschgen, Birnen. Wer wollte konnte sich "anmelden" und bekam dann eine bestimmte Anzahl an Bäumen "zugeweisen", um die er sich dann kümmern, d.h. die er ausschneiden musste. Im Gegenzug durfte er das Obst der Bäume nutzen. (Kann sein, dass darübr hinaus eine kleine Pacht für die Bäume erhoben wurde.)

Meine Großeltern hatten etliche solcher (Apfel)bäume. Ich erinnere, wie da regelmäßig im Herbst die Äpfel geerntet wurden.
Ein Teil der Früchte wurde zu einer Mosterei gebracht, zum mosten/saften.
Andere wurden als Kompett, Mus, Gelee eingekocht.
Ein großer Teil im Keller eingelagert.
Und natürlich wurden über Wochen hinweg unzählige Bleche Apfelkuchen gebacken.

Und Obst wurde "getauscht". Meine Großeltern bekamen jedes Jahr von einer befreundeten Familie ein paar Eimer Kirschen, von einer anderen einige Körbe Birnen - beides auch von solchen "Straßenbäumen". Im Gegenzug erhielten diese im Herbst von den Äpfeln.
Kirschen/Birnen wurden zu einem guten Teil auch eingekocht.
"Man" hatte also einen gut gefüllten Keller.

Klar, ich verkenne nicht, dass die Bereitschaft, heute noch selbst einzukochen, Marmelade zu machen, bei vielen nicht mehr gegeben ist.
Mir geht es auch eher um den Fakt, dass diese Bäume "damals" zu einem nicht ganz unwesentlichen Teil zur Ernährung der Bevölkerung beigetragen haben. Nach der Wende hat man die Bäume allerdings sehr schnell überall plattgemacht.

Es wäre aus meiner Sicht aber eine Möglichkeit, zumindest im Kern-/Steinobst-Bereich, die Selbstversorgerquote Deutschland zu erhöhen, wenn man die Straßengräben wie früher für solche Obstbäume nutzen würde.

Ich habe keine Ahnung, wieviel da zusammenkommen würde/könnte.
Aber wenn ich zur Zeit ständig höre, man müsse neue landwirtschaftliche Flächen erschließen, um insgesamt unabhängiger zu werden von Lebensmittelimporten. (Man diskutierte ja sogar, derzeit ökologisch genutzte Brachflächen wieder "freizugeben".)
Oder auch höre man muss Energie sparen - jede einzelne Kilowattstunde zähle da.
Dann denke ich einfach, auch jede Tonne Obst, die hier in Deutschland selbst produziert wird, hilft.
In beiderlei Hinsicht - bei den Lebensmitteln aber auch bei der Energie.
 

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F
fela_27318323
15.04.22 um 13:03
In Antwort auf dickunddoof

Weil im Ukraine Thread jemand anführte, wir wären nicht mal in der Lage "selbst unsere Basics zu produzieren- Energie Lebensmittel alles wird grossteils importiert."

Was es zu DDR-Zeiten gab und ich echt toll fand, waren Obstbäume zwischen den Ortschaften, den Dörfern.
Ich kenne das dort aus etlichen Regionen. An den Straßenrändern der untergeordneten (Dorf)Straßen und überwiegend landwirtschaftlichen Nutzwegen standen Obstbäume, häufig Äpfel, aber auch Süß/Sauer-Kirschen, Pflaumen/Zwetschgen, Birnen. Wer wollte konnte sich "anmelden" und bekam dann eine bestimmte Anzahl an Bäumen "zugeweisen", um die er sich dann kümmern, d.h. die er ausschneiden musste. Im Gegenzug durfte er das Obst der Bäume nutzen. (Kann sein, dass darübr hinaus eine kleine Pacht für die Bäume erhoben wurde.)

Meine Großeltern hatten etliche solcher (Apfel)bäume. Ich erinnere, wie da regelmäßig im Herbst die Äpfel geerntet wurden.
Ein Teil der Früchte wurde zu einer Mosterei gebracht, zum mosten/saften.
Andere wurden als Kompett, Mus, Gelee eingekocht.
Ein großer Teil im Keller eingelagert.
Und natürlich wurden über Wochen hinweg unzählige Bleche Apfelkuchen gebacken.

Und Obst wurde "getauscht". Meine Großeltern bekamen jedes Jahr von einer befreundeten Familie ein paar Eimer Kirschen, von einer anderen einige Körbe Birnen - beides auch von solchen "Straßenbäumen". Im Gegenzug erhielten diese im Herbst von den Äpfeln.
Kirschen/Birnen wurden zu einem guten Teil auch eingekocht.
"Man" hatte also einen gut gefüllten Keller.

Klar, ich verkenne nicht, dass die Bereitschaft, heute noch selbst einzukochen, Marmelade zu machen, bei vielen nicht mehr gegeben ist.
Mir geht es auch eher um den Fakt, dass diese Bäume "damals" zu einem nicht ganz unwesentlichen Teil zur Ernährung der Bevölkerung beigetragen haben. Nach der Wende hat man die Bäume allerdings sehr schnell überall plattgemacht.

Es wäre aus meiner Sicht aber eine Möglichkeit, zumindest im Kern-/Steinobst-Bereich, die Selbstversorgerquote Deutschland zu erhöhen, wenn man die Straßengräben wie früher für solche Obstbäume nutzen würde.

Ich habe keine Ahnung, wieviel da zusammenkommen würde/könnte.
Aber wenn ich zur Zeit ständig höre, man müsse neue landwirtschaftliche Flächen erschließen, um insgesamt unabhängiger zu werden von Lebensmittelimporten. (Man diskutierte ja sogar, derzeit ökologisch genutzte Brachflächen wieder "freizugeben".)
Oder auch höre man muss Energie sparen - jede einzelne Kilowattstunde zähle da.
Dann denke ich einfach, auch jede Tonne Obst, die hier in Deutschland selbst produziert wird, hilft.
In beiderlei Hinsicht - bei den Lebensmitteln aber auch bei der Energie.
 

Eigentlich ist immer so, dass nicht alles gut war, aber auch nicht alles schlecht war.

Es gibt immer die Schatten-, aber auch die Sonnenseite.

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sanftundsinnlich
15.04.22 um 21:43
In Antwort auf bissfest777

Aus der DDR kommen sehr gute Russisch-Deutsch-Wörterbücher.

Eine der Heldinnen meiner Kindheit war Katharina Witt. 

Toller Bildungsstandard, tolle Sportler.

Das Gebiet der ehemaligen DDR ist historisch betrachtet ein sehr interessanter Teil Deutschlands. 

Das Thema Wende und Mauerfall fasziniert mich sehr. 

Ich habe einmal eine Dokumentation über Kinder in Heimen gesehen, die von ihren Müttern nach der Öffnung der Grenze zurückgelassen worden waren, das war berührend und traurig.

Ich bin übrigens Österreicherin 😏 

"Aus der DDR kommen sehr gute Russisch-Deutsch-Wörterbücher."

Als ich das gelesen habe, mußte ich wirklich laut lachen.
Das ist dann in der Relevanz noch eine Stufe tiefer als
"Das Sandmännchen war besser."
oder
"Es gab einen Rechtsabbiegepfeil an den Ampeln."

Ich habe mir die guten Bücher von Böll und auch Fachbücher damals in Leningrad (heute St. Petersburg Russland) gekauft in den goldenen Zeiten der Perestroika.

In meiner Wahrnehmung waren etliche wirklich relevant Dinge besser als im Westen, z.B. das Bildungssystem besonders im Hinblick auf Naturwissenschaften.

Genauso war Vieles und leider absolut entscheidende Dinge wesentlich schlechter, vor allem Dinge, die in Zusammenhang mit Freiheit standen.

Dass DDR-Bürger keine Fernseher hatten usw. ist auch so ein nicht zutreffender Mythos. Ich kannte niemand, der keinen Fernseher hatte und ich kannte auch niemand, der nicht "Wetten dass.." und Thomas Gottschalk kannte.
 

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bissfest
bissfest
16.04.22 um 2:59
In Antwort auf sanftundsinnlich

"Aus der DDR kommen sehr gute Russisch-Deutsch-Wörterbücher."

Als ich das gelesen habe, mußte ich wirklich laut lachen.
Das ist dann in der Relevanz noch eine Stufe tiefer als
"Das Sandmännchen war besser."
oder
"Es gab einen Rechtsabbiegepfeil an den Ampeln."

Ich habe mir die guten Bücher von Böll und auch Fachbücher damals in Leningrad (heute St. Petersburg Russland) gekauft in den goldenen Zeiten der Perestroika.

In meiner Wahrnehmung waren etliche wirklich relevant Dinge besser als im Westen, z.B. das Bildungssystem besonders im Hinblick auf Naturwissenschaften.

Genauso war Vieles und leider absolut entscheidende Dinge wesentlich schlechter, vor allem Dinge, die in Zusammenhang mit Freiheit standen.

Dass DDR-Bürger keine Fernseher hatten usw. ist auch so ein nicht zutreffender Mythos. Ich kannte niemand, der keinen Fernseher hatte und ich kannte auch niemand, der nicht "Wetten dass.." und Thomas Gottschalk kannte.
 

Ich finde gute Wörterbücher sehr relevant. 

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bissfest
bissfest
16.04.22 um 3:00
In Antwort auf sanftundsinnlich

"Aus der DDR kommen sehr gute Russisch-Deutsch-Wörterbücher."

Als ich das gelesen habe, mußte ich wirklich laut lachen.
Das ist dann in der Relevanz noch eine Stufe tiefer als
"Das Sandmännchen war besser."
oder
"Es gab einen Rechtsabbiegepfeil an den Ampeln."

Ich habe mir die guten Bücher von Böll und auch Fachbücher damals in Leningrad (heute St. Petersburg Russland) gekauft in den goldenen Zeiten der Perestroika.

In meiner Wahrnehmung waren etliche wirklich relevant Dinge besser als im Westen, z.B. das Bildungssystem besonders im Hinblick auf Naturwissenschaften.

Genauso war Vieles und leider absolut entscheidende Dinge wesentlich schlechter, vor allem Dinge, die in Zusammenhang mit Freiheit standen.

Dass DDR-Bürger keine Fernseher hatten usw. ist auch so ein nicht zutreffender Mythos. Ich kannte niemand, der keinen Fernseher hatte und ich kannte auch niemand, der nicht "Wetten dass.." und Thomas Gottschalk kannte.
 

Und vom guten Bildungsstandard habe ich ja auch geschrieben. 

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gwenhy
gwenhy
16.04.22 um 10:05

Ich stamme aus der DDR und lebe seit meinem 2 Lebensjahr in Berlin. Ich komme nicht aus einer oppositionellen Familie, sprich, meiner Familie hat es in der DDR gefallen und wir waren zufrieden mit dem, was wir hatten und wie wir lebten. Wir waren jedes Jahr im Urlaub und was wir brauchten, hatten wir. Ich hatte meine Teeniejahre dann nach der Wende und hatte natürlich Glück mit vielmehr Möglichkeiten der individuellen Entfaltung, als das mein Bruder und meine Schwester hatten. Ich konnte auch über den ersten Bildungsweg studieren, was meine Geschwister nicht konnten, da unsere Eltern beide studiert hatten und sie nicht super Noten hatten. War aber nicht das Thema. Sie hätten über den zweiten Bildungsweg ihre Wunschberufe erreichen können. Mein Kleiderschrank war gut gefüllt und ich konnte mit Stilen experimentieren. Das hätten meine Geschwister nur gekonnt, wenn jemand von uns hätte nähen können. 

Was rückblickend von meinen Eltern auch als negativ empfunden wird, war der gesellschaftliche Zwang zu vielen Dingen. ZB. die Demonstrationen im Januar (Gedenktag von Liebknecht/ Luxemburg), 1. Mai und oft auch zum 7. Oktober, dazu die Parteisitzungen und ehrenamtlichen Tätigkeiten, welche nicht freiwillig waren. Auch das private Leben war nicht so privat. Bei größeren Problemen der Schulkinder kam es vor, dass der Lehrer mit dem Vorgesetzten der Eltern sprach und die Erziehungsprobleme dann im Kollektiv beraten wurden. Besonders gute Vorschläge kamen dann natürlich von den kinderlosen Kollegen. Auch das Zusammenleben in den Wohnhäusern (als den größeren) war organisiert in der Hausgemeinschaftsleitung. Dort gab es dann verschiedene Funktionen und dienten auch einer gewissen Einflussnahme bei "Fehlverhalten" und klar, es gab auch immer wieder Fälle von Machtmissbrauch. Gut war das Organisieren von Kinderfesten, Märchenabenden in der Adventszeit, Fasching und der Subbotnik, der Arbeitseinsatz aller Bewohner zum Erhalt und Schönermachen der Wohnanlage und Häuser oder auch die Unterstützung von älteren und kranken Mitbewohnern. 

Gut war die Möglichkeit der Reparatur, selbst von Strumpfhosen, Schirmen und elektrischen Kleinstgeräten. 

Was die Konsummöglichkeiten anging, die waren begrenzt, aber Mangel litten wir nicht. Das Sein bestimmt ja auch das Bewusstsein und was man nicht kennt, dass vermisst man auch nicht. Besser fand ich auch, dass man sich nicht immer verkaufen musste und dieser Gedanke von der stetigen Selbstoptimierung...aber vlt ist das auch eher der Zeitgeist und hat nichts mit einem anderen gesellschaftssystem zu tun.

In den westlichen Ländern liegt ganz viel in der Eigenverantwortung, man muss sich kümmern und informieren. Das schafft nicht jeder.  In der DDR war alles organisiert. Von der Kinderbetreuung, Freizeitmöglichkeiten über Ausbildung, Beruf bis hin zur Wohnung. 

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adraste
16.04.22 um 18:36
In Antwort auf gwenhy

Ich stamme aus der DDR und lebe seit meinem 2 Lebensjahr in Berlin. Ich komme nicht aus einer oppositionellen Familie, sprich, meiner Familie hat es in der DDR gefallen und wir waren zufrieden mit dem, was wir hatten und wie wir lebten. Wir waren jedes Jahr im Urlaub und was wir brauchten, hatten wir. Ich hatte meine Teeniejahre dann nach der Wende und hatte natürlich Glück mit vielmehr Möglichkeiten der individuellen Entfaltung, als das mein Bruder und meine Schwester hatten. Ich konnte auch über den ersten Bildungsweg studieren, was meine Geschwister nicht konnten, da unsere Eltern beide studiert hatten und sie nicht super Noten hatten. War aber nicht das Thema. Sie hätten über den zweiten Bildungsweg ihre Wunschberufe erreichen können. Mein Kleiderschrank war gut gefüllt und ich konnte mit Stilen experimentieren. Das hätten meine Geschwister nur gekonnt, wenn jemand von uns hätte nähen können. 

Was rückblickend von meinen Eltern auch als negativ empfunden wird, war der gesellschaftliche Zwang zu vielen Dingen. ZB. die Demonstrationen im Januar (Gedenktag von Liebknecht/ Luxemburg), 1. Mai und oft auch zum 7. Oktober, dazu die Parteisitzungen und ehrenamtlichen Tätigkeiten, welche nicht freiwillig waren. Auch das private Leben war nicht so privat. Bei größeren Problemen der Schulkinder kam es vor, dass der Lehrer mit dem Vorgesetzten der Eltern sprach und die Erziehungsprobleme dann im Kollektiv beraten wurden. Besonders gute Vorschläge kamen dann natürlich von den kinderlosen Kollegen. Auch das Zusammenleben in den Wohnhäusern (als den größeren) war organisiert in der Hausgemeinschaftsleitung. Dort gab es dann verschiedene Funktionen und dienten auch einer gewissen Einflussnahme bei "Fehlverhalten" und klar, es gab auch immer wieder Fälle von Machtmissbrauch. Gut war das Organisieren von Kinderfesten, Märchenabenden in der Adventszeit, Fasching und der Subbotnik, der Arbeitseinsatz aller Bewohner zum Erhalt und Schönermachen der Wohnanlage und Häuser oder auch die Unterstützung von älteren und kranken Mitbewohnern. 

Gut war die Möglichkeit der Reparatur, selbst von Strumpfhosen, Schirmen und elektrischen Kleinstgeräten. 

Was die Konsummöglichkeiten anging, die waren begrenzt, aber Mangel litten wir nicht. Das Sein bestimmt ja auch das Bewusstsein und was man nicht kennt, dass vermisst man auch nicht. Besser fand ich auch, dass man sich nicht immer verkaufen musste und dieser Gedanke von der stetigen Selbstoptimierung...aber vlt ist das auch eher der Zeitgeist und hat nichts mit einem anderen gesellschaftssystem zu tun.

In den westlichen Ländern liegt ganz viel in der Eigenverantwortung, man muss sich kümmern und informieren. Das schafft nicht jeder.  In der DDR war alles organisiert. Von der Kinderbetreuung, Freizeitmöglichkeiten über Ausbildung, Beruf bis hin zur Wohnung. 

Die bisher beste Zusammenfassung  in einemBeitrag zum Thema. Ich habe denStrang gestern entdeckt und mit Interesse gelesen.

Ich selbst habe dieKindheit und frueheJugend in der DDR erlebt und kann vieles  von Dir bestaetigen.

An mir bekannten  damaligen Schuelern  kenne ich das auch was Du da nennst, dass das offen  und zuweilen blossstellend diskutiert wurde.

Ich hattenatuerlich keine Einblicke, inwieweit das auch offiziell in die Arbeitsstellen ging, dafuer war ich zu jung, aber das, was Du berichtest, passt gut zu meinen Beorbachtungen, die oeffentlicheDiskussion ueber dieProbleme desBetreffenden im Klassen- und Schulverband betreffend.

Ich unterstelle demStaat da nicht mal Boeswilligkeit, eher, dass das aktivierend und unterstuetzend gedacht war. Sozialistische Gruppen sprachen eben Probleme an und fanden gemeinsam eine Loesung, diese Idee stand bei denen wohl dahinter wie in Alt68 er Kommunen.


Aber ich  sehe es als negativ an, dass er den Effekt  des sich " Nackig Machens" vor negativen.Charakterzuegen unterschaetzt wurde,die  bei weitem nicht helfen wollten und diese Veroeffenlichungen zum Blosstellen und Ausschlachten  benutzten, dieOffiziellen ignorierten das mMeinung nach  und  korrigierten das Konzept nicht, entgangen sein kann demStaat das nicht.

Was mir damals noch positiv auffiel- jede Klasse hatte einePatenbrigade in einemBetrieb. Das war ein Betriebsteam, das mit denSchuelern verbunden war und die Schueler mit ihm.

Man beschenkte sich gegenseitig. organisierte Ausfluege , Wandertage,Betriebsbesichtigubgen, ein Abgesandter kam immer zu den Zeugnisverleihungen und schenkten uns dann Suessigkeiten oderspaeterBlumen,  oder  es gab z B Vortraege o a  von Mitarbeitern die  ein besonderssProjekt planten oder imAusland waren(  bei uns blieb mir einDiaabend von einem Mitarbeiter in Erinnerung, der  in den End80  ern fuer  einigeWo oder Monate inSyrien  zumForschen war)wir bastelten etwas fuer sie oder sammelten Altpapier und Flaschen, wovon wir zB einen Ausflug der Patenbrigade insTheater mitfinanzierten oder Praesente mitgaben o aehnliches.

Unseres war ein landwirtschaftliches Forschungslabor, gut gemischt, engagiert und auch an uns interessiert,  vielleicht  habe ich es deshalb auch in guter Erinnerung. Ich will nicht ausschliessen, dass es auch anders ging und die die Schueler als Belastung empfandenplus das auch spueren liessen.

Was jemand schon nannte-das Wertstoffsammeln war super und durch die wenn auch geringen Entgelte auch motivierend

Eig wurde das Konzept  uebernommen mit dem gruenenPunkt,- soweit ich weiss, gab es das zuvor nicht.
Aber wie so oft- es wurde halbherzig umgesetzt.

Was ich z B nicht verstehe- das man Metalle in den  gruenen Punkt  gibt.Dass da zuviel gemischt ist. 
Es wird schon  getrennt selbst Gruen und Braunglas- wobei Maschinen eh den Glasvorbruch nochmal photooptisch sortieren-- haette man stattdessen  nicht Gruen und Braun zusammenlegen und ueberall Metalltonnen hinstellen koennen? Da  kaemen  dann Joghurtdeckel  und Alufolie rein Deckel von Flaschen und Glaesern Dosen und anderes Metall. Metalle sind ja essentiell wertvoll und werden sogar bezahlt,  wenn man sie zumSchrotthof bringt.
Aber die sind weit verstreut.

Was ich auch besser fand- 10 Jahre zusammen in einerKlasse.Und Nachmittagsaktivitaeten liefen vorwiegend  ueber die Schulen, heute muss man selbst Vereine bemuehen. Wir hatten enorm viel : vonLiteratur  ueberSprachen Mathe Chemie  Physik Biologieexkurse Informatik Schach und etliche Sportarten.Selbst Handarbeiten.



Und was noch positiv ist, dass dieDDR das vitale Dorfleben weiter konservierte - das war nichts, was sie extra erschufen,das wurde eben weitergefuehrt.

Wo die doerflichen Strukturen , die doerflichenArbeitsplaetze die Laeden Gasthoefe Dorfkruege in den alten BLab den60 ern zunehmend verschwanden, konservierte die DDR das bis in die80 er zumMauerfall 
Die Organisation des kulturellenDorflebens   uebernahm  sie v a von denKirchen.
Die kirchlichen Feiern wurden staatlich.






 



 

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gwenhy
gwenhy
16.04.22 um 21:01
In Antwort auf adraste

Die bisher beste Zusammenfassung  in einemBeitrag zum Thema. Ich habe denStrang gestern entdeckt und mit Interesse gelesen.

Ich selbst habe dieKindheit und frueheJugend in der DDR erlebt und kann vieles  von Dir bestaetigen.

An mir bekannten  damaligen Schuelern  kenne ich das auch was Du da nennst, dass das offen  und zuweilen blossstellend diskutiert wurde.

Ich hattenatuerlich keine Einblicke, inwieweit das auch offiziell in die Arbeitsstellen ging, dafuer war ich zu jung, aber das, was Du berichtest, passt gut zu meinen Beorbachtungen, die oeffentlicheDiskussion ueber dieProbleme desBetreffenden im Klassen- und Schulverband betreffend.

Ich unterstelle demStaat da nicht mal Boeswilligkeit, eher, dass das aktivierend und unterstuetzend gedacht war. Sozialistische Gruppen sprachen eben Probleme an und fanden gemeinsam eine Loesung, diese Idee stand bei denen wohl dahinter wie in Alt68 er Kommunen.


Aber ich  sehe es als negativ an, dass er den Effekt  des sich " Nackig Machens" vor negativen.Charakterzuegen unterschaetzt wurde,die  bei weitem nicht helfen wollten und diese Veroeffenlichungen zum Blosstellen und Ausschlachten  benutzten, dieOffiziellen ignorierten das mMeinung nach  und  korrigierten das Konzept nicht, entgangen sein kann demStaat das nicht.

Was mir damals noch positiv auffiel- jede Klasse hatte einePatenbrigade in einemBetrieb. Das war ein Betriebsteam, das mit denSchuelern verbunden war und die Schueler mit ihm.

Man beschenkte sich gegenseitig. organisierte Ausfluege , Wandertage,Betriebsbesichtigubgen, ein Abgesandter kam immer zu den Zeugnisverleihungen und schenkten uns dann Suessigkeiten oderspaeterBlumen,  oder  es gab z B Vortraege o a  von Mitarbeitern die  ein besonderssProjekt planten oder imAusland waren(  bei uns blieb mir einDiaabend von einem Mitarbeiter in Erinnerung, der  in den End80  ern fuer  einigeWo oder Monate inSyrien  zumForschen war)wir bastelten etwas fuer sie oder sammelten Altpapier und Flaschen, wovon wir zB einen Ausflug der Patenbrigade insTheater mitfinanzierten oder Praesente mitgaben o aehnliches.

Unseres war ein landwirtschaftliches Forschungslabor, gut gemischt, engagiert und auch an uns interessiert,  vielleicht  habe ich es deshalb auch in guter Erinnerung. Ich will nicht ausschliessen, dass es auch anders ging und die die Schueler als Belastung empfandenplus das auch spueren liessen.

Was jemand schon nannte-das Wertstoffsammeln war super und durch die wenn auch geringen Entgelte auch motivierend

Eig wurde das Konzept  uebernommen mit dem gruenenPunkt,- soweit ich weiss, gab es das zuvor nicht.
Aber wie so oft- es wurde halbherzig umgesetzt.

Was ich z B nicht verstehe- das man Metalle in den  gruenen Punkt  gibt.Dass da zuviel gemischt ist. 
Es wird schon  getrennt selbst Gruen und Braunglas- wobei Maschinen eh den Glasvorbruch nochmal photooptisch sortieren-- haette man stattdessen  nicht Gruen und Braun zusammenlegen und ueberall Metalltonnen hinstellen koennen? Da  kaemen  dann Joghurtdeckel  und Alufolie rein Deckel von Flaschen und Glaesern Dosen und anderes Metall. Metalle sind ja essentiell wertvoll und werden sogar bezahlt,  wenn man sie zumSchrotthof bringt.
Aber die sind weit verstreut.

Was ich auch besser fand- 10 Jahre zusammen in einerKlasse.Und Nachmittagsaktivitaeten liefen vorwiegend  ueber die Schulen, heute muss man selbst Vereine bemuehen. Wir hatten enorm viel : vonLiteratur  ueberSprachen Mathe Chemie  Physik Biologieexkurse Informatik Schach und etliche Sportarten.Selbst Handarbeiten.



Und was noch positiv ist, dass dieDDR das vitale Dorfleben weiter konservierte - das war nichts, was sie extra erschufen,das wurde eben weitergefuehrt.

Wo die doerflichen Strukturen , die doerflichenArbeitsplaetze die Laeden Gasthoefe Dorfkruege in den alten BLab den60 ern zunehmend verschwanden, konservierte die DDR das bis in die80 er zumMauerfall 
Die Organisation des kulturellenDorflebens   uebernahm  sie v a von denKirchen.
Die kirchlichen Feiern wurden staatlich.






 



 

Die zehn gemeinsamen Jahre in der Klasse konnten auch der Horror sein für die Aussenseiter. Ich persönlich fand es sehr gut später noch mal starten zu können. 

Die Förderung der Individualität kam leider zu kurz, speziell auch die Förderung von Fantasie. Dafür lernten wir schon in den unteren Klassen Kampflieder...generell war es doch auch recht militaristisch in der DDR. 

In meiner Klasse war damals eine Kaufhalle (Supermarkt) die Partnerbrigade und das brachte viele Leckereien. 
 

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S
sanftundsinnlich
17.04.22 um 7:35
In Antwort auf gwenhy

Die zehn gemeinsamen Jahre in der Klasse konnten auch der Horror sein für die Aussenseiter. Ich persönlich fand es sehr gut später noch mal starten zu können. 

Die Förderung der Individualität kam leider zu kurz, speziell auch die Förderung von Fantasie. Dafür lernten wir schon in den unteren Klassen Kampflieder...generell war es doch auch recht militaristisch in der DDR. 

In meiner Klasse war damals eine Kaufhalle (Supermarkt) die Partnerbrigade und das brachte viele Leckereien. 
 

"Dafür lernten wir schon in den unteren Klassen Kampflieder...generell war es doch auch recht militaristisch in der DDR."

Das stimmt. Es war extrem militaristisch.
Neben dem Lehrlingswohnheim, in dem ich gewohnt habe, gab es eine Sturmbahn und die wurde auch einmal im Monat genutzt Angang der 80er. Die Jungs mußten da dann immer drüber im Rahmen der "vormilitärischen Ausbildung". Ich hab mich so doof angestellt, dass sie mich aber zum Glück aus Mitleid in die Kleiderkammer versetzt haben. Zur Armee mußte ich dann trotzdem für 3 Jahre, weil ich studieren wollte. Da hatte ich aber wieder Glück. War Funker und hab die letzten 2 Jahre davon im Schichtdienst in einem Nachrichtenbunker gearbeitet. Bin nie wieder in meinem Leben soviel zum Lesen gekommen wie damals. Das erste Jahr hab ich weitestgehend verdrängt. War nicht so schön.
Als Kind in den 70ern bin ich in einem Ort mit einer russischen Garnison aufgewachsen. Muß gerade heute oft daran denken, an die endlosen Panzerkolonnen, die direkt unter unserem Fenster vorbeigerollt sind. Damals fand ich das nur interessant und in keinster Weise beunruhigend komischerweise.

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A
adraste
17.04.22 um 14:39
In Antwort auf gwenhy

Die zehn gemeinsamen Jahre in der Klasse konnten auch der Horror sein für die Aussenseiter. Ich persönlich fand es sehr gut später noch mal starten zu können. 

Die Förderung der Individualität kam leider zu kurz, speziell auch die Förderung von Fantasie. Dafür lernten wir schon in den unteren Klassen Kampflieder...generell war es doch auch recht militaristisch in der DDR. 

In meiner Klasse war damals eine Kaufhalle (Supermarkt) die Partnerbrigade und das brachte viele Leckereien. 
 

Ok wenn man will findet man ueberall etwas Negatives. Fuer Aussenseiter sind auch sechs Jahre zusammen zu viel.

Ich meine aber auch eher dieLeistungstrennung.
Theoretisch koennte man die Schuler abKlasse 5 auch damals in lockeren  kursen belassen, die sich  mit denParallelklassen mischen  

Generell ist das  Auseinandersortieren der Schueler  nachLeistung in derBundesrepublik negativ zu bewerten.



Militaristisch- ja das stimmt, wobei da bei uns nur das noetigste lief.
Die haben, so scheints mir heute,so weit wie  mgl  opponiert
 

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gwenhy
gwenhy
17.04.22 um 20:16
In Antwort auf adraste

Ok wenn man will findet man ueberall etwas Negatives. Fuer Aussenseiter sind auch sechs Jahre zusammen zu viel.

Ich meine aber auch eher dieLeistungstrennung.
Theoretisch koennte man die Schuler abKlasse 5 auch damals in lockeren  kursen belassen, die sich  mit denParallelklassen mischen  

Generell ist das  Auseinandersortieren der Schueler  nachLeistung in derBundesrepublik negativ zu bewerten.



Militaristisch- ja das stimmt, wobei da bei uns nur das noetigste lief.
Die haben, so scheints mir heute,so weit wie  mgl  opponiert
 

Ja, der Sozialdarvinismus und des Leistungsdenken, auch dieser Selbstoptimierungswahn ist nervig...aber vlt ist es auch ein Teil des Zeitgeist.

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E
eisbrecher
19.04.22 um 13:29

Nicht viel, das muss ich ehrlich zugeben. Ich bin nicht in der DDR aufgewachsen und habe sie auch nie besucht.

Wir hatten da keine Verwandten und ich bin damit aufgewachsen, Geschichten über die DDR zu hören, also im Grunde, wie schlecht es den Leuten dort so geht und dass sie absolut nichts haben. Dass die DDR eine Diktatur ist und man fürchten muss, nicht mehr rauszukommen, wenn man hinfährt, weil einen die Stasi wegen der kleinsten Verfehlung gleich festnimmt und man für immer verschwindet. Also mehr oder weniger Horrorgeschichten. 

Aus diesem Grund hatte ich auch nie Lust, dahin zu fahren. Aus eigener Erfahrung kann ich also gar nichts berichten. 

Im Endeffekt wird es wohl so sein, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt. Natürlich, Diktatur, Schießbefehl, eigene Entscheidungen nur eingeschränkt möglich, solche Dinge sind schrecklich. Dass es nicht alle Produkte zu kaufen gab wie im Westen, finde ich jedoch nicht so schlimm. Es gab halt andere und was man nicht kennt, vermisst man auch nicht. 

Am Schlimmsten würde ich in Außensicht die Einmischung in persönliche Entscheidungen empfinden. Was und wo man arbeitet, wieviel man verdient, wie groß die Wohnung ist, was man in seiner Freizeit zu tun hat (bzw. was man nicht tun darf), dass es keine Wahlen gab...

Wie hast du es denn empfunden, in der DDR zu leben? 

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E
eisbrecher
19.04.22 um 13:33
In Antwort auf ninirose

Und zu deinen Beispielen:


„ihr hattet doch nichts, es gab nichts zu essen, nichts anzuziehen“ sind weit verbreitete Annahmen und ich denke, dass die Tendenz (weniger Auswahl als im Westen, Wartezeiten) stimmt, aber es zu drastisch ausgedrückt ist.


„es gab keine Gardinen an den Fenstern, keine vernünftigen Möbel“ hab ich bisher noch nicht gehört. Was ist da dran?


„die Leute hatten kein Fernsehen“ stimmt so nicht, verbreitete sich aber später als in der BRD und ich weiß auch nicht, wie viel Prozent der Bevölkerung einen eigenen Fernseher hatten. Aber das lässt sich ja nachschauen.


„die Leute waren zu faul zu arbeiten“ - Ist das wirklich ein Vorurteil? Das habe ich noch nicht gehört.


„die Ossis waren unfähig/zu dumm zu arbeiten und zu wirtschaften“ - Nein, nicht die Bevölkerung, aber die Planwirtschaft funktionierte nicht wirklich gut.
 

Das mit der angeblichen Faulheit der Ossis habe ich auch noch nie gehört. Vielmehr habe ich gehört, dass es sowas wie Arbeitslosigkeit in der DDR gar nicht gab, weil einfach jeder arbeiten musste. Keiner wurde gefragt, ob er arbeiten will, man bekam dann einfach irgendeinen Job zugeteilt.

Faulheit war also gar nicht möglich. 

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E
eisbrecher
19.04.22 um 13:37
In Antwort auf beate44

Also ich habe in der DDR gelebt...und ich lebe auch jetzt noch dort.
Als die Wende war, war ich ungefähr 14 Jahre alt.
Ich habe nichts vermisst.

Zitat: ihr hattet doch nichts- es gab nichts zu essen, nichts anzuziehen...
Als es gab eine recht eigensinnige Marktwirtschaft, der "Verteilung". Die Güter wurden auf das Volk verteilt, so das nicht einer alles bekommt, sondern jeder die gleiche Menge. Wenn man also einkaufen ging, konnte jeder nur eine bestimmte Menge kaufen, damit die anderen auch etwas davon bekommen.
Wo eine lange Menschenschlange war, haben wir uns grundsätzlich angestellt, obwohl wir nicht wussten, was angeboten war. Südfrüchte waren Mangelware...dafür musste man lange anstehen und jeder Kunde bekam nur eine Bananenstaude und nicht fünf oder so. Genauso war es mit Weintrauben. Jeder eine Rebe.Jeder ein Netz mit Orangen. Das alles wurde aufgeteilt. Was aber kein Problem war, denn wir kannten es ja so. Wir freuten uns nach langem Bananen bekommen zu haben.
Das gleiche galt für Bücher und Schallplatten usw....gab es eine Schallplatte eines Stars aus dem Westen standen wir lange an- egal ob wir den Star kannten oder nicht...es war Westware und deswegen begehrt.
Aber Dinge des täglichen Bedarfs gab es immer....nur eben kein Luxus, nichts aus dem kapitalistischen Ausland. Alles eigene Herstellung.
Das wir nichts anzuziehen hatten, kann ich nicht bestätigen. Was fehlte war Vielseitigkeit. Es konnte also passieren das man eine tolle Jacke gekauft hat, die nach einiger Zeit jeder trug. Dafür waren die Erwachsenen aber sehr kreativ und haben Kleidung selbst genäht und gestrickt. Und wir haben oft "gebrauchte" Kleider von unserer Verwandtschaft getragen, einfach weil die Kleidung noch taugte.  Es gab Kleidung aber eben aus der Massenherstellung, nichts was man chick fand. Was es heute aber auch noch gibt...wie oft durchquere ich die Boutiquen und finde nichts.

Der Vorteil, den wir heute haben:
Wir können besser kochen, vor allem selbst und frisch. In der DDR gab es kein TK und kein Fertigessen. Wir haben mehr in selfmade-art gelebt. Das Gemüse und Obst hatten wir aus dem eigenen Garten. Wir waren Selbstversorger und das können heute viele nicht, sie wissen nicht, wie das geht. Ich denke wir Ossis haben auch gelernt uns einzuschränken, womit heute viele nicht klarkommen.


Zitat: es gab keine Gardinen an den Fenstern...
das finde ich schräg, denn das habe ich erst nach der Wende kennengelernt. Wir hatten Gardinen und auch Übergardinen, oft mehrlagig, weil man nicht wollte, das jemand von draussen hineinschaut.  Fenster ohne Gardinen waren mir zu Wendezeiten völlig fremd. Nur wenn die Wohnung unbewohnt war, hingen keine Gardinen dran....

Zitat:keine vernünftigen Möbel...
Nun ja...hier kommt wieder das Thema Vielseitigkeit an. Wir hatten alle Möbel, was man damals eben modern fand. Einmal im Jahr kam eine neue "Möbellinie" raus, die meistens weibliche Vornamen hatten "Wohnwand Clivia " ect.  Auch die Möbel wurden im eigenen Land hergestellt oder im sozialistischen Ausland...man hat damals wohl auf das praktikable geachtet, als auf den Chick...vermute ich. Aber die Möbel hielten eindeutig länger.  Es waren Möbel auf Lebenszeit. Man hat sich nur einmal ein Ehebett usw. gekauft und nur einmal eine Küche und nur einmal einen Schrank.

Zitatie Leute hatten kein Fernsehen
Das kam sicherlich darauf an, ob man sich das leisten konnte. Technik war teuer. In meinem Umfeld hatten aber alle einen Fernseher.

Zitat: die Leute waren zu faul zu arbeiten
Na solche gibt es heute auch. Der Staat hat JEDEM eine Arbeit gegeben. Auch die, die man nicht machen wollte. Wenn man nicht "werktätig" war und seine Arbeit " schwänzte" oder "bummelte"  war man "assozial". Dies stellte einen Straftatbestand dar und konnte einen sogar ins Gefängniss bringen. Es gab keine Arbeitslosigkeit.

Zitatie Ossis waren unfähig/zu dumm zu arbeiten
wer sagt so etwas....also es gab keine Arbeitslosigkeit. Auch Menschen ohne Bildung haben eine Arbeit bekommen. Der Bildungsstandard war recht hoch. Das Abitur konnte man damals nur mit einem elitären Zensurenschnitt ablegen. Nix Abi mit 3,5 und so...
Die Ossis waren straff erzogen und sehr diszipliniert.


Zitat: DDR war (auch deshalb) pleite,
ja die DDR war pleite. Was aber nicht an der Bevölkerung, sondern an der Politik lag. Die DDR war ein sehr kleines Land. Natürlich kann ein so kleines Land im Weltmarkt nicht bestehen.

Wie war für mich die Wende ?
Also meine Eltern hatten Angst vor dem bösen Kapitalismus und die meisten haben die Dinge sehr vorsichtig betrachtet. Einige hatten Angst, sie würden nach ihrer Reise in den "Westen" nicht mehr zurück dürfen. Wir hatten Verwandte im Westen und diese haben uns besucht. Sie fanden den Osten sehr duster...( wahrscheinlich vom heizen mit Kohle ).
Ich habe mich von Dingen angezogen gefühlt,die ich aus der Fernsehwerbung kannte. Eine Sucht habe ich zu Milka und Kinderschokolade entwickelt. An Bananen haben ich mich überfressen und konnte dann lange Zeit keine Bananen mehr sehen. Fasziniert haben mich die Fischstäbchen von Iglo, Cornflakes und Nutella. Honig hatte ich in der DDR im Überfluss, weil mein Vater Imker war.

Fazit:
Ich bleibe dabei, es hat mir nichts gefehlt. Etwas was man nicht oder nur sehr selten hat, kann man auch nicht vermissen.








 

Ganz ehrlich? Das mit der gerechten Verteilung finde ich gar nicht so schlecht. Gerade angesichts dessen, dass heute viele Leute Lebensmittel oder Gebrauchsartikel hamstern wie blöd.  Es werden so viele Lebensmittel weggeworfen, weil die Menschen einfach zuviel davon kaufen in ihrer Gier. 

Die Vielseitigkeit/Auswahl wäre aber sicher wünschenswert gewesen. 
Die Leute waren aus meiner Sicht weder dumm noch faul, aber die Politik und die Planwirtschaft ließen eben keine wirtschaftliche Entwicklung zu. 

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E
eisbrecher
19.04.22 um 13:41
In Antwort auf laerke_27098577

Wenn du so etwas erzählst, dann läuft das in den Köpfen von Menschen, die sich der "anderen Seite" zugehörig fühlen, wie folgt weiter:

Aus dem Umstand, dass es zB kein Orangeat gab, schliesst man, dass es gar nichts gab und alle am Hungertuch nagten. Der ganz normale menschliche Hang zur Übertreibung, um sich besser vorkommen und wichtig machen zu können.

Ich habe mich eigentlich eher gefragt, was denn an Orangeat so toll sein soll, dass man sich das wünscht. Ich kann das gar nicht nachvollziehen, weil mir das überhaupt nicht schmeckt. Frische Orangen sind viel besser und die gab es offensichtlich ja zumindest gelegentlich in der DDR.

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E
eisbrecher
19.04.22 um 13:45
In Antwort auf laerke_27098577

Vielleicht ist ja die leibliche/biologische Mutter Russin, die in der DDR war, aber sie ist durch ihr Aufwachsen im DDR-Kinderheim und der Adoptivfamilie eine ostdeutsche Frau? Interessant wäre es schon, zu erfahren, wie es zur Trennung von der leiblichen Mutter kam, und dazu, dass die Tochter in Deutschland lebt und die Mutter in Russland.

Interessant natürlich, aber auch sehr persönlich.

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